Eating Vancouver – Tag 3: Lucy’s Eastside Diner / Stanley Park / Anthropologisches Museum / Yaletown Distilling Company / Blue Water Cafe

Das urigste Frühstück Vancouvers gibt es wahrscheinlich in Lucy’s Eastside Diner, wieder an der Mainstreet, witziger Weise fast direkt neben dem Burdocks. Lucy’s Diner ist ein im Retro-Stil gehaltener, aber nicht künstlicher, typischer Nordamerikanischer 50 Jahre Diner, schwarz-weißer Fußboden, lange orange Theke, Chrom- Barhocker, einfache Tische, aber kein Elvis-Schnick-Schnack oder ähnliche Memorabilien, sondern ganz mit Gertrude Stein „A diner is a diner is a diner“, dieser Platz atmet Authentizität. Der Laden ist 24/7/365 geöffnet, Taxifahrer, Nachtschwärmer, Schichtarbeiter in der ganzen Stadt wissen, dass sie hier zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Frühstück, einen Burger, einen Shake oder einfach nur einen Kaffee oder Drink bekommen, ohne Reservierung, ohne Rücksicht auf die Uhrzeit, ohne große Wartezeiten, zu moderaten Preisen, in großen Portionen, in ordentlicher Qualität, eine sichere, zuverlässige Bank. Die meisten Gäste jedoch stammen aus der neighbourhood, Familien mit Kindern, ein intensiv flirtendes junges Pärchen, wohl bei der Stärkung davor oder danach, Handwerker in der Pause, ein Tisch voller alter Asiatinnen, die es sich gackernd bei Cocktails am frühen Morgen gut gehen lassen, nur das manisch in mobile devices starrende Jungvolk fehlt gänzlich, das ist wohl bei Starfucks & Co. Die Speisekarte ist alles andere als originell, als Frühstück Eier in allen Variationen, Speck (sehr guter Speck übrigens), Ham, Würschtl, die Hash Browns sind hier gebratene Kartoffelstücke mit Schale, die Hollandaise ist lausig (aber das ist auch nicht der Ort, gute Eggs Benedict zu essen), French Toast, Pancackes, dann monströse Burger, Hackbraten mit der gefürchteten Gravy Sauce, Sandwiches, für die ganz Harten Hot Dogs mit Käsenudeln, aber ein sehr gutes hausgemachtes Chili, schließlich eiskaltes Bier-Substitut und höllisch heißes Kaffee-Imitat: das alles sind keinesfalls kulinarische Großtaten, das ist auch nicht originell oder bio-öko oder sonst was, das ist solider Diner-Standard aus größtenteils industriell vorgefertigten Zutaten, vor Ort noch frisch fertig zubereitet, auf den Teller (immerhin keine Plastik-Teller) geknallt und schnell und freundlich serviert, dazu ein kleiner Plausch mit dem Kellner, ein Handwerker an der Theke nimmt sich selber ohne zu fragen mehr Kaffee aus der Maschine, die alten Asiatinnen rufen quer durch den Raum laut nach Nachschub, „Give me a second, Meiming, we’ve guests from Europe, just have to talk to them a little bit!“, ruft’s und plaudert weiter mit uns. Das Alles ist fast schon familiär. Ich war den Siebzigern des letzten Jahrtausends das erste Mal in Nordamerika; aus einem Elternhaus mit sehr formalen Mahlzeiten und strengen Tischsitten kommend war ich spontan begeistert von dieser lockeren Diner-Kultur, und viel hat sich – zumindest bei Lucy’s – bis heute nicht verändert, gleichwohl immer mehr Diner von Systemketten verdrängt werden und sterben und andere heute eher musealen Charakter haben. Aber Lucy’s ist authentisch, und die Pancakes und die French Toasts sind’s auch.

