Vergessene Orte: Sibiu / Hermannstadt

Wenn man am Freitag etwas früher Schluss macht und zum Münchner Flughafen fährt, dann erwischt man um 14:50 die Maschine nach Sibiu und landet dort 01:40 Stunde später; am Sonntagabend kann man zurückfliegen und ist um 18:50 wieder in München. Und das Ganze kostet bei der Lufthanse in der Economy Class irgendwas um die 200 €. Warum aber sollte man über’s WE nach Sibiu, zu Deutsch Hermannstadt fahren? Vielleicht ganz einfach, weil es schön und interessant dort ist, es viel zu sehen gibt und die Menschen freundlich und offen sind; 2009_rumaenien2außerdem möchte man ja vielleicht auch mal erfahren, was mit den Milliarden an EU- und Entwicklungshilfe-Geldern geschehen ist, die reichlich nach Rumänien flossen und fließen. Der Flughafen von Herrmannstadt zum Beispiel ist vom Feinsten, westeuropäische Provinzflughäfen wie Paderborn, Biarritz Anglet Bayonne oder Eindhoven (drei, die mir da ganz spontan einfallen) können sich hier im Vergleich nur verstecken. Für kleines Geld ist man mit dem Taxi in 10 Minuten in der Innenstadt von Sibiu. Feiglinge können sich im örtlichen Ibis, Golden Tulip oder Ramada einmieten, es gibt auch ein Hilton, das ist allerdings etwas abseits vom Schuss; hier gibt es gewohnte westliche Hotellerie-Standards was Ausstattung, Sauberkeit und Service anbelangt, und die dazugehörige Tristesse auch, die Preise bewegen sich – je 2009_rumaenien9nach Lage und Sternen – zwischen moderaten 50 bis 100 € pro Doppelzimmer pro Nacht, nur im Hilton verlangt man meist 125 €, ich weiß auch nicht, warum bzw. wofür. Wer „mutiger“ ist und offen für lokale Hotellerie und ihre Standards, der kann zum Beispiel in’s Hotel am Ring gehen, zentraler geht’s nimmer, die Zimmer in dem verwinkelten Gebäude sind allesamt mit echten historischen Möbeln aus dem vorletzten Jahrhundert ausgestattet (manche Matratze scheint ebenfalls aus der Zeit zu stammen), die Bäder nachträglich eingebaut, klein, aber funktional, das ganze Ensemble ist recht pittoresk, im Keller – ein wirklich beeindruckendes 2009_rumaenien4Backsteingewölbe – gibt es ein Restaurant namens Gothic, das seinerseits eine Mischung aus Rustikalität, Urigkeit und Monstrosität darstellt, obwohl blitzsauber würde es niemanden wundern, wenn hier in einer Ecke ein Skelett rumläge, weiter gibt es noch einen großen Freisitz direkt vor dem Haus in der Fußgängerzone am Marktplatz, wo man in der schönen Jahreszeit nett sitzen kann, kulinarisch ist das Ganze allerdings nicht erste Wahl, riesige fette Portionen vorwiegend heimischer Kost mit viel Fleisch, und mal hat man das freundlichste und flotteste Personal der Welt, dann plötzlich inkompetente Grantler und Schleicher, eine Systematik dahinter hätte ich noch nicht festgestellt. Zumindest ebenso pittoresk ist das ebenfalls mitten in der Stadt gelegene Hotel Imperatul Romanilor, Römischer Kaiser steht noch in Deutsch über dem Eingang. Das Gebäude selber stammt aus dem 16. Jahrhundert, Ende des 19. Jahrhunderts wurde es zum letzten Male als 2009_rumaenien8Hotel umgebaut, baulich und von den Möbeln noch ganz verhaftet im Historismus der Gründerzeit, und diese Substanz hat sich bis heute im Prinzip weitgehend unverändert und recht gut erhalten in die heutige Zeit gerettet, wenngleich man z.B. den schweren roten und blauen Teppichböden mit eingewebtem Hotel-Logo an vielen Stellen die Jahrzehnte deutlich ansieht. Die Bäder wurden ebenfalls nachträglich eingebaut, die Zimmer sind sehr unterschiedlich, mal winzig zum düsteren Innenhof, mal geräumig und mondän, seit kurzen gibt es auch ein nettes