„Bitte einen Martini Cocktail, gerührt, nicht geschüttelt, extra-extra-extra dry, sehr kalt, nur gewaschenes Eis, alle Flüssigkeit abgegossen, mit Noilly Prat und dem Botanist bitte, Lemontwist, keine Olive.“ Der Barkeeper blickt mich an wie eine Kuh, aber die hätte wahrscheinlich mehr verstanden. Routiniert greift er zum Beefeater und einem Shaker, „Nein“, sage ich, „Botanist hatte ich gesagt!“ Wieder dieser Kuhblick, er steht direkt vor der Flasche Botanist hinter ihm im Regal, zwischen Tanqueray und Mare, er hat keine Ahnung, dass Botanist ein New Western Style Islay-Gin aus der Schottischen Bruichladdich Distillery ist, die eigentlich ganz respektable Whiskys machen, aber seit 2011 eben auch diesen Gin, und wahrscheinlich hat er ebenfalls keine Ahnung, dass dieser Gin in seinem Sortiment an Alkoholika vorhanden ist. Ich zeige mit dem Finger auf die betreffende Flasche. „Das kostet dann aber mehr.“ wendet er ohne sich umzuwenden ein. „Sehe ich wirklich aus wie jemand, der bei Martini Cocktails um den Preis feilscht?“ sage ich ärgerlich. Und ich denke mir „Junge, sag‘ doch einfach, dass Du keine Ahnung hast und dass Du das nicht kannst, oder frag‘ mich, was genau Du machen sollst. Aber nicht diese pseudo-professionelle Gesicht-Wahrungs-Nummer, sakra!“ In diesem Moment erscheint die Lösung all unserer Probleme, der Barkeeper-Kollege von der Abendschicht zur Ablöse. „Schön dass Du da bist, vielleicht kannst Du den Herrn hier gleich machen.“ – ‚ich werde also gemacht‘, aparter Sprachgebrauch, denke ich mir – sagt der Kuhblickige erleichtert, auch ich schöpfe Hoffnung und wiederhole mein Sprüchlein an den Neuen gewandt. „Alles klar“ sagt dieser, „ein ganz klassischer trockener Martini-Cocktail. Ist doch schön, wenn die Schicht gleich mit so’ner tollen Bestellung anfängt, die Nacht kann nur gut werden.“ Der Mann nun versteht sein Handwerk, alles wird gut, und wir werden für drei Nächte aller-aller-beste Freunde.