Das Imperium im Allgemeinen und die Klobürste im Speziellen

Es gibt Dinge, über die spricht man einfach nicht. Dinge, die eigentlich ganz einfach, selbstverständlich, natürlich, unabdingbar sind. Sackflöhe zum Beispiel, oder dass massiv amtseidbrüchige Spitzenpolitiker vor ein Standgericht gehören, oder dass konsequente ökologische Ernährung der Menschheit (also, nicht nur von uns paar hundert Millionen Wohlstandsfuzzis, sondern dieser Milliarden Anderer, die auch alle Bäuche haben, Bäuche mit dem selben Hunger und denselben Rechten wie die unseren) entweder eine Verdoppelung der Anbauflächen oder eine Halbierung der Kalorienaufnahme oder den gänzlichen Verzicht auf Fleisch oder – ungleich konsequenter – eine Halbierung der Esser – Massenvernichtungskrieg wäre hier ein passendes Stichwort – als notwendige Voraussetzung hätten, oder dass dieser Energiewende-Unfug jeden deutschen vierköpfigen Haushalt dauerhaft über 1.000 EURO mehr im Jahr kosten wird. Aber über solche Dinge spricht man nicht, zu mindestens nicht in Gutmenschistan, einem kleinen, rückständigen Ländchen mit blödsinnigen Bewohnern am Rande der Geschichte. Aber ich schweife ab. Es geht nämlich um Klobürsten, und darüber spricht man ja eigentlich auch nicht unbedingt.

Genau genommen geht es nicht um Klobürsten, vielmehr geht es um keine Klobürsten, nämlich um die Klobürsten, die es offensichtlich in fast allen us-amerikanischen  Beherbergungsbetrieben nicht gibt. Da mietet  man ein Motel-Zimmer für 60 US$ oder eine Nobel-Hotel-Suite für 600 US$, geht in’s Bad, scheißt geziemlich in’s weiße Sanitär-Porzellan mit Wasserspülung, wasserspült, und eventuell zurück bleiben braune Spuren am weißen Sanitär-Porzellan vermag man nicht zu verwischen, in Ermangelung eines geeigneten Wisch-Werkzeuges, gemeinhin Klobürste geheißen. Diese gibt es eben weder in teuren Hotels noch in billige Motels. Warum dem so sei, frage ich amerikanische Freunde? Warum was so sei, fragen sie unverständig zurück? Warum es in Hotels keine Klobürsten gebe, wiederhole ich mich? Warum es in Hotels Klobürsten geben solle, entgegnen die Freunde noch immer unverständig? Na, um gewisse Spuren des Mensch-Seins zu beseitigen. Warum man in Hotels dererlei Spuren beseitigen solle? Weil sich das so gehöre, Hygiene, Sauberkeit, Rücksicht gegenüber dem Nächsten an nämlichem Orte, solche Dinge halt. Die Freunde verstehen einfach nicht: im Hotelzimmer sei man doch für sich, und zur Beseitigung solcher Dinge gebe es doch das Personal, das sei für diese Sachen zuständig, das sei Aufgabe der „cleaner“, zu Deutsch in etwa „Putze“ und nicht wirklich pc.

Wie das in imperialen Privathaushalten gehandhabt wird, weiß ich nun nicht. Aber ich finde diesen kulturellen Unterschied schon sehr interessant: selber im Hotelzimmer ein Klo zu reinigen zählt nicht zu den zivilisatorischen Selbstverständlichkeiten eines Amis, und ich spreche hier nicht von vereinzelten Schmutzfinken, ich spreche von einem Volk ohne Hotel-Klobürsten und folglich einem Volk ohne Hotel-Klobürsten-Bedarf, und das sagt viel über den erreichten Zivilisationsgrad aus.

Aber es geht noch viel schlimmer. Samstag schreibe ich dann über utility meat.

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