kleines Hallenbad im Hause. Kaiser Joseph II., Johannes 2009_rumaenien15Brahms, Johann Strauss, Franz Liszt, gleich drei Deutsche Bundespräsidenten und Albert II von Belgien haben hier übernachtet, und doch sind die Kritiken auf z.B. tripadvisor heute durchwachsen. Tatsächlich, die Leistungen beim Frühstück und im Restaurant sind durchwachsen, an vielen Ecken blättert der Lack buchstäblich, und was die Zimmer anbelangt, so kommt es sicherlich drauf an, ob man bei der Buchung den letzten Cent Ersparnis über ein Buchungsportal herausquetschen will oder ob man direkt bei der freundlichen, tadellos Deutsch sprechenden Rezeption anruft, um ein hübsches Zimmer bittet, dem Hotel 15% Vermittlungsprovision bei den Buchungsportalen erspart und dann noch nach dem 2009_rumaenien7Preis fragt, der wird oft besser und billiger wegkommen als bei den Vermittlungsportalen. Persönlich gehe ich in Hermannstadt meist in das Continental Forum Sibiu, direkt am Beginn der Fußgängerzone, ein bulliger, langgestreckter, weißer Bau, bei dem ich bis heute nicht weiß, ob er noch aus kuk-Zeiten stammt oder von den Kommunisten. Innendrin ist er jedenfalls Kommunismus pur, spartanisch, kalt, minimalistisch, die meisten Hotelzimmer mit funktionalen System-Einheits-Möbeln durchweg in einheitlichen Türkis-Tönen gehalten, dazu ein paar aufwändiger gestaltete Zimmer, spätes Gelsenkirchener Barock, so mag es bei Ceaușescus im Schlafzimmer ausgesehen haben, in den neu renovierten Zimmern wurden jetzt recht stylische Nasszellen eingebaut, alles ist sauber, die Matratzen sind gut, Klimaanlage, schnelles, freies WLAN, Schallschutzfenster, Flachbildschirm mit internationalen Programmen, im Keller ein winziges SPA mit Whirlpool, Massage und ein paar minderwertigen Fitnessgeräten … das ist alles ordentlicher Standard. OK, das2009_rumaenien22 Frühstück ist lausig, aber ich habe in Sibiu noch kein wirklich gutes Frühstück bekommen, das hauseigene Balkan Bistro besitzt den Charme einer Kantine, und die Küchenleistung ist bestenfalls ebenso, die Lobby-Bar geht Charme-technisch nochmals ein Stockwerk tiefer, Jugendherbergs-Level, weiß, steril, Stahlrohrmöbel, nur ein Narr würde hier Mixgetränke bestellen wollen, maximal einen Scotch mit Eis, aber hier versammeln sich des Abends die Gestrandeten, die Barflys, die einsamen Reisenden und Geschäftsleute, deren Abende und Nächte in der Fremde leer sind, zur allgefälligen, spontanen, gelegentlichen, kurzzeitigen Zerstreuung sitzen in der Regeln zwei, drei dralle jüngere Damen, die für die Üppigkeit ihrer Formen recht wenig Stoff tragen, wartend bei einer Cola in den Ecken des Raums und lehnen die Einladung zu einem Drink niemals ab; kurze Zeit später sieht man dann einen rumänischen Geschäftsmann oder einen deutschen Touristen zahlen und die Bar verlassen, fünf Minuten später steht auch die Dame auf – ihre Rechnung ist offensichtlich bereits beglichen –, und sie verlässt den Raum Richtung Aufzüge zu den Zimmern; eine oder maximal zwei Stunden später wird die Dame wieder wartend an ihrem angestammten Platz bei einer kleinen Cola sitzen. Aber die Patisserie-Kreationen im hauseigenen Café namens TeKaffee, die können sich zum Teil wirklich sehen und auch schmecken lassen. Was ich am Continental mag ist seine Authentizität. Das Hotel am Ring oder der Römische Kaiser, die versuchen, heute wieder zu sein, was sie vielleicht irgendwann einmal früher tatsächlich waren. Das Continental bleibt sich selber treu, ein Sozialistischer Einheitsschuppen für Funktionäre, vielleicht ein wenig modernisiert und hoffentlich entwanzt.

