Brauhaus 1516 im Augsburger Hauptbahnhof: Ja der Schlendrian, der Schlendrian …

Vor geraumer Zeit hatte ich hier geschrieben, dass es traurig, sehr traurig bestellt sei mit guter bayrischer oder bayrisch-schwäbischer Küche in Augsburg, und dass unter all diesen gastronomischen Blinden das Brauhaus 1516 im Augsburger Hauptbahnhof gewiss zu den Einäugigen zähle. Wenn der Kurze am Wochenende von seinem Schiffchen an der Küste heim nach Bayern kam, so war das Brauhaus 1516 bevorzugte Anlaufstation, um ihm nach einer Woche mit Labskaus und Becks Bier kulinarische Erste Hilfe in Form einer Halben und einer Schweinshaxe zukommen zu lassen, und das war fast immer ordentlich, mal kleinere Patzer, aber gute Qualität über Jahre. Außerdem bin ich sowieso parteiisch, was das Brauhaus 1516 anbelangt: erstens finde ich das Konzept der Meckatzer Brauerei (sofern es überhaupt vom Meckatzer stammt!), alte Bahnhofskneipen in zentraler Innenstadtlage zu pachten, aufzumöbeln, eine – Neudeutsch – micro-brewery dort einzurichten, ordentlich zu kochen, gepaart mit flottem Service und regelmäßigen Events, sehr gut; zweitens war der Mann der Kusine meines Vaters Braumeister bei Meckatz, also auch familiär bin ich vorbelastet; und drittens wohnt meine vormals angeheiratete schwäbische Verwandtschaft auch noch allesamt um die Ecke von Heimenkirch, wo Meckatzer daheim ist.

Aber: G’schissen ist auf all das, die letzten beiden Besuche im Brauhaus 1516 im Augsburger Hauptbahnhof waren kulinarisch schlichtweg schlimm. Beginnen tut der Schlendrian bereits beim Internetauftritt. Unter http://brauhaus1516-augsburg.de/index.php/speisekarten/speisekarte-pic-2 finden sich Ende Dezember 2016 / Anfang Januar 2017 eine „1516 Gulaschsuppe mit Fuggerbrot“ für 4,50 € oder „1 Paar Wiener Würstel mit Senf und einer Scheibe Fuggerbrot 1, 2, 7, 8, 14“ zu 3,60 €; schaut man in die gedruckte Speisekarte vor Ort, so ist nichts mehr von Gulaschsuppe oder Wiener Würstel zu sehen. Damit nicht genug: lt. Speisekarte im Internet soll der Zwiebelrostbraten 16,90 € kosten, vor Ort verlangt man plötzlich 17,50 €, der Schweinebraten soll im Internet 9,20 € kosten, vor Ort dann 9,90 €, so geht das weiter, kaum ein Preis, der stimmte. (Interessante juristische Fragen: wären das etwa unstatthafte Lockangebote, gelten die Preise im Netz oder die vor Ort?) Dabei ist die Website des Brauhauses ansonsten nicht etwa vernachlässigt oder ungepflegt, die nächsten Veranstaltungen werden ebenso angekündigt wie die aktuelle Wochenkarte. Nur um die Standardkarte hat sich offensichtlich lange niemand mehr gekümmert.

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Aber man geht ja nicht wegen des Internets in’s Wirtshaus, sondern wegen Speis und Trank; Trank nach wie vor gut, aber die Speis … Die letzten beiden Besuche, einmal Dezember 2016 zu dritt, einmal Januar 2017 zu viert waren – um es so auszudrücken – für sehr lange Zeit unsere Letzten: Pfannkuchensuppe: Brühe gut, Kräuterflädle von gummiartiger Konsistenz, trotz der grünen Punkte vollständig geschmackfrei. Currywurst mit Pommes: Currywurst und –soße ok, Pommes bleich, nicht knusprig, fetttriefend. ½ Ente: kommt in 2 Stücken daher (verdächtig, wieso sollte man eine halbe Ente nochmals zerteilen?), Fleisch grau, trocken, hart, Haut wabbelig-braun, unangenehmer Geruch. „Brauer Michels Pfeffersteak von der Lende 1, 2, 3, 7, 12“: nicht wie bestellt medium, sondern totgebraten, entsprechend hartes Fleisch, dazu Sehnen, Pfeffersoße mit Garantie Convenience, Salat schlecht geputzt und in Essig ertränkt, bei der häuslichen Produktion der „hausgemachten Kräuterbutter“ wäre ich gerne einmal dabei. “Brauburschen Schnitzel 2, 3, 14“: hartes, unpaniertes Stück gebratenen Schweinefleisches, braune, streng schmeckende Convenience-Sauce mit breiiger Konsistenz, fette, halb-kalte (oder halb-erwärmte, wer weiß, wer weiß …), streckenweise extrem versalzene Bratkartoffeln mit einzelnen Stückchen von Pommes darinnen (???), darüber ein Berg von kalten Convenience-Röstzwiebeln und eine Scheibe gebratener Speck. Um fair zu bleiben: daneben waren etwa Obazda, Wurstsalat, hausgemachte Käsespätzle oder Leberkäse mit Spiegelei und Kartoffelsalat wie bisher gewohnt von guter Wirtshaus-Qualität.

Aber alles in allem ist das Brauhaus 1516 im Augsburger Hauptbahnhof kein Ort mehr, den wir in absehbarer Zeit zum Essen betreten werden.

 

Brauhaus 1516 Augsburg
1516 BHA I GmbH
Stefan Sengl
Viktoriastraße 1
86150 Augsburg
Tel.: +49 (8 21) 4 54 04 80
Email: info@1516-augsburg.de
Online: www.brauhaus1516-augsburg.de

Hauptgerichte von 9,50 € (Käsespätzle) bis 39,90 € (Tomahawk-Steak), Drei-Gängiges Menue von 17,80 € bis 52,30 €

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