Wir fahren mit dem Taxi in den Stanley Park, schauen uns die Sammlung nachgemachter Totem Pfähle an, für mich hat das was Scheinheilig-Perverses: zuerst verfolgen, unterdrücken, berauben, töten, vertreiben wir (die europäischen Eroberer) euch (die rechtmäßigen indigenen Einwohner) aus eurem eigenen Land, und heute kapern wir auch noch euer kulturelles Erbe, geben uns als Gutmenschen aus, die eure Tradition achten und vermarkten das Ganze zu allem Überfluss noch Touristen-wirksam, so zumindest kommt das bei mir an.

Wir schlendern die Touristen-überfüllte Promenade am Wasser durch Coal Harbour zurück nach Gastown, vorbei an ziemlich hübschen Wohnblöcken mit Wasserblick, großen Balkonen und Terrassen – das ist eine ganz famose Erfahrung gewesen: die Amis, sei es in New York, Chicago, Seattle, San Francisco bauen kaum Balkone und Terrassen an ihre Wohnblöcke, während in Vancouver große bis sehr große Balkone und Terrassen fast schon üblich sind – und unerschwinglichen Preisen – 3 bedroom flat waterfront with balkony, 1.300 sqf, und davon gibt es viele, ab 3 bis 4 Millionen Kanadische Dollar aufwärts, was müssen die Leute hier verdienen?  Später in der Bar des Rosewood Hotels Georgia wird mir der Barkeeper erzählen, dass er für seine Vier-Zimmer-Wohnung in Surrey, 40 Bus-Minuten südlich des Fraser Rivers für Frau, zwei Kinder und sich rd. 3.000 Kanadische Dollar pro Monat zahle, aber das sei normal und auch ok, 3.000 Dollar, das sei im Durchschnitt der Betrag an Trinkgeld, der er jeden Monat erhalte, mit seinem eigentlichen Gehalt werde dann das restliche Leben bestritten; sichtlich beschämt gebe ich nach dem Gespräch 30 Prozent Trinkgeld, 15 bis 20 Prozent sind in Kanada absolut üblich, jetzt weiß ich auch, warum .

Im Hafen landen und starten im Fünf-Minuten-Takt Wasserflugzeuge, die hier anscheinend fester Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs Richtung Vancouver Island sind, schließlich die riesigen Kreuzfahrtschiffe, allen voran eines mit zwei Micky-Mouse-Ohren, das am nächsten Tag Richtung Alaska auslaufen wird, erbärmlich.

Am Fairmont Pacific Rim haben wir die Schnauze voll von diesem Touristen-Auftrieb, nehmen einen Drink, lassen uns ein Taxi rufen und fahren eine halbe Stunde zum Anthropologischen Museum der University of British Columbia in den University Endowment Lands am Pazifik. Das Museum nimmt für sich in Anspruch, die Kultur der „First Nations“ – wie hier die verfolgten, unterdrückten, beraubten, getöteten, vertriebenen rechtmäßigen indigenen Einwohner euphemistisch genannt werden – zu repräsentieren. Die Skulpturen, Totempfähle, Hausfragmente, Boote in vorderen Bereich des Museums sind in der Tat beeindruckend und wirken durchaus für sich, auch wenn sie allesamt weitgehend aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen; auch dass es erlaubt ist, etwa einen alten, originalen Einbaum aus Zypressenholz zu berühren um zu spüren, wie fein die Holzbearbeitung ist, ist sehr schön.