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Soweit zu den Fragen, wie man nach Sibiu gelangt und wo man übernachten kann; nicht beantwortet ist allerdings noch immer die Frage, warum man überhaupt nach Hermannstadt reisen sollte. Diese Frage hat auch etwas mit Geschichte zu tun. Geographisch bildet das Siebenbürger Becken heute das Zentrum Rumäniens, im Norden begrenzt durch die Maramures (ein unberührtes, 2009_rumaenien29ursprüngliches Gebiet, wo die Uhren angeblich nicht die Zeit, sondern die Ewigkeit messen) im Westen, Richtung Ungarn, durch das Apuseni Gebirge, im Süden und Osten durch den Südlichen Karpatenbogen. In vorchristlicher Zeit lag hier das Zentrum des Dakischen Königsreiches, das unter Trajan von den Römern unterworfen wurde, die keine 200 Jahre später ganz andere Probleme hatten und sich wieder verabschiedeten, so dass die Region fortan Durchzugsgebiet der Völkerwanderung war. Erst im 10. Jahrhundert ließen sich Ungarn hier fest nieder, die die Region Erdély nannten, was „Jenseits des Waldes“ bedeutet, gemeint ist damit das waldreiche Apuseni Gebirge, das die Ungarische Tiefebene vom Siebenbürger Becken trennt. Im Lateinischen des Mittelalters wurde daraus Transsylvanien, wo ja bekanntlich die2009_rumaenien16 Vampire in alten Burgen hausen. Vom 12. bis zum 19. Jahrhundert wanderten immer wieder Deutsche nach Siebenbürgen ein (noch 1845 – bis 1848 zogen rd. 1.800 Württemberger nach Siebenbürgen, weil sie sich dort bessere Lebensbedingungen versprachen), Armuts- und Religionsflüchtlinge, die unter der Ungarischen Krone Religionsfreiheit, Steuerprivilegien und weitreichende Autonomie genossen. Die Einwanderer gründeten sieben große, befestigte Städte: Hermannstadt, Kronstadt, Bistritz, Schäßburg, Mühlbach, Broos, Klausenburg, und daher soll sich der Name Siebenbürgen („Sieben Burgen“) ableiten. Trotz der muslimischen Invasionen, Massenmorde und Verschleppungen des 16. und 17. Jahrhunderts konnte die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, wie sie allgemein genannt wurden und werden, weiter wachsen und prosperieren. Bis zum 2. Weltkrieg war rd. jeder 10. Bürger Siebenbürgens Deutscher Abstammung, in 2009_rumaenien19Herrmannstadt sogar jeder 3., dann setzte die kontinuierliche Abwanderung ein, heute ist noch 1% der Bevölkerung deutschstämmig. Und dennoch hat das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien die absolute Mehrheit der Sitze im Stadtrat von Hermannstadt, der deutschstämmige ehemalige Bürgermeister Sibius, Klaus Johannis, wurde 2014 zum Rumänischen Staatspräsidenten gewählt, es gibt eine Deutsch-Rumänische Universität und zwei deutschsprachige Gymnasien, die Straßenbeschilderung und die Homepage der Stadt sind in Rumänisch und in Deutsch, zahlreiche Tafeln an Gebäuden zeugen davon, dass sie mit Deutscher Hilfe restauriert wurden, selbst die alten quietsche-gelben Telephonzellen der Deutschen Post (hat sich jemals jemand gefragt, was aus den Dingern geworden ist?) verrichten heute ihren Dienst in den Straßen von Hermannstadt, es gibt zwei deutschsprachige Zeitungen vor Ort, eine deutsche Buchhandlung, und vielleicht das Wichtigste: man kommt mit Deutsch verlässlich durch den Alltag in Hermannstadt, man kann in Restaurants bestellen, auf dem Markt einkaufen, im Hotel