Hotel Restaurant Krone Geislingen: ordentlicher Rostbraten, durchgelegene Matratzen und schimmliges Brot

Ein Paradestück in Sachen Nicht-Information ist sicherlich die Homepage der Krone in Geislingen an der Steige (www.hotel-krone-geislingen.de). Nicht etwa, dass man alldorten vorsätzlich falsch informiert würde, man wird schlicht und ergreifend nicht über die wesentlichen Dinge informiert. Man wird nicht darüber informiert, dass die Krone inmitten eines heruntergekommen Wohn-/Industrieviertels am Rande Geislingens an einer viel befahrenen Ausfallstraße liegt, man wird nicht darüber informiert dass das Haupthaus ein verwohnter, schäbiger fünfstöckiger Betonturm aus den siebziger Jahren ohne Lift ist, man wird nicht darüber informiert, dass die Zimmereinrichtungen mehr als in die Jahre gekommen sind, …

Wer – z.B. nach einem Werkseinkauf bei WMF, kann durchaus lohnend sein – einen bodenständigen, gemütlichen, regional-typischen Gasthof in Geislingen an der Steige sucht, der wird sich schwer tun (gerne lasse ich mich eines Besseren belehren – Tipps herzlich willkommen). Die Krone in der Stuttgarter Straße (die – ganz nebenbei bemerkt – zugleich die B 10 ist) scheint so etwas wie das erste Haus am Platze zu sein. Tatsächlich wird das Restaurant vorwiegend von gut situierten Eingeborenen frequentiert, die dort Flädlesuppe, Zwiebelrostbraten, Maultaschen und Schnitzel von ordentlicher – gutbürgerlicher – Qualität essen. Sicherlich keinerlei Ansätze von Hochküche, aber ordentliche Hausmannskost, frisch zubereitet, Convenience-Produkte in erträglichem Ausmaß, dazu vernünftige Preise und eine flotte und freundliche Bedienung. Über das Ambiente und die Einrichtung lässt sich streiten, sicherlich ist sie weder historisch-authentisch noch ist sie geschmackvoll oder stylisch, es sind einfach 08/15-Gastronomie-Systemmöbel die vor 20, 30 Jahren angeschafft wurden und seit dem funktional ihren Dienst tun.
Die Übernachtungspreise sind mit 80 Euro für ein Doppelzimmer mit Frühstück sportlich. Dreimal gab uns die Kellnerin, die auch die Rezeption betreut, Schlüssel für Zimmer mit getrennten Einzelbetten, dreimal durfte ich ohne Lift in den dritten Stock um dieses festzustellen, beim vierten Mal bekamen wir dann endlich ein Doppelzimmer mit Doppelbett – und ich war schweißgebadet. Die Zimmereinrichtung verwohnt-altbacken, billige, funktionale Preßspanmöbel, zwei viel zu weiche, durchgelegene, uralte Matratzen, Schimmel in der Dusche im winzigen Badezimmer, fleckiger Teppichboden, Fenster raus zur B 10. Fenster zu = nicht schlafen wegen Hitze. Fenster auf = nicht schlafen wegen Krach. Alles in Allem: eine grässliche Nacht.
Positiv aufgefallen war am Abend im Restaurant, dass die Raucher zum verrichten ihres Geschäfts nicht – wie bei Raucher radikal diskriminierenden Bayern – auf die Straße mussten, sondern in die „Bar“ in einen Anbau irgendwo in den Tiefen des Hotels geleitet wurden. Hört sich nach einem fairen Deal an: rauchfreies Restaurant und danach wer mag eine Zigarre in der speisefreien Bar. Denkste. Die „Bar“ war zugleich der Frühstücksraum des Hotels, und entsprechend roch es nach kaltem Rauch morgens beim Frühstück, das kleine Frühstücksbuffet stand ebenfalls im kalten Rauch. Mit einer wesentlichen Ausnahme 08/15 Hotelfrühstück: Backlinge, Wabbelbrot, abgepackte Wurst und Käse, warm gehaltene Eier, Streichfett und abgepackte Konfitüre, Milchprodukte und Säfte, die nicht verbrauchten Zucht-Heidelbeeren und Erdbeeren zur Dessertgarnitur vom Vorabend als Obstangebot, nunja. Das Highlight war das abgepackte Toastbrot: beim Abnehmen der ersten beiden Scheiben total verschimmelt, nicht etwa ein kleines grün-türkises Eckchen oder Pünktchen, sondern komplett grüne Scheiben. Leider haben wir nicht daran gedacht, auf das Mindesthaltbarkeitsdatum zu schauen. Als wir die Wirtin darauf ansprachen echauffierte sie sich, ihr Lieferant habe ihr altes Brot angedreht und sie werde Ersatz dafür von ihm verlangen. Kein Wort darüber, dass sie fast ihre Gäste vergiftet hätte (wenn nicht ohnehin schon jemand vor uns von dem Brot gegessen hat), dass sie ihren Sorgfaltspflichten bei Lagerung und Servieren nicht nachgekommen ist, keine Entschuldigung, nein, ihr ging es nur darum, dass sie Schadensersatz erhält. Schwaben halt.

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