Die berühmte Skulptur Raven and the First Men von Bill Reid aus 1980 ist, … naja, seit Riemenschneider wurde halt viel verlernt. Ansonsten finde ich das Museum grotten-schlecht. In teils Bunker-ähnlichen, düsteren, vollgestopften Räumen türmen sich in Vitrinen eng gedrängt und spärlich beschriftet unzählige Relikte indigener Völker aus der ganzen Welt, vorwiegend aber der pazifischen Nordwestküste, vermischt mit modernem Zeugs – vorgeblich Kunsthandwerk – irgendwelcher selbstdarstellungssüchtiger Leute, etwa ein Motorrad aus Korb geflochten; dazu Sonderräume und Spezialausstellungen von Sponsoren, getreu dem alten Bayrischen Motto: „Wer zahlt, schafft oh!“ Man hat den Eindruck, nicht im Ausstellungsbereich eines Museums zu sein, sondern in den Magazinen, wo gestapelte Exponate einer Ausstellung harren. Hier ist nichts wirklich kuratiert oder kommentiert, das ist alles ein wildes Sammelsurium. Wenn man das vorgeblich Kunsthandwerk ganz rausschmisse, 90% der echten Relikte zurück in die Magazine brächte und den Rest dann wirklich gründlich dokumentiert ausstellte, könnte das ein ordentliches Museum sein. Außerdem würde ich erwarten, einen Überblick darüber zu bekommen, was die Wurzeln der hiesigen indigenen Völker waren, welche erste Relikte ihrer Kulturen überliefert sind, wie sich die Völker und ihre Kulturen anhand ausgewählter Relikte über die Jahrhunderte entwickelten und wie und von wem sie schließlich gänzlich ausgelöscht wurden. Aber diesem – unangenehmen, schmerzhaften, beschämenden – Diskurs entziehen sich das Museum und seine Macher bewusst bzw. überspielen ihn durch bloße Masse ohne Sinn und Verstand. Man kann das auch anders und besser machen, sie allen voran das hervorragende und beeindruckende Museo Nacional de Antropología in Mexiko-Stadt als Benchmark. Missmutig fahren wir zurück in die Stadt, es kann eigentlich nur noch besser werden.

