Der Tag, an dem James Bond starb

Das ist sie, die original Bercher’s Bar (mit falschem Apostroph) im Pupp in Karlsbad, wo alle Kasino-Szenen im dem James Bond – Film „Casino Royale“ gedreht wurden, die ja angeblich in einem Hotel Splendid in Montenegro spielen sollen. Über „Casino Royale“ kann man geteilter Meinung sein, über Daniel Craig ebenfalls, nicht aber über Craigs alias Bonds Antwort auf die für einen James Bond – Film obligatorische Frage des Barkeeper „Gerührt oder geschüttelt?“. Da antwortet dieser Bond-Eleve „Sehe ich aus, als ob mich das interessiert?“ Parallel gab es zu diesem von dem Bier-Multi Heinecken bis zum Erbrechen mit product placement zugepflasterten Streifen ein Anzeigen-Motiv einer rot gekleideten, mondänen, natürlich sehr sexy Frau mit dem Claim „Some things shouldn’t be shaken or stirred.“ Ha-ha, selten so gelacht. Als ich diese Szene sah war das der Tag, an dem James Bond für mich starb. So etwas sagt man nicht als James Bond. Punktum. Die Vodka-Orgien zur Produkt-Platzierung waren ja in den alten Filmen schon schlimm genug (wer die Bücher gelesen hat weiß, dass der literarische Bond eher Scotch trank), und egal, was Ian Flemming als „Original-Rezept“ für den Martini beschreibt (in „Casino Royale“ heißt es „drei Maß Gordon’s, ein Maß Wodka und ein halbes Maß Kina Lillet, geschüttelt, mit Zitronenzeste“, diese Mixtur wird heute nach Bonds Geliebter als „Martini Vesper“ offiziell geführt), „Sehe ich aus, als ob mich das interessiert?“ ist keine zulässige Antwort auf die Frage „Gerührt oder geschüttelt?“, das ist eine unverblümte Kampfansage  an die gesamte Barkultur. James Bond ist also tot, in „Ein Quantum Trost“, „Skyfall“ und „Spectre“ spielt ergo ein Zombie.

Ach ja, und an zwei Abenden, an denen ich in Becher’s Bar war, tat ein Barkeeper Dienst, der absolut Null Ahnung von Martinis hatte, der gekühltes Glas und gewaschenes Eis ebenso wenig verstand wie Lemon Twist und der mir andauern Wermut mit Gin und Olive schütteln wollte. Daniel Craig ist an diesem Orte also nicht der Einzige, dem der Martini Cocktail links am Arsche vorbei geht. Nun gut, am dritten und den folgenden Abenden hatte dann ein richtiger Barkeeper Dienst. Auch kein Aushängeschild für ein legendäres Grandhotel.

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