Goldener Hirsch in Dossenheim: Traurig-traurig-traurig

Den ganzen Tag durch den Odenwald gefahren, ich kannte die Gegend überhaupt nicht, trostlose, enge Täler, viel Wald, elende Dörfer, noch nie habe ich so viele geschlossene, aufgegebene Dorfgaststätten und Restaurants gesehen wie im Odenwald, keine Chance, eine gescheite Essens- oder Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Aber was soll’s, hinter dem Odenwald warten das Neckartal und die Rheinebene, fettes Land, gutes Essen, nette Hotels. Um das chronisch Touristen-überlaufene Heidelberg zu meiden haben wir uns kurz vorher ein scheinbar gut bürgerliches Gasthaus gesucht, den Goldenen Hirschen in Dossenheim, abseits der Bundesstraße mitten im Gewirr der alten Sträßchen am Berge gelegen. Parkplätze Mangelware, aber Zimmer wohlfeil, altes, steiles, enges, düsteres Treppenhaus, die Zimmer selber eingerichtet mit verwohnten Hotel-System-Möbeln tief aus dem letzten Jahrtausend, Pressspanqualität, speckiger Teppichboden, nachträglich eingebautes Bad so la-la, ausgeleierte Matratzen, Risse in den Wänden, jemand sollte dem Reinigungsmitarbeiter dringen mal eine Brille spendieren: für eine Nacht geht’s, muss aber nicht sein.
Wirklich räudig das Essen im dazugehörigen Restaurant. Knirschender, welker Salat, wässriges Süppchen mit Convenience-Einlagen, faseriger Rehbraten mit pappiger Fertig-Sauce und Tüten-Spätzle, zähes Steak, jämmerliche Beilagen … aber dafür war der Service völlig überfordert, dann und wann schaute ein griesgrämiger Mann in weiß – wahrscheinlich der Convenience-Tüten-Aufreißer und –warmmacher – aus der Küche und stritt lauthals mit der Bedienung, die nicht minder streitlustig antwortete, hinter der Theke am Zapfhahn ein müdes altes Mütterlein, das wahrscheinlich Besseres verdient hätte als dieses Etablissement … Das Frühstück ebenfalls mehr als mäßig, aber dafür war der Kaffee dünn und lauwarm.
Da schließen im Odenwald so viele alt-eingesessene Gasthäuser – wieso kann eine Spelunke wir der Goldene Hirsch in Dossenheim da überleben?

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