Viel zu früh am Morgen. Ich fliege heute Linie – von München Frnzjssfstrss irgendwo nach Wien. Um mich rum alle busy, alle Business. Reihe 23, Platz B. Ich fliege hinten bei der Economy mit, wir heben trotzdem alle gemeinsam ab. Zu meiner Rechten das Hauptargument für einen Sitz in der Business Class – 135 Kilo in einem einzigen Zweireiher. „Und wo fliegen Sie hin?“ will ich den Dialog mit meinem schnaufenden Nebenpassagier in Schwung bringen. Findet seine Korpulenz gar nicht komisch, energisch scrollt er mit dem Trackball in der Excel-Tabelle nach ganz unten – bbrrrrrlllll.
In der Reihe vor mir bittet die Stewardess den Jungmanager zum dritten Mal doch endlich sein smartes Phone auszumachen. Wallstreet-Willy ist mir vorher schon aufgefallen als er einfach nicht wahrhaben wollte, dass sein 25kg-Samsonite-Sarkophag kein Handgepäck ist und auch beim besten Willen nicht in das Fach über den Sitzen passt. Aus der Masse der coolen Anzugträger in ihren braunen Designerschuhen und ihren gegelten Resthaaren stechen zwei ebenso fröhliche wie betagte Transferzahlungsempfänger heraus. Mit ihren bunten Windjacken fliegen Omi und Opi wohl nur so zum Spaß in die österreichische Metropole – total unprofessionell.
Ups, was macht da die blonde dreiwettertaffe Dame im dunkelblauen Kostüm (mit goldenen Knöpfen!) an meinem linken Ellenbogen. „Und…“ frage ich und schaue dabei aus meiner Sportbild auf, „…Sie müssen heute nicht in der Kabine arbeiten?“ „Wie meinen Sie das bitte?“, entgegnet mir die vermeintliche Undercover-Flugbegleiterin. Sie ist Unternehmensberaterin oder sogar Consultant mit Verlaub, klärt sie mich auf. Sorry. Das kommt davon, wenn man wie ich aus der Münchner Provinz stammt und die einzigen Damen mit dunkelblauen Kostüm die sind, die einem den Tomatensaft im Flieger bringen oder die, die einem den Strafzettel an die Windschutzscheibe pappen. Nicht nur die Stimmung ist im Sinkflug. Der Stahlvogel hat noch längst nicht alle Gummireifen auf den Asphalt gesetzt, da hängt das Frequent Flying Management aus Reihe 22 schon am Smartphone: „Bin in 28 Minuten im Meeting-Room, Latte mit zwei Zucker!“ Nur keine Zeit verlieren, das kann sich heute niemand mehr leisten. Einfach mal so rumsitzen ohne wichtige Details zu kommunizieren – tststs.
Die Whats-App- Benachrichtungstöne rings um mich erklingen. Wir sind erfolgreich gelandet – ich bin ich der Einzige, der klatscht. Trotzdem gut gemacht, Herr Pilot. Freu mich schon auf den Rückflug.
PS: Testen Sie Ihr Wissen: Wie schwer darf ein Handgepäcksstück bei einem Lufthansa-Flug maximal sein?
a) 8 kg
b) 10 kg
c) 40 kg