- 09:28 ab München Hauptbahnhof – 13:20 an Wien Westbahnhof (kein Umsteigen, 04:02 Fahrtzeit)
Motel One, 3 Sterne, Wien Westbahnhof, Europaplatz 3, 1150 Wien, DZ/F < 100 €
Wien Westbahnhof
- 09:16 ab Wien Westbahnhof – 10:22 an Bratislava hl.st. (kein Umsteigen, 01:06 Fahrtzeit)
Mercure Bratislava Centrum Hotel, 4 Sterne, Zabotova street 2, Bratislava 1, DZ/F <70 €
Bratislava
- 09:53 ab Bratislava hl.st. – 12:53 an Budapest-Keleti (kein Umsteigen, 02:42 Fahrtzeit)
Royal Park Boutique Hotel, 4 Sterne, Nefelejcs u. 6, 1078 Budapest, DZ/F < 80 €
Budapest Keleti
- 08:05 an Budapest-Keleti – 16:22 an Belgrad (kein Umsteigen, 08:17 Fahrtzeit)
Belgrade City Hotel, 4 Sterne, Savski trg 7, Belgrad, DZ/F < 50 €
Belgrad
- (wem 8 Stunden im Zug zu lang sind, der kann z.B. in Subotica (zu Deutsch Maria-Theresiopel) Station machen, dem ersten Halt in Serbien, an/ab Subotica 12:26
Hotel Galleria, 4 Sterne, Matije Korvina 17, Subotica 2400, DZ/F < 90 €)
Irgendwo in Serbien
- 09:25 ab Belgrad – 20:10 an Sofia (kein Umsteigen, 09:45 Fahrtzeit)
Ramada Sofia, 4 Sterne, Maria Luisa Blvd 131, 1202 Sofia, DZ/F < 80 €
Sofia
- (wem fast 10 Stunden im Zug zu lang sind, der kann z.B. in Niš (zu Deutsch Nisch) Station machen, an/ab Niš 14:15
ArtLoft Hotel, keine Klassifizierung, Oblačića Rada 8, Niš 18000, DF/F < 60 €)
Irgendwo im Nirgendwo in Bulgarien
- 20:40 ab Sofia – 02:05 an Kapikule (kein Umsteigen, 05:25 Fahrzeit)
Zug verlassen – Grenzkontrollen – wieder in Zug steigen
- 02:55 ab Kapikule – 07:50 an Istanbul Sirkeci (kein Umsteigen, 04:55 Fahrtzeit)
(In diesen sauren Apfel muss man beißen, denn es gibt nur diese eine tägliche Zugverbindung zwischen Sofia und Istanbul mit Umsteigen und Grenzkontrollen um 02:00 Uhr morgens am A… der Welt und danach weiter nach Istanbul; der nächste Halt wäre Edirne um 03:20, aber erstens wird man um diese Zeit dort kaum in einem Hotel einchecken können und zweitens ist es dann eh schon egal)
Istanbul Sirkeci
Das ist keine Reise für Eisenbahnromantiker, die dampfende und zischende Lokomotiven, liebevoll renovierte historische Wagons und spektakuläre Streckenverläufe suchen; das ist auch keine Reise für Menschen die Luxus und Entspannung suchen à la Orient-Express, Salon-Wagen, Kellner mit weißen Handschuhen, komfortable Schlaf-Abteile, mehrgängige Menues in feinen Speisewagen … all das gibt es auf dieser Reise garantiert nicht. Selbst wenn man erste Klasse bucht und reserviert, die gibt sich relativ wenig zur Zweiten Klasse. Die Wagen sind zumeist ausgenudelte Bundesbahn-Wagons aus den Siebzigern, irgendwann wohl preiswert auf den Balkan verscherbelt oder verschenkt, und seit dem dort ohne ersichtliche Reparaturen oder Renovierungen durchgängig im Einsatz und in entsprechendem abgenudeltem Zustand. Am atemberaubendsten sind gewiss die Sanitär-Einrichtungen: dort, wo zu Bundesbahn-Zeiten mal die Toiletten waren, sind heute vielfach noch die Toilettenschüsseln, manchmal aber auch nur noch ein Loch im Boden auf den Gleise, fließend Wasser, Klopapier, Seife, Handtücher gibt es natürlich ebenfalls nicht, und das Gerüchlein, das in diesen Orten herrscht, das hat es wahrlich in sich. Platzreservierungen helfen zuweilen, nur wenn ein bulliger Bulgare mit Bizeps-bewehrten Begleitern breitbeinig bestellte Bahnsitze besetzt, dann diskutiert man nicht über Reservierungen und Anrechte auf die Plätze (abgesehen davon, dass man selber kein Bulgarisch, die Bulgaren ihrerseits kein Deutsch oder Englisch sprechen), das wird auch kein Schaffner tun, sofern überhaupt einer in dieser Situation auffindbar ist, da wird man sich still schweigend trollen, woanders an Plätzchen suchen oder die Fahrt notfalls im Gang stehend verbringen … oder man findet einen Schaffner, steckt diesem 20 EURO zu, dann verbringen ein paar nicht ganz so Bizeps-bewerte Bulgaren, Ungarn oder Serben die Fahrt stehend und grollend auf dem Gang und man selber bekommt deren Sitzplätze. So ist das halt, auf dem Balkan. Dafür fahren die Züge überraschend zuverlässig und pünktlich, auch das muss man konzedieren. Rauchverbote in den Wagons interessieren hinter Wien niemanden wirklich mehr, in der Slowakei und in Ungarn wird wenigstens noch nur auf den Gängen geraucht, ab der serbischen Grenze wird überall gequalmt, was das Zeugs hält – bis zur Türkischen Grenze, denn kaum sind die Türkischen Schaffner im Zug, wird keine Kippe mehr