einchecken, alles auf Deutsch, zuweilen vielleicht etwas holprig, aber Deutsch, und vor allem, die Menschen in Herrmannstadt sind freundlich, offen, entgegenkommend, man hat das Gefühl, als Reisender, als Gast, als Mensch hier willkommen zu sein, und das nicht nur wegen der eigenen Geldbörse. Um nicht falsch verstanden zu werden, ich will hier weder in Deutschtümelei noch in ein wie auch immer geartetes Anspruchsdenken verfallen, nur ist es angenehm zu spüren, dass unser Vorfahren zumindest in einigen Teilen der Welt 2009_rumaenien20anscheinend nicht alles falsch gemacht haben. Also, zum einen fährt man nach Hermannstadt, weil die Leute freundlich und weltoffen sind und man sich als Gast aus Deutschland durch die Bank weg willkommen fühlt. Es mag ein Spezifikum dieser rumänischen Art der Willkommenskultur sein, dass es eine eigene Touristen-Polizei, „S.P.A.T. Tourist Assistance“, gibt, die uniformiert, bewaffnet mit Pfefferspray, Schlagstock und Handschellen durch die Innenstadt patrouilliert (nicht zu verwechseln mit den gefürchteten Mossos d’Esquadra in Katalonien, die in den Partyhochburgen an der Costa Brava oft rabiat, aber fast immer effektiv für Ruhe und Ordnung  sorgen), Touristen höflich und in fließendem Deutsch oder Englisch kompetent Auskunft zu fast allen Fragen gibt und herumlungernde, bettelnde oder sonst wie suspekte Zeitgenossen, vorwiegend Sinti und Roma bestimmt und notfalls auch gewaltsam der öffentlichen touristischen Plätze verweist.

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Zum anderen fährt man natürlich auch wegen der wunderschönen, alten, zum Teil bereits renovierten Städte nach Siebenbürgen, Sibiu ist nur eine davon. Rund um das von den letzten Kriegen 2009_rumaenien12nicht zerstörte Stadtzentrum, dem Großen Ring (Piața Mare, Großer Platz auf Rumänisch) reihen sich die frisch renovierten historischen Gebäude mit Museen, Kirchen, Geschäfts-, Verwaltungs- und noch – für ein Stadtzentrum – vielen Wohngebäuden, Restaurants, Cafés und Hotels. Der örtliche Handel wurde noch nicht verdrängt durch den weltweiten Einheitsbrei von Huddel und Muddel, Benetton, Prada und wie der ganze Ramsch auch heißt, selbst die vermaledeite Fleischklopsbraterei McKotz ist in Hermannstadt an den Stadtrand neben eine Zufahrtsstraße verbannt. Richtung der alten Stadtbefestigungen und darüber hinaus wird der Renovierungsgrad der Häuser und auch der Zustand der öffentliche Wege und der Beleuchtung rasch schlechter, aber 40 Jahre Stalinismus hinterlassen Spuren. Nichtsdestotrotz ist es ausgesprochen interessant, durch die alten Straßen zu schlendern, städtische Wohnhäuser, kleine hofartige Anwesen, alte Befestigungsanlagen aus Mauern, Wällen, Gräben, Türmen, dann sozialistische Betonklötze, verwunschene Villen, verdammt viele, aber friedliche, eher traurig-träge Straßenhunde, Parks in denen Männer an Tischen aus Beton Backgammon spielen, der Zoo, Sportplätze und ein Stadion, kleine Kauf- und Kramläden, die die Lidls, Kauflands und Pennys (nur Aldi/Hofer ist noch nicht vor Ort) bald getötet haben werden, Friedhöfe mit alten Grabsteinen fast ausschließlich auf Deutsch, ein Bahnhof teils mit Zügen, in die man seinen Fuß lieber nicht setzen möchte, 2009_rumaenien1weiter draußen moderne Glas-Stahl-Beton-Bürobauten, Industriebrachen, alte