Und siehe, es wird besser. Wir fahren nach Yaletown, einem alten Innenstadt-Viertel, in dem entlang der Hamilton und Homeland Street ein zusammenhängendes Ensemble aus Backstein-Lagerhäuser aus dem 19. Jahrhundert vollständig erhalten ist. Hier haben sich unabhängige Mode-Boutiquen, Einrichtungs-Läden, Galerien, Kunsthändler, Freischaffende angesiedelt, vor allem aber unzählige Kneipen und Restaurants, sogar eine eigene Micro-Brewerie und eine Distillery, und genau dort wollen wir hin. Seit 2013 produziert die Yaletown Distilling Company wirklich mitten-mitten in der Stadt und Feiermeile Vodka, Gin und neuerdings auch Whisky, wirklich noch hand-crafted in kleinen Chargen und mit manueller Abfüllung und Etikettierung, alles eng gedrängt in einem Raum, ich möchte nicht wissen, wie hoch hier die Mieten sind, aber die Destille gehört dem Eigentümer des ganzen Häuserblocks und ist eine Liebhaberei von ihm, wahrscheinlich ein teure, zumindest was entgangene Mieteinnahmen anbelangt, aber nicht mein Problem. Hier produziert Tariq Khan, ein gelernter Braumeister, der sich zum Destillateur weitergebildet hat, heute mit sehr viel Herzblut und Liebe zum Detail auf einer Holstein Arnold-Anlage vom Bodensee (wer koh, der koh, würde der Bayer sagen, die gehören aber einfach zu den Besten) einen zweifach destillierten Vodka aus heimischer Gerste und Weizen, fünf aromatisierte, überflüssige Dingsdas (Cranberry Vodka, Espresso Vodka, usw. – ich frage mich, wer braucht so was? Vodka steht für Reinheit, nicht für Aromatisierung, und schon gar nicht solch eine …) (ist doch wahr!), vier Gins und neuerdings auch einen single malt Canadian Whisky drei Jahre im neuen Eichenfass gelagert, „californication“ könnte man das auch nennen mit der spezifischen bis penetranten Süße junger Eiche, die den kalifornischen Wein auf weiten Strecken so in die Kritik gebracht hat. Also, an dem Whisky müssen sie echt noch arbeiten, aber wir haben die allererste Abfüllung der ersten Charge nach drei Jahren Lagerung erwischt, da ist Potential nach oben, besonders wenn die Fässer älter werden. Der Yaletown Vodka aus zweizeiliger Gerste ist mit seinen 40%  weicher, runder, geschmackvoller als Russischer oder Polnischer Vodka, ein Amerikanischer Weichei-Vodka würde ich sagen, aber zum pur einfach so wegtrinken recht gut geeignet. Die aromatisierten Dingsdas haben wir nicht probiert, schon aus Prinzip nicht. Aber die Gins, hach, die Gins … Zuerst wird der Basis-Alkohol aus gemälzter heimischer Gerste in einem zweifachen Destillationsprozess gewonnen, im einem dritten Gang werden dann die Botanicals heiß mazeriert. Der „einfache“ Yaletown Gin ist ein klassischer London Dry mit 42% Alkohol, als Botanicals italienischen Wachholder, indischen Koriander,  Guineapfeffer (eigentlich eine Ingwerart) aus Westafrika, Süßholz und Bitterorangen-Schale. Vorne kommt er leicht scharf und fruchtig, im Abgang eine famose Mischung aus leichter Süße und Bitter, alles schmeckt lange nach im Maule, sowas muss man erstmal hinkriegen. All die Botanicals habe ich natürlich einzeln herausgeschmeckt, nein quatsch, in dem kleinen Tasting Room gleich neben der Brennerei kann man mit Blick auf die Destille alle Destillate wohlfeil aus Riedel-Gläsern probieren und dabei mit dem Brennmeister Triq Khan, der auch ausschenkt, ausführlich und freundlich Fachsimpeln. Zwischendurch läuft Khan immer wieder zur Brennkolonne, dreht ein Rädchen, schaut durch ein Fensterchen, kontrolliert eine Anzeige, zapft einen Probeschluck ab, wir sind live in einem small batch Brennvorgang, was will man mehr, allein der Geruch ist unvergleichlich und macht alleine schon trunken. Der Cucumber Gin ist ebenfalls ein London Dry mit 42% aus Wachholder Koriander, Schafgarbe, Holunder, Orangen- und Zitronenschalen, Angelika, Kamille, Rosenblättern und eben Gurke. Die Komplexität und Frische lässt jeden Hendrick‘s alt aussehen, und da braucht es keine Gurkenscheibe im Glas, um einen frischen, vollmundigen Sommer-Gin zu haben, am besten gut gekühlt und ohne Eis. Der Hopped Gin ist ein New Western Style Gin, bei dem Süßholzwurzel und Hopfen ein famoses Geschmacks-Duett bilden und von dem sich The Duke gleich ein paar Scheiben abschneiden könnte. Nochmals famoser wird dieses Duett, wenn es sechs Monate in alten Tequila-Fässern verbracht hat, Süße und Bitterkeit bleiben, werden aber ungleich runder, vollmundiger, reifer, ohne dass sich Agave und/oder Holz in den Vordergrund drängen. Dieses Gin Tasting in der Yaletown Distilling Company mit Triq Khan war – obgleich wir „nur“ vier Gins kosteten – eines der besten, interessantesten und angenehmsten seit langen. Leider ist die Produktionsmenge so klein (realy small batch eben), das die Yaletowner alles selber saufen, einen Export nach Europa gibt es nicht, auch eine Einzel-Bestellung aus Deutschland ist nicht möglich. Und ich weiß nicht, was ich mir wirklich wünschen sollte, dass sie den Ausstoß so steigern und industrialisieren, dass Exportmengen entstehen, oder dass sie klein-klein-sorgfältig-liebeswert weiter in Yaletown vor sich hinwurschteln.