toleriert. Generell hat man – dies als Kuriosum am Rande – bei dieser Zugfahrt den Eindruck, wenn man das EU-Mitglied Bulgarien verlässt und in die Türkei kommt, dass man wieder in zivilisiertere und geordnetere Gefilde gelangt. Über Speisewagen verfügen die Züge natürlich ebenfalls nicht, zuweilen schiebt ein mürrischer Mensch ein versifftes Wägelchen mit allerlei Getränken und zweifelhaften Sandwiches durch die Gänge, an den Bahnsteigen warten oft einheimische Mütterchen, die Selbstgemachtes für lächerliche Preise offerieren. Generell sollte man sich für jede Fahrt-Etappe jedoch selber mit genügen Getränken und Futter eindecken, um bis zum nächsten Zielbahnhof über die Runden zu kommen. Es kann einem allerdings auch passieren, dass eine einheimische Familie oder Reisegruppe unvermittelt ihr mitgebrachtes Futter – weiße Brote, Käselaibe, Würste, selbstgemachten Wein und Schnaps, Tomaten und Gurken, oft auch eingelegtes saures Gemüse – auspackt, und wenn die Leutchen nicht gerade wegen der Platzansprüche eines westlichen Reisenden von einem bestochenen Schaffner auf den Gang gejagt wurden, so kann man sicher sein, dass man zum Mitessen eingeladen wird. Anfänglich beschlich uns noch die Angst von KO-Tropfen, Räuberbanden, geplünderten Rucksäcken, entwendeten Kreditkarten und geschändeten Jungfern … uns zumindest ist nichts dergleichen passiert, die Leute sind einfach freundlich, gastfrei und an Fremden interessiert, und wir haben einfach bodenständig, grobschlächtig, aber gut mit ihnen geschmaust und getrunken und uns dabei mit Händen, Füßen, Englisch und vor allem bei den Alten auch in Deutsch verständigt.
Kiskunfélegyháza (wo sonst?)
Planen kann man solch eine Reise – man höre und staune – mit dem Online-Fahrplan der Deutschen Bahn (www.bahn.de), mit dem Ding kann man tatsächlich Züge samt Abfahrts- und Ankunftszeiten und Zwischenhalts bis nach Asien raussuchen … nur Tickets kann man dort nicht bekommen. Buchen kann man die Bahntickets für solch eine Reise zum Beispiel über das Reisebüro Gleisnost in Freiburg(www.gleisnost.de) oder über das Reisebüro Kopfbahnhof in Berlin (www.kopfbahnhof.info), die helfen auch gerne bei der Streckenplanung, wenn man selber nicht nach Zügen suchen mag. Und die Reisebüros sind unschlagbar billig, da sie die Tickets im Ausland kaufen, wir z.B. waren von München bis Istanbul mit Tickets der Bulgarischen Staatsbahnen unterwegs, in Bulgarien über das Reisebüro zu Landespreisen für weniger als 250 € gekauft (für die Strecke München – Istanbul, 1. Klasse mit Reservierungen … auch wenn diese oft wenig bringen), Dank irgendwelcher Abkommen zwischen den Landes-Bahngesellschaften sind diese Bulgarischen Tickets dann aber in allen Ländern auf der Strecke gültig. Zurück fliegt man ganz normal von Istanbul heim.
Endstation Istanbul
Die vorgeschlagenen Hotels sind gewiss nicht die ersten Häuser an den jeweiligen Plätzen. Vielmehr wurden sie so ausgewählt, dass man am Bahnhof ankommt, 5, maximal 10 Minuten zum Hotel läuft, eincheckt, duscht (glauben Sie mir, Sie werden nach diesen Zugfahrten duschen wollen!) und dann zu Fuß in die jeweiligen Innenstädte bummelt. Alle Hotels sind solider 3- oder 4-Sterne-Standard, immer deutlich unter 100 EURO für ein Doppelzimmer mit Frühstück, sauber, sicher (auch so eine Kategorie auf dem Balkan), gute Betten, Badezimmer im „West-Standard“, meistens ordentliches Frühstück, Bar für den Absacker am Abend, Essen sollte man „landestypisch“ in den jeweiligen Städten, nicht in den Hotels. (Einzige Ausnahme ist das Art Loft Hotel in Niš, das ca. 25 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt direkt in der Altstadt liegt; erstens wäre mir kein akzeptables Hotel in Niš in Bahnhofsnähe bekannt, zweitens ist das Art Loft Hotel eine Klasse für sich, und das in einer abgelegenen Mittelstadt mitten auf dem Balkan. Niš und das Hotel lohnen den Zwischenstopp wahrlich …)
Vororte von Istanbul
Wenn man vormittags im Zug sitzt, gegen Mittag in der nächsten Stadt ankommt, sich dort dann eineinhalb Tage aufhält und nach zwei Übernachtungen weiter fährt, braucht man schon drei Wochen für diese Reise, plus Zeit für Istanbul, sofern man in dieser Stadt auch noch bleiben möchte. Lässt man Subotica und Niš aus (was eigentlich schade wäre, wenn man schon mal in der Ecke ist), schafft man’s auch gerade so in zwei Wochen – aber das ist Minimum.
Watch it, stupid!