Fährhaus Neßmersiel

Summa summarum: Einäugiger unter den kulinarischen blinden Touristenlokalen am Wattenmeer mit bürgerlicher Fischküche ohne erkennbares überdurchschnittliches Können und ohne jegliche Raffinesse, aber mit viel Öl an den Salaten.

Schlägt man die gängigen Restaurantführer von Guide Michelin bis Schlemmeratlas auf, um ein nettes Lokal in Ostfriesland, zwischen Emden und Wilhelmshaven zu finden, … so findet man … nichts, zumindest fast nichts, außer den üblichen McDonalds- & Co.-Lobhudeleien auf Tripadvisor, Yelp & Co. der Essengeher, die eindeutig nicht zum denkenden und besseren Teil des Volkes gehören.  Slowfood, Falstaff, Schlemmer Atlas und Guide Michelin zumindest ist das Fährhaus Neßmersiel in Dornum eine lobende Erwähnung wert, der Feinschmecker hat es Anfang 2018 zum viertbesten Fischrestaurant Deutschlands gelobhudelt, und der Gusto vermeldet, es sei „längst eine Institution für Genießer an der ostfriesischen Küste“ mit einer „Verbindung aus bodenständiger traditioneller Gastlichkeit und hohem Anspruch.“ Vielleicht sollte es aber zu denken geben, dass das Fährhaus in neuen Gault Millau und auch im neuen Varta Führer nicht mehr erwähnt wird. Einerlei, auf nach Neßmersiel, von Osten kommend immer hinter’m Deich entlang durch’s platte, grüne Marschland, durch touristisch aufgepimpte, belanglose, im Sommer chronisch überlaufene rote Backstein-Dörfer mit Straßencafés, Kitschläden und Frühstückspensionen, am Wasser meist Matsch, hier Watt geheißen und als Naturschauspiel sondergleichen gehypt, dann und wann abwechselnd kleine Fährhäfen mit erstaunlich großen Parkplätzen für die Fähren zu den Inseln und winzige, meist künstliche Sandstrände, die dann doch wieder in Matsch übergehen. Es muss schon ein besonderer Schlag Menschen sein, der hier seinen Urlaub verbringt.

Ostfriesland, Fährhaus Neßmersiel, Gerold Janssen, Gerrit Kather, Maximilian Eberleh, Dornum

Jedem das Seine, also Fährhaus Neßmersiel. Wasser sieht man auch hier keines, ist der Deich davor (was ja auch Sinn macht, besonders bei Sturmflut). Ein paar rote Häuser, eines davon besagtes Fährhaus, größer als die anderen, zweistöckig, davor Parkplätze, an der Seite eine gepflasterte, nicht sonderlich romantische Terrasse mit Tischen und ein paar Strand-freien Strandkörben, innendrin gemütliche, klar strukturierte, rustikale, in die Jahre gekommene Einrichtung mit Dielenböden, blanken Tischen, erfreulich wenig Deko-Kitsch, trotzdem irgendwie stylisch, weiter hinten die Treppe zu den Gästezimmern in den oberen Stockwerken.

Ostfriesland, Fährhaus Neßmersiel, Gerold Janssen, Gerrit Kather, Maximilian Eberleh, Dornum

Die große Schiefertafel mit der handgeschriebenen Tageskarte ist erstmal vertrauenserweckend, hier werden tatsächlich saisonale Gerichte angeboten, Maischolle, Spargel, Rote Bete, Grünkohl, aber auch mal Sashimi vom yellow fin Thunfisch in Sesammarinade oder gegrillte Jakobsmuscheln mit Wakamé Glasnudelsalat. Hier will jemand zeigen, dass er kochen kann, nämlich Küchenchef Gerold Janssen mit seinen Küchenmeistern Gerrit Kather und Maximilian Eberleh, der zugleich auch Mit-Inhaber ist. Menues gibt’s keine, auch keinen Gruß aus der Küche, draußen gibt’s noch nicht einmal Tischdecken, drinnen wenigstens Tischläufer und Stoffservietten. Dennoch, gehobene Gastronomie kommt irgendwie anders daher. Aber das wäre ja nicht weiter schlimm, tolles Essen in unprätentiöser Umgebung, das kann auch was haben.