Fabriken, verfallende Werkshallen, von allem etwas. Dazu bietet Sibiu drei Märkte mit landwirtschaftlichen Produkten direkt von den Bauern, der Zibinsmarkt (Piaţa Cibin) in der Unterstadt ist der älteste, unzähliger Kulturveranstaltungen, ein großes Theaterfestival in jedem Jahr, und, und, und … Dem allen nicht genug, darüber hinaus ist die Stadt auch noch Ausgangspunkt für Ausflüge in ganz Siebenbürgen und in die Karpaten, etwa das angebliche Geburtshaus Vlads III (alias Graf Dracula) in Sighisoara (Schäßburg) oder Schloss Bran (Törzburg), die touristisch bereits ziemlich verhundste angebliche Burg Draculas (was historisch wahrscheinlich Blödsinn ist, aber die Burg ähnelt so sehr Bram 2009_rumaenien6Stokers Beschreibung seiner fiktiven Dracula-Burg, dass man Törzburg flugs – und geschäftstüchtig! – dazu gemacht hat: eine Geschichte muss nicht wahr sein, sie muss nur gut erfunden – und vermarktet, sollte man hinzufügen – sein); weitaus interessanter sind die zahlreichen alten Kirchenburgen, kleinen Bauerndörfer, Bauern mit Pferde- und Eselsgespannen, Sträßchen in den Karpaten und auch die zahlreichen Roma-Siedlungen mit wenigen, protzigen, großen, geschmacklosen Neubauten mit dicken Autos davor und zahllosen ärmlichen Häusern.

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Eine Frage jedoch kann ich bis heute nicht beantworten, nämlich wo man gut äße in Hermannstadt. Die Portiers der Hotels und die Veranstalter von Pauschalreisen schicken ihre Opfer auf die Frage, wo man denn gut einheimisch essen könne, zumeist in besagtes Restaurant Gothic im Keller des Hotels am Ring oder in das Crama Sibiul Vechi (zu Deutsch Keller Alt-Hermannstadt), 2009_rumaenien14ebenfalls ein Backsteinkellergewölbe, die Bedienungen tragen (angeblich) einheimische Tracht, Folklore-Tinnef an den Wänden, Gardinen hängen wie Spinnweben an den Lichtschächten in der Gewölbedecke, grobes Steinzeug, Aluminiumbesteck, Pressglas, aber immerhin weiße Tischdecken, einheimische Speisekarte mit viel gebratenem Fleisch in großen, fetten Portionen, Maisbrei, frittierte Kartoffeln (aber zumindest keine Convenience-Fritten), dicke, mehlschwangere Soßen, frische, heimische, ordentlich geputzte Salate (leider nicht angemacht); Einheimische hätte ich hier nicht essen sehen, hier werden die Touristen-Heerscharen abgefüttert und –zockt. Der Einäugige unter all den Blinden, wenn es um traditionelle einheimische Küche geht, die Crama Sibiana, schon wieder ein Backsteinkeller, aber mit nettem Freisitz mit 2009_rumaenien11Blick auf den Kleinen Ring und die Lügenbrücke. Nicht, dass es hier nicht auch große Portionen fetten, gesottenen, gebratenen und gegrillten Fleisches gäbe, aber die Gemüsebeilagen sind frisch, knackig und ordentlich, ebenso die Salate, und die diversen Eintöpfe im Brot, die hier serviert werden, genießen offensichtlich auch bei Einheimischen einen guten Ruf. Erwähnenswert ist sicherlich noch unbedingt der Weinkeller (der auch tatsächlich so heißt) in einem kleinen Gässchen hinter der Evangelischen Stadtkirche, fast schon unglaubwürdig, aber nochmals ein Backsteingewölbe, dazu ein paar lauschige Tischchen unter Weinreben in dem engen Gässchen. Hier hat man sich ganz und gar den gehobenen rumänischen Weinen verschrieben, und da gibt