Westküsten-Kochbücher (5/6) – Eva Kosmas Flores: First We Eat

Dann ist da noch „First We Eat – Good Food for Simple Gatherings from My Pacific Northwest Kitchen“ von einer Eva Kosmas Flores, „Creator of Adventures in Cooking“, wie auf dem sehr aufwändig mit geprägten Lettern versehenen Hardcover-Buchumschlag proaktiv vermerkt wird. Diese Eva Kosmas Flores ist eigentlich Photographin, daneben auch noch Stylistin – vor allem Food Stylistin – und selbst ernannte Rezepte-Entwicklerin. Was dabei herauskommt sind vor allem künstlerische oder manierierte oder kitschige Photos, nur zum Teil von sehr stylisch aufgemachtem Futter, daneben aber auch von sinnbefreiten Alltags-Tableaus, eine kopflose flachbrüstige Frau im blauen Hemdchen mit einer großen Wassermelone in den Händen vor unscharfem Hintergrund, eine Tasse mit was Weißem drin inmitten von Herbstlaub, ein eingewachsener alter Schuppen, Rinder auf der Weide. Da wird eine ganze Seite für ein Photo eines Lamb and Winter Squash Cottage Pie verwendet, da sieht man unscharfe Birken im Hintergrund, hohes Gras, darinnen ein alter Korb (vielleicht ein Picknick-Korb?) mit zwei Kürbissen davor, auf besagtem Korb ein großes braun-verwelktes Blatt (Banane?), ein hingeknüllter grüner Stofffetzen, eine uralte Zinkgabel, einen blauen Teller, darauf schließlich besagtes Pie, ein Stücklein herausgeschnitten auf dem grünen Stofffetzen liegend, allerdings nimmt die Pastete aufgrund der Entfernung keine 5% der Bildseite ein, man erkennt nichts vom Inneren, der Struktur, dem Inhalt, geschweige denn, dass dieses Stillleben mit Pastete im Wald irgend eine Hilfe bei der Zubereitung der selben böte, das ist schlimmstes l’art pour l’art, nichts das Bild dient dem Rezept und dessen Nachkochen, das Rezept dient als Grund / Vorwand, dieses Bildchen in das Buch zu bringen. Das Rezept selber ist dann eher so la-la, da werden frank und frei onion powder und garlic powder als Zutaten genannt – als ob man beides nicht frisch verwenden könnte, und eine Kochanleitung wie „Once the lamb is coocked through“ ist ja wohl sowas für’n Arsch als Hilfe für den ambitionierten Hobbykoch, dass es einen graust.

Das geht so weiter. Nach einer huldvollen Einleitung „A Warm Welcome: In this book, I am going to tell you a story …“ ist das Buch gegliedert nach Basics und dann den Jahreszeiten, jeweils beginnend mit einem Menue-Vorschlag und ein paar grundlegenden Ausführungen zu allgemeinen Küchenthemen wie dem Vermehren von Pflanzen. Die Rezepte schwanken zwischen 08/15 und na-ja. Gedörrte Radieschenscheiben mit frischem Thymian, Tarte Tatin, Wassermelonen-Minze-Granita, Ravioli mit getrockneten Tomaten und Ricotta, Muscheln in Weißwein-Tomaten-Sauce, gegrillte Blumenkohlscheiben mit Pilzsauce, … Bevor ich jetzt zu ungerecht werde, ich bin einfach nicht die Zielgruppe für dieses mit 35 US$ recht teure und aufwändig gemachte Buch. Ich stelle mir hier die gelangweilte, besser situierte Hausfrau in den Vororten von New York oder Los Angeles vor, oder die tierisch genervte Anwaltsgattin in einem verfluchten Kaff im mittleren Nordwesten, die sich für ein paar Stunden wegträumen wollen in die Phantasmagorie eines gesunden , naturnahen, jahreszeitlichen Lebens und Kochens mit selbstbestimmten Lebensmitteln (nicht die Lebensmittel sind selbstbestimmt, sondern selbstbestimmt, jenseits der imperialern Food-Industrie, frei auswählen können, was man wie isst … weitgehend eine Illusion im Imperium) und eigener, individueller Kochleistung … bevor sie dann doch wieder in den örtlichen Wallmart dackelt und dort vorgegartes Tiefkphlhühnchen oder TV-Dinner im Plastikpack, nur noch erwärmen vor dem öffnen, ersteht, um ihr sinnloses Leben dann bis zum Abend vor irgendwelchen Serien in der Glotze zu verbringen. Eine gräßliche Vorstellung. Diesen Weibspersonen seien die paar Stunden gednklicher Flucht gestattet. Aber mich würde schon interessieren, was denn aus diesem Buch tatsächlich nachgekocht wird, und wenn ja, mit welchem Erfolg.


Eva Kosmas Flores: First We Eat: Good Food for Simple Gatherings from My Pacific Northwest Kitchen. London: 2018 (Abrams & Chronicle Books). ISBN-10: 1419728962, ISBN-13: 978-1419728969. Preis: 23,99 €

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