Diversifikation tut Not: Das Spiesswerk

Summa summarum: Das Spießwerk ist ein ganz normales, durchschnittliches Steakhaus wie tausend andere auch, nur dass es hier zusätzlich noch Fleisch auf Spießen gibt. Wer gerne große Flatschen toter Kuh isst und weder auf Beilagen noch auf kulinarisch anspruchsvollere Gerichte Wert legt, der kommt im Spießwerk sicherlich auf seine Kosten.

Neben dem Stammhaus in der Augsburger Ludwigstraße betreibt die Azsteakas-Gruppe von Alfred Hoschek ein Steakhaus in Königsbrunn, neuerdings unter dem Namen gordion – Steaks & Meer, die SteakManufaktur im Prinz-Karl Palais (im früheren Haupt) und seit Frühling 2019 das Spiesswerk, ebenfalls in der Ludwigstraße. Knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt die Gruppe und machte damit 2020 rd. 5 Millionen Umsatz.

Der jüngste Spross der Azsteakes-Gruppe, das Spiesswerk ist direkt neben dem Stammhaus untergebracht. „Hotspot für ‚echte Spiesser‘ … neue kulinarische Anlaufstelle … kombiniert hochwertiges Essen, lässige Atmosphäre und stilvolles Ambiente … leckere Speisen echtes Barfeeling“ verspricht ein Werbetext aus dem Jahr 2019. Das Ambiente des Restaurants ist … nun ja düster, kein Wunder, bei – ich glaube – gerade mal zwei Fenstern in einem alten, baulich eigentlich ganz hübschen Tonnengewölbe, da hilft auch keine Goldfolie, das Design könnte man als post-modernistisch retro bezeichnen, oder einfach als nicht vorhanden, Tische, Bänke und Stühle halt in verwinkelten Räumlichkeiten, funktional, das könnte auch eine Kantine für leitende Angestellte sein, keine Tischwäsche, Papierservietten, wuchtiges Steakbesteck, eine kleine, sehr mäßig bestückte Bar, bei unseren Besuchen ohne Barkeeper. Die Speisekarten von Spiesswerk und dem benachbarten Azsteakas sind weitgehend identisch, die Preise sind die gleichen, beide Restaurants nutzen wahrscheinlich die gleiche Küche (jedenfalls kommen alle Speisen durch einen Durchgang aus dem Azsteakas), nur gibt es im Spiesswerk zusätzlich – wie der Name schon suggeriert – Spieße, lange Metallstecken, wahlweise mit Fetzen von der Rinderhüfte, Rinderfilet, Rib Eye, Pute oder mit Garnelen oder Chorizo gemischt mit Scampi drauf. Das hat nichts zu tun mit einem richtigen Iberischen bzw. Lateinamerikanischen Churrasco vom offenen Feuer, das ist einfach Steakfleisch klein geschnitten und auf den Lavasteingrill gelegt (wo auch die Steaks im Azsteakas gebraten werden). Nebe den Spießen bietet das Spießwerk das übliche Steakhaus-Einerlei von Vorspeisen (Carpaccio, Garnelenpfännchen, Maiskolben, …), vier Suppen, Salate (kein Salatbuffet zum selbst bedienen), Beilagen (von Ofenkartoffel über Süßkartoffel-Sticks bis Falafel und Basmatireis), verschiede Steaks samt Surf&Turf, ein Lachsfilet und Rinderfilet in Pfeffersauce, ein paar Burger, Kindergerichte, Desserts, das war‘s; Tageskarte oder saisonale Gerichte wären mir keine aufgefallen.

Vorweg die Curry-Chili-Suppe mit einer Riesengarnele und einem dicken Klecks Sprühsahne obendrauf ist keiner weiteren Erwähnung wert, die Rinderkraftbrühe ist angenehm kräftig, allerdings lauwarm, die Kräuterflädle darinnen sind beachtlich kräuterfreie Pfannkuchenstreifen, aber dafür frische Schnittlauchröllchen auf der Suppe. Die Fleischspieße sind Metallstecken mit Flatschen von toter Kuh mit ein paar verbrannten Bratpaprika und Cherrytomaten dazwischen, english kriegt die Küche offensichtlich bei den kleinen Fetzen nicht hin, das Fleisch ist trotz anderweitiger Bestellung durchweg medium bis well done; bei unserem zweiten Besuch nach ein paar Wochen ebenfalls wieder durchgebratenes Fleisch. Das Flambieren der Fleischspieße beim Servieren sieht nett aus, ist kulinarisch aber vollkommen sinnbefreit. Auch die Beilagen sind eher unter dem Kapitel „na-ja“ abzuhaken: Knoblauchbaguette, ein kleines Näpfchen fettiges Kartoffelgratin, kurz in Fett erwärmte und angebräunte Kartoffelschnitze von ungeschälten Drillingen, eine dicke Ofenkartoffel mit einer Sour Cream, die nach Konservierungsmitteln schmeckt, auch die Cognac-Pfefferrahmsauce und die Béarnaise schmecken wie Convenience. Aber wirklich gut, das muss auch gesagt werden, sind die Bratkartoffeln, teils kross, teils weich, sanft mit Fett überzogen, mit knusprigem Speck und Zwiebelchen, ich habe – zumindest in Bayern – selten bessere Bratkartoffeln gegessen. Belassen wir’s dabei. Das Spießwerk ist ein ganz normales, durchschnittliches Steakhaus wie tausend andere auch, nur dass es hier zusätzlich noch Fleisch auf Spießen gibt. Wer gerne große Flatschen toter Kuh isst und weder auf Beilagen noch auf kulinarisch anspruchsvollere Gerichte Wert legt, der kommt im Spießwerk sicherlich auf seine Kosten.


SPIESSWERK
das neue Projekt der Azsteakas-Gruppe
Azsteakas Restaurant GmbH & Co. KG
Geschäftsführer: Alfred Hoschek & Siegfried Assei
Ludwigstraße 19
D – 86152 Augsburg
Tel.: +49 (8 21) 78 08 88 02
E-Mail: food@spiesswerk.de
Online: www.spiesswerk.de

Hauptgerichte von 8,90 € (Burger mit Chips) bis 46,90 € (350 g Tenderloin mit Beilagen), Drei-Gänge-Menue von 21,30 € bis 69,30 €

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