es in der Tat einiges zu entdecken. Schwarze Mädchentraube (Fetească Neagră) kannte ich bis 2009_rumaenien25dato nur als Ursache grässlicher Kopfschmerzen aus dem Discounter und nicht als Barrique-ausgebauten vorzüglichen Qualitätswein. Hierkann ich nur raten, sich von den freundlichen, kompetenten Kellnern beraten zu lassen und einfach zu probieren. Sehr sympathisch auch, dass man sich bewusst als Weinlokal definiert und keine Cola, Bier und Co. ausschenkt, sondern nur noch Wasser und paar Säfte. Die Speisekarte hier ist klein und unterscheidet sich qualitativ wenig von dem beschriebenen Einheits-Brei, aber wirklich lecker und 2009_rumaenien23authentisch zum Wein sind die Wurst-, Schinken- und Käseplatten aus heimischer Produktion, dazu knuspriges Maisbrot. Ansonsten gibt es noch ein paar nette Kaffeehäuser mit Reminiszenzen an die gute alte kuk Zeit, jede Menge Läden mit italienischen, amerikanischen, mediterranen Speisekarten, sogar einen deutschen Laden mit Currywurst und Riesen-Schnitzel namens Berlin gibt es, mehrere Filialen der mir mehr als suspekten heimischen Fast-Food-Kette Super Mamma, Pubs, Eisdielen, Bars … man wird gewiss nicht verhungern, aber ebenso gewiss wird man nicht wegen des guten Essens nach Hermannstadt fahren, sofern man nicht große Berge fetten Fleisches als gutes Essen bezeichnet. Unbedingt gegessen haben sollte man aber einmal eines der Nationalgerichte, die Mămăligă, ein Maisbrei, ähnlich der Polenta oder – österreichisch – dem Türkensterz. Die Basis-Version der Mămăligă ist einfacher Maisgrieß, mit Wasser und Salz zu einem dicken, sättigenden, vitaminfreien Brei gekocht, ein typisches Armeleute-Essen oder eine typische Fleischbeilage für die Reicheren. Die nächste Stufe der Mămăligă ist nämlicher Maisbrei, garniert mit einem dicken Stück Schafskäse, damit eine komplette Mahlzeit für sich. Was mir bei meinem zweiten Besuch in Siebenbürgen bei meinem ersten Kontakt mit der Mămăligă in der Crama Sibiana aufgetischt wurde, war dicker Maisbrei mit Sahne gekocht, darauf ein riesiges Stück Schafskäse, das Ganze übergossen mit brauner Butter und garniert mit gebratenen, krossen Specktreifen, vier Löffel habe ich davon vielleicht gegessen, bis ich pappensatt war, und bis heute versuche ich, mein Gewicht vor dieser Mămăligă wieder zu erreichen …

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Auch nach mehreren Reisen nach Siebenbürgen hat man dort längst noch nicht alles gesehen und kommt gerne wieder. Und wer weiß, vielleicht braucht man als christlicher Deutscher ja bald einen Zufluchtsort, der sicheres Asyl vor einem Muslim-Terror-Regime in Deutschland bietet. Die Rumänen haben ja schließlich schon Jahrhunderte lang Deutsche Flüchtlinge freundlich aufgenommen, und wie man seine Heimat gegen Ungläubige verteidigt, wissen sie auch, damals wie heute.

Angeblich das Geburtshaus von Fürst Vlad III, alias Dracula
Angeblich das Geburtshaus von Fürst Vlad III, alias Dracula
Dazu das Symbol des Drachenordens von Kaiser Sigismund, dem Vlad III und sein Vater Vlad II angehörten
Dazu das Symbol des Drachenordens von Kaiser Sigismund, dem Vlad III und sein Vater Vlad II angehörten
Und was heute daraus gemacht wird ...
Und was heute daraus gemacht wird …
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