Schräg über die Straße von der der Yaletown Distilling Company – quasi in Wank-Weite – liegt das Blue Water Cafe, eines der besten Fischrestaurants nicht nur Vancouvers, sondern ganz Kanadas. Ohne Reservierung geht hier nichts. Küchenchef ist seit 16 Jahren der Deutsche Frank Pabst, der bei Christof Lang in Aachen das Kochen lernte, dann die Ochsentour durch süd-französische Sterne-Restaurants absolvierte, bis er 1994 nach Vancouver kam, wo es ihn nach verschiedenen Stationen 2003 in’s Blue Water Cafe verschlug. Auch wenn es heutzutage fast schon altbacken, konservativ, verstaubt anmuten mag, so stand und steht Pabst unverändert und ohne Moden hinterher zu hecheln für frische, lokale Zutaten, einfache, nicht überbordende, nicht zu komplexe, aber perfekte Zubereitung auf klar strukturierten Tellern, in den Neunzigern war das revolutionär, die Abwendung vom Scharlatan aus Lyon, heute mutet das altertümlich an. Die Atmosphäre  im Blue Water Cafe ist gediegen, in Europa würde ich sowas gehoben gut-bürgerlich nennen, für Nordamerika ist das schon nobel, innen viel Holz und Ziegel, Steinfußoden, schwere Holzdielen-Decke, nur die dicken, offenen Lüftungsrohre sind vielleicht nützlich, aber der Atmosphäre abträglich, gedämpftes Licht aus vielen Schirm-Lampen, lange Theke mit ziemlich guter Bar (Keeper ist der Australier Luke McInnes, ich kannte ihn noch aus dem legendären, heute leider geschlossenen Metro Nightclub in Bergen), weiß eigendeckte Tische, Stoffservietten, gutes Besteck, Glas, Porzellan, auf der hübschen Terrasse ist es etwas lockerer, und doch ist hier kein Muscle-Shirt- und Hot-Pans-Volk vertreten, die Kleidung ist durchweg gepflegt und den ausgesprochen gepflegten Preisen des Hauses angemessen, dennoch können nobler Zwirn und teuer Schmuck oft nicht über die Manieren der Reichen und Schönen in den alten Kolonien hinwegtäuschen. Aber es gibt Taittinger, das versöhnt mich (fast) immer. Es gibt zwar kein Amuse Gueule, aber immerhin Schrippen und zwei Streichfette. Vorweg essen wir Austern. Die Karte bietet Austern aus zwei Dutzend Regionen in British Columbia, Washington und der Ostküste an, mit ausführlichen Beschreibungen der zu erwartenden geschmacklichen und haptischen Erlebnisse; natürlich sind nicht immer alle Sorten verfügbar, der Kellner berät aber gerne umfänglich über die aktuell vorhandenen Austern, fast wie ein Austern-Sommelier, hatte ich so auch noch nicht. Wir nehmen jeder sechs verschiedene Austern, zum Vergleich. Jedenfalls sind die Viecher frisch, frischer geht’s kaum, bereits ausgelöst, manierlich auf Eis serviert, man sieht die Unterschiede der Schalen und tatsächlich schmeckt jede Auster anders. Was sich mir nicht erschließt, das ist der Sinn der Rotweinessig-Vinaigrette und des frisch geriebenen Meerrettichs, da hat man mal Meer pur, und dann soll man Essig oder Allylisothiocyanat drüber kippen. Die Karte empfiehlt eiskalten Vodka zu den Austern, verstehe ich auch nicht wirklich, wir bleiben beim Champagner, doch Taittinger macht übermütig. Wir ordern einen 2016er Den’s Block Old Vines Riesling von den Tantalus Vineyards, der Sommelier wird sofort fünf Gänge freundlicher, kein Wunder bei dem Preis, aber dieser in den alten Kolonien so hoch gelobte Wein ist nett, aber es fehlt einfach an Sonne und dadurch an Körper, in Oregon später werden die Rieslinge besser werden. Ein Shrimp-Cocktail kann so oder so sein, schlimmstenfalls besteht er aus Tiefkühl-Shrimps in einer Majo-Ketchup-Mischung; im blue water cafe besteht er natürlich aus frischen Schrimps in einer richtig guten Cocktail-Sauce (die hier Marie-Rose Sauce heißt) mit knackigen Salatblättern und auf den Punkt reifen Avocado-Schnitzen, dazu knusprige Brotchips mit eine Hauch Piment d’espelette und Knoblauch, das könnte als Benchmark-Standard für guten Krabben-Cocktail gelten. Die gemischte Sashimi-Platte vom hauseigenen Sushi-Chef Masaaki Kudo ist einfach nur eine Orgie in frischem, hervorragenden, perfekt geschnittenen Fisch. Jetzt ist auch schon alles egal, wir ordern einen 2011er Grand Reserve Chardonnay in altem Eichenfass ausgebaut von Jackson Triggs aus Okanagan, obwohl preislich nicht die Hälfte vom Tantalus um Längen besser, Chardonnay geht hier oben, und der Wein hat einen Korken, seine Macher haben ihm schon vor 8 Jahren was zugetraut … und Recht behalten. Wir teilen uns einen dicken fetten Hummer, leider aus Maine, im Pazifik gebe es derzeit keine, erklärt uns der Waiter, der mit jeder Bestellung freundlicher wird. Am Nachbartisch feiern ein alter und zwei junge Asiaten und zwei junge Weibspersonen – ich schätze  Vater und Söhne bei der potentiellen Schwiegertöchter-Inspektion – sich selber, eine Magnum Dom Pérignon, Rotwein, Weißwein und eine Flasche Vodka auf dem Tisch, dazu ein großer Seafood Tower, der Restaurant-Manager Stephan Cachard kommt persönlich und macht den Kratzfuß, es müssen wichtige Menschen sein, bei uns antichambriert er nicht, sondern lässt uns bei Hineingehen buchstäblich links liegen. Eine Hummerhälfte mit Panko und Kräutern gratiniert, die andere einfach nur gekocht, dazu buttrige mashed potatos und frisches Gemüse, mehr braucht ein so guter Hummer auch nicht. Als Nachtisch dann noch rasch Bananen-Brotpudding mit Baileys Eis auf Granatapfel-Coulis und den berühmten warmen Schokoladenkuchen mit Schnapskern und Vanilleeis. Da schweigt der Kritiker einfach und genießt beschwingt. Nun ja, die Rechnung trägt ein wenig zur temporären Ernüchterung bei, zwei Menues mit Weinbegleitung im Tantris wären billiger gewesen, aber was soll’s, wir tragen unseren gepflegten Rausch in einem kurzen, zehnminütigen Spaziergang heim in’s Moda, dort tuen Alkohol und Eiweißschock das ihre, uns zum zügigen zu Bett gehen zu bewegen.



