Üblicher Weise mache ich um chefkoch.de, einem Unternehmen des Bertelsmann-Konzerns, bei dem z.B. auch das Magazin essen und trinken erscheint, einen weiten, einen ganz weiten Bogen, und das nicht nur, weil sich alldorten neben und in deftiger Hausmannskost Maggi, Knorr, Nestlé, Erasco, Oetker, Iglu und wie die ganzen Convenience-Anbieter alle heißen, ein fröhliches Stelldichein mit faulen und/oder ungebildeten Möchte-Gern-Köchen/innen geben. Mir ist scheißegal, wenn ich bei nahezu jeder Rezeptsuche mit Google an erster, zweiter und auch noch dritter Stelle unbezahlte Einträge auf chefkoch.de finde (aber, rein SEO- und Traffic-technisch: bewundernswert), ebenso scheißegal ist mir, dass chefkoch.de Europas größte Kochseite mit 300.000 Rezepten, 70 Foren und mehreren 100.000 Kommentaren ist, solange dort Rezepte beginnen mit: „1 Packung Kartoffelpüreepulver, 1 Tetrapack braune Soße, 1 Glas Spargel, 4 vorgegarte Hühnchenbrüste …“. Da wird mir regelmäßig schon beim Lesen schlecht. Und wenn man bedenkt, dass die Menschen, die ihre kulinarischen Großtaten dort noch in schriftlicher Form, teilweise sogar noch mit kompromittierenden Photos orchestriert, veröffentlichen, zu dem kulinarisch interessierteren (man beachte: Komparativ!) Teil der Bevölkerung zählen, der sich mit Kochen und Essen aktiv auseinandersetzt (auf welchem Niveau auch immer), dann möchte ich gar nicht wissen, was bei dem kulinarisch weniger interessierten Teil der Bevölkerung auf die Tische kommt.
Diese Schwäche der Seite chefkoch.de ist jedoch zugleich auch eine Stärke, auch das muss man eingestehen. Wenn man sich gerade nicht dafür interessiert, was abgehobene Sterneköche und omnipräsente Medien-Koch-Huren gerade von ihren Souschefs, Assistenten und Food-Stylisten zusammenrühren lassen, sondern wenn man wissen will, was in Volkes Töpfen und Pfannen kocht, brät und schmort, so hat man bei chefkoch.de eine ganz vorzügliche Quelle. Ich arbeite gerade an einer „Kloßologie“, einer Typologie des Kloßes als solchem, und bereits nach den allerersten Recherchen stellte sich heraus, dass das gar nicht so einfach ist, denn Klöße, Kloßrezepte und Kloßnamen gibt es mannigfaltigste. Hier – das muss ich jetzt konzedieren – ist chefkoch.de mit über 1.500 Kloßrezepten, alle aus Volkes Feder, zumindest ein nützlicher Recherche-Pool, wenngleich meist dutzendfach dasselbe oder ähnliches drinnen steht, dazu hunderte Male „Man nehme eine Packung Fertig-Kloßteig und bereite sie nach Packungsangabe zu.“. Aber die eine oder andere unbekannte Zubereitungsart – Coburger Klöße etwa kannte ich gar nicht – findet sich dort schon, und einmal gefunden kann man das Rezept sodann auch auf richtigen Kochseiten gegenchecken. So weit, so gut. Beim durchflippen der über 1.500 Kloßrezepte auf chefkoch.de stieß ich allerdings auf ein Rezept einer Person namens metalfreaky, welches keinesfalls der geneigten kulinarischen Öffentlichkeit vorenthalten werden darf und welches ich somit hier unter hoffentlicher Einhaltung aller Urheber- und Copyright-Vorschriften zum Besten geben möchte: Unter der Überschrift „Toaströllchen mit Käsefüllung und Klößen“ schlägt Frau oder Herr metalfreaky vor, man möge eine halbe Packung Kloßteig und eine Packung Hollandaise nach Packungsanleitung zubereiten, sodann von acht Sandwichtoastbrotscheiben die Rinde zu entfernen, die Scheiben mit dem Nudelholz platt zu walzen, mit Käse zu belegen, zusammenzurollen, in reichlich Fett auszubacken und sodann mit den Fertig-Klößen und der Fertig-Hollandaise zu servieren. Wer macht denn sowas, echt ey …
Jeder von uns hat ja irgendwie eine ganz individuelle Horrorvorstellung. Der Alptraum des Einen ist es, aus einem Flugzeug ohne Fallschirm zu fallen, den Anderen quält die Angst, er stünde plötzlich nackt in einer Vorstandssitzung, der Dritte sieht sich in einem Raum voller Spinnen, der Vierte hat Panik, Frau Merkel träte an sein Krankenbett, nähme seine Hand und sagte „Wir schaffen das!“. Meine ganz persönliche Horrorvorstellung ist es, mich in das liebenswerteste, begehrenswerteste, intelligenteste, … you name it … Geschöpf auf Erden zu verlieben, sie erwiderte meine Liebe, lädt mich zu sich nach Hause zum Essen ein, um mir ihr Leibgericht zu kochen, und dann gibt es … Toaströllchen mit Käsefüllung und Klößen. In diesem Fall blieben nur noch der Strick … oder ein Abo bei einer Online-Partnerbörse.
Aber aber, o Freund: wir sollten zumindest verkosten, was uns unsere Angebetete als Liebesgabe auf die Tafel bringt… Wenn sonst alles passt darf es am Essen nicht scheitern. – Also spricht Markus.
Allein verheerend und unverzeihlich sind die Oberarmfettrollen der die Illustration Verunzierenden: da kann sonst stimmen was will…