Schönes WE aus der (angeblich) größten Gin-Bar der Welt …

… dem Stollen 1930, hinter dem Gasthaus Auracher Löchl, direkt unter der alten Festung in Kufstein, mitten in der hard-core Touri-abzock-Meile. 831 Positionen an Gin listet die Getränkekarte, insgesamt soll es weit über 1.000 hier geben, gleich der erste, den ich ordern will – ein heimischer Kufstein-Gin – ist aus, statt dessen gibt’s als Hotelgast einen Gin Tonic mit Citadelle Gin und drei Wacholderbeeren auf’s Haus, „Yippie-Ya-Yeah, Schweinebacke“, würde Bruce Willis da sagen . Einer der beiden Barkeeper mit Blues-Brother-Hut weiß halbwegs, wovon der redet, den anderen muss ich davon abhalten,  nach meiner Bestellung eines extra trockenen Martini Cocktails nur mit gewaschenem Eis die Eiswürfel unter den Wasserhahn zu halten (nicht bildlich gesprochen, sondern wörtlich). Es gibt zwar kein Bareis, aber immerhin ein Stickoxyd-Schockfroster für die Cocktail-Gläser, und dass der Martini in der Riedel-Heimatstadt aus Nachtmann-Schalen serviert wird, ist nur ein weiterer Beweis für die gelungene Globalisierung, obwohl mir natürlich bewusst ist, dass Nachtmann seit Jahren zum Riedel-Konzern gehört und das ehemalige Werk in Neustadt an der Waldnaab eine zum Pseudo-Fabriksverkauf degradierte Industrieruine ist, genau wie Spiegelau. Und ob die Gläser jetzt tatsächlich wenigstens aus Kufstein kommen, würde ich auch bezweifeln, Asien ist groß.  Nun ja,  der Elmau-Gin als Alternative für meinen Martini Cocktail ist teuer, aber biegt einem die Fußnägel hoch, kein Mensch braucht so etwas, aber immerhin mein erster Martini in der angeblich größten Gin-Bar der Welt. Das Publikum besteht – zumindest heue – nicht aus Gin-Connaisseurs oder Lecker-Trinkern oder wenigstens Profi-Alkoholikern, noch nicht einmal einheimischen Schicki-Mickies mit ihrer Bums-Equipage, sondern aus beliebigem Touristenpack aus aller Herren Ländern, die irgendwo gelesen haben, dass es hier die größte Gin-Bar der Welt gibt und die nun bei ihrem Gin Tonic mit Citadelle Gin und drei Wacholderbeeren auf’s Haus dasitzen und gaffen, auf dass irgendetwas – mit Heinrich von Kleist – Großartig-Kolossalisches vor ihren Augen geschehen möge. Nichts dergleichen wird geschehen, zumindest nicht heute Nacht, es wird sich nur weiteres gaffendes Touristenpack aus aller Herren Ländern versammeln und gaffend darauf warten, dass irgendetwas Großartig-Kolossalisches vor ihren Augen geschehen möge.

Auracher Löchl, Gin, Kufstein

Was bleibt vom Abend, außer einer happigen Rechnung, obwohl 4 cl Gin meist nur mit 8 bis 16 EURO zu Buche schlagen, nur eine angeblich auf 500 Flaschen limitierte Adler-Abfüllung aus Berlin fällt mit 88 EURO für das Stamperl (4 cl, nicht etwa eine Flasche!) deutlich aus dem Rahmen, aber Größenwahn konnten sie schon immer, die Schnorrer-Ärsche. Und die Erkenntnis, dass die Martinis von Robert besser sind …

Auracher Löchl, Gin, Kufstein
Massen-Gin-Haltung in Käfigen gehört doch verboten…
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