Lucy’s Eastside Diner
2708 Main Street
Vancouver, BC V5T 3E
Canada
Tel.: +1 (6 04) 5 68 15 50
E-Mail: info@lucyseastsidediner.com
Online: www.lucyseastsidediner.com
Hauptgerichte von C$ 11,00 (Burger) bis C$ 13,50 (großer Burger), Drei-Gänge-Menue C$ 17,00 bis C$ 32,50, Frühstück C$ 8 bis C$ 15

Yaletown Distilling Company
Brenner Tariq Khan
1132 Hamilton Street
Vancouver B.C. V6B 2S2
Canada
Tel.: +1 (6 04) 6 69 22 66
E-Mail: craig@mjg.ca
Internet: www.yaletowndistillingco.com

Blue Water Cafe
Chefkoch Frank Pabst
1095 Hamilton Street
Vancouver, BC V6B 5T4
Canada
Tel.+1 (6 04) 6 88 80 78
E-Mail: info@bluewatercafe.net
Online: www.bluewatercafe.net
Hauptgerichte von C$ 22,50 (Vegetarischer Risotto) bis C$ 49,50 (Kobe Style Short Ribs), Seafood meistens Tagespreis, Gerichte teilw. bis zu C$ 100 und mehr, Drei-Gänge-Menue C$ 49,50 bis C$ 84,50, mit Hummer ca. C$ 130

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back to Top