Viele habe es scho imme gewusste: wir Deutschen sind einfach die besseren Italiener. Bohnenkaffee è passato. Heute trinkt man Latte, will sagen Latte macchiato oder gerne auch mal due Latte macchiati. Denn wir, die Nördlichsten aller Italiener, können inzwischen sogar schon den Plural bilden (Apropos, was ist eigentlich der Plural von Mehrzahl?). Vorbei die Zeiten, als wir noch zwei Expressos, drei Gläser Lambortschinis und vier Gnotschis mit molto Parmesano bestellten.
Heute fühlen wir uns in der italienischen Küche mit all ihren Pizza-, Tratto- oder gar Oste-rias wie zu Hause – a casa quasi. Egal, ob 3:4, 1:3 oder 0:2 – so oft können die Italiener uns gar nicht bei irgendwelchen Fussball-WMs demütigen, dass wir nicht immer wieder gerne bei ihnen speisen.
Wir sind eingeladen. Unser Spezl Herbert feiert im „Il Trottolo“, seiner Stamm-Trattoria. Seit unser Herbert eine Fertiggarage am Gardasee hat, nennt er sich selbst nur noch Herberto, meldet sich am Handy stets mit „Pronto“ und bestellt im Ristorante ausschließlich in der Muttersprache der dort Werktätigen. Unser Italo-Gote nimmt sich als Apertivo einen Maestro di Cacciatore con Gelato, also einen Jägermeister auf Eis – Ramazzotti schlägt ihm immer so auf den Magen, erklärt er mir. Herberto ruft „Vitello Tonnato“ – ist das nicht der brutale Vorstopper von Inter Mailand?, denke ich mir noch als mich der Kellner fragt: „Dottore, vielleichte Ossobuco?“
„Nein“, erwidere ich leicht irritiert, „schöne Stadt, aber ich komme aus München. Nur was hat das mit dem Essen zu tun?“
Herbertos vollbusiger Gemahlin, ich glaube sie nennen sie hier alle „Brustchetta“, tropft die Soße ihrer Nudeln, oh Verzeihung ihrer Pasta, auf die Tischdecke. Solche fiesen Flecken gehen wohl nur noch mit viel Antipasta raus. Ich nehme dann doch die Pizza Regina, die klingt so schön deutsch. Essen war molto bene, wir zahlen: „La contadina, per favore!“
Arriwiedertschi und tschiweddiamo, Ihr Matteo Pantaloni