Es gibt Kotzbrocken und es gibt Kotzbrocken: Jamie Oliver zählt gewiss nicht nicht dazu

Zuerst nehme man eine herzzerreißende Vita: das kleine Kind, das im Pub seines Großvaters (oder Vaters, hier variieren die medialen Abschreiber) auf einer Kiste stehend den Abwasch machte und im zarten Alter von Dingsda mit den Kochmessern umgehen konnte wie ein Großer und schon die halbe Stadt bekochte (oder so ähnlich), gemobbt in der Schule, endlich Bestimmung gefunden als Koch, Fernsehtermin im Restaurant, Chefkoch bumst am Tag der Aufzeichnung Küchenhilfe statt zu kochen, Klein-Jamie springt als Ersatz ein (am Herd, nicht in der Küchenhilfe, schade eigentlich), riesen Medienerfolg, the naked chef is born, der Rest ist Geschichte, Fernsehshows und Kochbücher ohne Ende, Gutmenschen-Systemmedien-wirksame Aktionen, die nichts kosten und viel bringen, Ausrufung des Food Revolution Days jedes Jahr am 15. Mai, die Aktion „Feed me better“ wird sofort zur Fersehserie „Jamie’s School Dinners“ verwurstet, medienwirksame David-gegen-Goliath-Kämpfe gegen Coca Cola, das Rot von St. Claus‘ Robe und den Zucker in imperialer Chemo-Brause, Fernsehtermine in Downing 10, #adenough kampagne gegen Junkfood, Gewürzmischungen in Discounter-Supermärkten mit der markanten Fratze und ungleich markanteren Preisen, dazu knackige, zitierfähige Sprüche wie „Übergewicht ist ein ganz ernsthaftes Problem, nicht nur für die Gesundheit der Menschen, sondern auch für die betroffenen Volkswirtschaften. Übergewicht und Fettleibigkeit produzieren wahnsinnig hohe Kosten.“, „In London gibt es viele Leute, die jede Woche 100 Pfund für Fastfood und das Essen unterwegs ausgeben. Das ist völlig blödsinnig.“, „Gesundes Essen ist keine Frage des Preises.“, oder – an uns Deutsche gerichtet – „Aber Gesundheit? Ihr solltet euch schämen.“ Also, ich gehe jetzt mal mich schämen, Herr O. hat’s eingefordert … Schuhbeck, Rossin, Lafer, ich finde Euch widerlich, aber seid unreife, dumme Eleven, verglichen mit dem Geschäftsgeist dieses britischen Koch-Scharlatans. Fünf Kinder mit der gleichen Frau, das kriegt man vielleicht noch gerade hin (wenn man nicht Bocuse heißt), aber 6.000 Mitarbeiter und geschätzte 248 Millionen EURO Privatvermögen, das ist mal eine Nummer für einen Koch. Schächten eines Lammes oder Ersticken eines Kükens vor laufender Kamera durch Herrn O. persönlich, Lebensmittelvergiftungen nach erhöhten E-Coli-Werten, verdorbene Lebensmitteln und schmutzige Küchengeräte in seinen  Restaurants, eine 2014 geschlossene Metzgerei wegen Mäusekot und verwesender Tierkadaver (vgl. u.a. Jamie Oliver: The silencer of the lamb, Mirror, 11. November 2005; Jamie Oliver erstickt Küken, Focus Online, 12. Juli 2008; Suspected food poisoning at Jamie Oliver’s chain of Italian restaurants, Daily Mail, 10. Mai 2014; Mäusedreck und Gammelfleisch: Metzgerei von Jamie Oliver muss nach Ekelfunden schließen, Spiegel Online, 9. Mai 2014) … das sind Kollateralschäden des Erfolgs, an denen sich erfolglose Wettbewerber und böswillige systemferne Schreiberlinge zu Unrecht aufgeilen. … das zahlende Publikum steht am Zaun, applaudiert, schaltet die Fernseher ein, lässt sich gerne von der Werbung dazu berieseln und kauft millionenfach die Bücher und Fertigprodukte.

Bisher war mir der der Herr O. aus GB ja eigentlich egal, ich hab‘ halt weitergezippt, wenn er mal den Bildschirm verschmutzte, und die Tonnen von  Büchern, für die er seinen teuren Namen und sein Gesicht hergibt, habe ich in den Buchläden ignoriert. Aber jetzt bin ich selber dem Kerl in die Hände gefallen. Flughafen Wien Schwechat, dort betreibt er Scharlatan („jemand, der bestimmte Fähigkeiten vortäuscht und andere damit hinters Licht führt“ definiert der Duden) eine Großgastronomie mit verschiedenen Ausgabestationen von der heißen Selbstbedienungstheke über Bar bis hin zum „Restaurant“ (man beachte die Anführungsstriche) mit Puten-Wienerschnitzel mit Pommes und Ottakringer für über 20 EURO. An dieser Stelle möchte und muss ich auf eine erfahrungs- und faktenbasierte, differenzierte Kritik verzichten. Wir hatten nur ein Stück Pizza und ein Bier im Flughafen-Etablissement des Herrn O. aus GB. To make a long story short: wer so ein fetttriefendes, überwürztes, lauwarmes Teigdrumm für 6,60 EURO verkauft, hat für mich die Berechtigung verloren, über gesundes Essen zu reden. Aber 248 Millionen EURO Privatvermögen wollen ja auch erstmal verdient sein ….

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