Porto Vecchio in Saarbrücken: Rufmord an der italienischen Küche

Saarbrücken (nicht freiwillig, dienstlich), Ankunft bei Sonnenuntergang, Innenstadthotel, schnell noch was Essen. Gemmel voll, Stiefel noch immer nicht vertrauenserweckend (obwohl – oder weil? – angeblich saarländische Küche), La Bastille irgendwie keine spontane Lust beim Lesen der Speisekarte (hat sich hier in den letzten Jahren eigentlich irgendwas auf der Karte verändert?) – was soll’s, einfach in den nächstbesten Italiener, schnell eine Vorspeise und ein Teller Nudeln, ohne viel Aufwand, da kann nichts schiefgehen …. Da kann nichts schiefgehen? Weit, sehr weit gefehlt, wenn man in’s Porto Vecchio gerät. Schon das Publikum hätte eine Warnung sein sollen: aufgebrezelte Kleinstadt-Schicki-Mickis gepaart mit Prolls in Jogginghose, Tattoo und blondierter Freundin. To make a long story short: die Bruschetta, die als Gruß der Küche daher kam, durchgeweicht, wabbliges Brot, geschmacklose Tomaten, keine frischen Kräuter: es ist eine Kunst, so ein einfaches, gutes Gericht derart zu verhundsen; die Antipasti allesamt aus der Convenience-Packung, noch Kühlschrank-kalt, die grünen Oliven schlichtweg nicht genießbar, das Rindercarpaccio ertränkt von dieser braunen, dicklichen Industriepampe, die in Plastikflaschen als Balsamico-Creme verkauft wird, die Parmesanspäne steinhart und trocken, Zitrone, Olivenöl, Pfeffermühle Fehlanzeige, das Pizzabrot dazu verspätet, halb-kalt, ebenfalls wabbelig, die Nudeln breiig, die Ragoutsauce vollkommen geschmack- und belanglos, den Fisch hatte Caro – kluger Weise – schon während des Vorspeisen-Desasters abbestellt. Der Service dazu arrogant, langsam und pampig wenn man etwa fragt, was diese braune Industriepaste und der vertrocknete Käse auf dem rohen Fleisch zu suchen haben. Wenn Saarbrücker unredliche Menschen sind, so erfahren sie im Porto Vecchio sicherlich eine gerechte Strafe. Redliche Menschen und Menschen mit auch nur einem Hauch Esskultur sollten diese Spelunke meiden.

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