Welcome to Sicily

Morgens, halb zehn, auf dem Hotelparkplatz mitten in Marsala. OK, der Mietwagen war komplett leer, ich habe Versicherungen gegen Alles und Jeden abgeschlossen (die Versicherungen waren wohl teurer als die Karre selber), der Hotelbesitzer, seins Zeichens Eigentümer des ersten Hauses am Platze, ist außer sich und unterstützt mich, wo es nur geht, die herbeigerufenen Polizisten sind freundlich, wir schütteln die Hände, trinken erstmal Espresso zusammen, den der Hotelbesitzer aus dem Frühstücksraum bringen lässt, der Rezeptionist dolmetscht wie der Teufel, die Polizisten machen Photos, drehen und wenden meinen Perso und schreiben ein Protokoll – auf Italienisch! -, das ich später unterschreiben werde, ohne irgendetwas zu verstehen (mal schauen, ob ich eine Waschmaschine gekauft habe), ich habe derweil die Notfall-Nummer von Avis angerufen, ein Operator sagt mir einen Rückruf eines Sachbearbeiters zu, der nach einer viertel Stunde tatsächlich auch erfolgt, nur leider ist das Englisch der Dame aus Mailand – wo offensichtlich die italienische Zentrale von Avis sitzt – dermaßen desaströs, dass ich kein Wort verstehe, außer „we can exchange“, nur das wie und wo des „exchange“ bleibt mir verborgen. Beherzt greift irgendwann der außer sich seiende Hotelbesitzer ein. Der Rezeptionist dolmetscht, sein Chef fragt, bei welcher Autovermietung ich sei, beide recherchieren kurz im Internet, dann wählt der Chef eine Nummer – die der nächsten Avis-Station am Flughafen von Marsala – und beginnt das Reden; das Reden wird zum lauten Reden, das laute Reden wird zum Schreien, das Schreien wird zum Brüllen … und plötzlich ist seine Stimme wieder ganz normal, ich vermeine, noch ein „Grazie“ zu vernehmen, er legt auf, redet kurz auf Italienisch mit dem Rezeptionisten, der mir übersetzt, ich möge mich nach abgeschlossener Polizeiaktion zum Flughafen Trapani begeben, dort stünde ein Ersatzwagen für mich bereit. Außerdem, dolmetscht der Rezeptionist, wenn mir irgendwelche Kosten bei der Versicherung oder dem Mietwagenunternehmen durch den Vorfall entstünden, das Hotel würde diese selbstverständlich übernehmen; und wenn ich eine Nacht länger in Marsala bleiben müsste, ich sei selbstverständlich kostenfreier Gast des Hotels. Die Nummer ist dem Hotelbesitzer echt peinlich. To make a long story short: ich kriege am Flughafen relativ problemlos eine Ersatzkarre (merke: Avis), habe drei Stunden meines Urlaubs mit ärgerliche Dingen verloren, und ich habe eine Einladung des Hotelbesitzers aus Marsala, wenn ich das nächste Mal vor Ort bin, gibt’s eine Gratisübernachtung.

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