Ostfriesland, Fährhaus Neßmersiel, Gerold Janssen, Gerrit Kather, Maximilian Eberleh, Dornum

Apropos, Stichwort tolles Essen, darum sollte es hier ja gehen: verglichen mit den Touristenpensionen der Umgebung isst man im Fährhaus Neßmersiel sicherlich überdurchschnittlich. Aber persönlich haben wir keinen kulinarischen Grund gefunden, freiwillig und um des Genießens Willen nochmals freiwillig nach Neßmersiel zu fahren. Friesentartar: einwandfreie, handgepulte, heimische Krabben mit etwas Grünzeugs vermischt und fettig in Öl ertränkt, bar jeder Frische, Leichtigkeit, Raffinesse. Friesische Küstenfisch – Bouillabaisse: dünner Fischfond mit zu weichem Gemüse und verkochten Fischbrocken. Matjesfilets: gut gereift, zart, mild gesalzen, wohlschmeckend, die Sauce wohl selbstgemacht und nicht Konservierungsstoffe-schwanger, Beilagensalat ölig-fettig und fern jeglicher Knackigkeit und Frische. Wiener Schnitzel: zwei zähe Fleischfetzen vom Kuh-Baby, Panade tatsächlich abgehoben und knusprig, die angekündigten Bratkartoffeln entpuppen sich als kurz in Fett angebräunte Kartoffeltrümmer ohne Zwiebel, Speck, Liebe, Raffinesse, Beilagensalat ölig-fettig und fern jeglicher Knackigkeit und Frische. Kutterscholle: lauwarm, breiig, ohne Biss, Kartoffeln und Buttersauce i.O., Beilagensalat ölig-fettig und fern jeglicher Knackigkeit und Frische. Rote Grütze: angedickte TK-Beeren mit einer Kugel industriellem Vanilleeis in der Mitte. Aber das Jever war stets frisch gezapft und süffig, und die Servicekräfte flott und freundlich.

Ostfriesland, Fährhaus Neßmersiel, Gerold Janssen, Gerrit Kather, Maximilian Eberleh, Dornum

Hotel Restaurant Fährhaus
Inh. Maximilian Eberleh
Dorfstraße 42
26553 Neßmersiel
Tel +49 (49 33) 3 03
Fax +49 (49 33) 23 90
E-Mail info@faehrhaus-nessmersiel.de
Internet: www.faehrhaus-nessmersiel.de

Hauptgerichte von 13,50 € (Bandnudeln mit Gemüse-Rahmsauce) bis 35,00 € (350g-Steak mit Beilagen), Drei-Gänge-Menue von 25,50 € bis 54,00 €

DZ Ü/F 80 € bis 130 € (pro Zimmer, pro Nacht)

Das sagen die Anderen:
Dehoga-Klassifizierung: n.a.
Guide Michelin (Booktable) Inspektoren: Bib Gourmand
Guide Michelin (Booktable) Gästebewertungen: 4,5 von 5 Punkten (bei 8 Bewertungen)
Gault Millau: n.a.
Gusto: 5 von 10 Pfannen (Küchenleistung); 1 von 5 Bestecken (Service, Ambiente)
Falstaff: 88 von 100 Punkten, 2 von 4 Falstaff-Gabeln
Schlemmer Atlas: 2 von 5 Kochlöffeln
Varta: n.a. (Restaurant); n.a. (Übernachtung)
HRS-Klassifizierung: n.a.
Booking.com-Klassifizierung: n.a.
Holidaycheck: 6 von 6 Sternen (bei 54 Bewertungen), 100% Weiterempfehlung
Yelp: 3,5 von 5 Sternen (bei 35 Bewertungen)
Tripadvisor: 4,5 von 5 Punkten (bei 93 Bewertungen)
Google: 4,4 von 5 Sternen (bei 158 Bewertungen)

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3 Comments

  1. Thomas Horn

    Sind die Rezensenten sicher, tatsächlich im Fährhaus gespeist zu haben? Ich jedenfalls habe die Küche dort zigmal genießen dürfen und hatte nie den Eindruck, weniger als wirklich überdurchschnittlich gut gegessen und auch getrunken zu haben. Vielleicht hat das Jever den Blick auf die wirklich hervorragende Speisen- und (bemerkenswert an der Küste) Weinauswahl vernebelt? Wie hoch muss den das Ross sein, ven welchem aus solch versnobte Kommentare verfasst werden? Auf solcher Art anspruchsvolle Gäste kann das Fährhaus sicherlich verzichten. Weiter so, liebes Fährhaus-Team!

  2. Reich

    Hahahaha. Was ist das denn für ein Vollpfosten? Keine Ahnung von guter Küche und dann noch die abfälligen Bemerkungen über das wunderbare Ostfriesland. Mein Gott, wie armselig muss man sein um so einen Quatsch von sich zu geben. Armer,trauriger Mensch.

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