Romantik Hotel Gutshaus Ludorf: traumhaftes Hide-Out mit enttäuschender Küche

Ludorf, ein Nest im tiefsten McPomm, an der Müritz gelegen, zwei Stunden nördlich von Berlin, zweieinhalb Stunden östlich von Hamburg, Natur pur, keine Freizeitparks, keine Hotelburgen, kein Massentourismus … Nun gut, wohnen möchte man hier wahrscheinlich nicht wirklich, aber für eine erholsame Auszeit im Norden ein durchaus geeigneter Platz.

Das Romantik Hotel Gutshaus Ludorf liegt zwischen dem Dorf und der Müritz, vielleicht 900 Meter vom Wasser entfernt; das Ufer erreicht man durch einen kleinen Park mit alten Bäumen, vorbei an einem ebenfalls alten Friedhof, dann eine Allee die Felder entlang. Am Wasser verschandelt ein Campingplatz das Ambiente (aber – anders herum, wenn man Camping mag – für einen Campingplatz eine geniale Lage). Das Hotel selber ist ein Backsteinbau im Dänischen Herrenhaus-Stil aus dem späten 17. Jahrhundert, das Haupthaus bestens renoviert, darum herum Wirtschaftsgebäude. Keril und Manfred Achtenhagen haben 1998 das marode Gutshaus von der Gemeinde Ludorf erworben und mit einigem Aufwand behutsam saniert. Alles ist gepflegt, aber nicht tot-renoviert. Es gibt keine Rezeption, empfangen wird man in der Haupthalle mit wuchtigem Kamin und alten Möbeln. Jedes Zimmer ist individuell mit Großteils alten Möbeln eingerichtet, die Bäder geräumig, alles gediegen und nicht von der Stange, aber auch nicht überkandidelt – geschmackvoll halt. Fernseher gibt es keine bzw. nur auf ausdrücklichen Wunsch auf den Zimmern (ein Segen), und auch das hauseigene W-LAN schwächelt mehr als es Daten überträgt. Dafür gibt es im ersten Stock mit Blick auf den Park eine schöne alte Bibliothek für die Hausgäste und – man glaubt es nicht – ein Musikzimmer samt passabel gestimmtem Flügel.

Enttäuschend – zumindest während unserer Aufenthalte – das Restaurant Morizaner, für das ein gewisser Thomas Köpke seit 1999  verantwortlich zeichnet. Der hat in Grimmen bei der Konsumgenossenschaft Koch gelernt, später beim Freien Deutsche Gewerkschaftsbund in Waren und zehn Jahre im Agrarhistorischen Museum in Alt Schwerin gekocht. Außer einem kurzen Ausflug in die Schweiz hat Köpke die ehemalige DDR beruflich nie verlassen. Was er mit zwischenzeitlich beliebig austauschbaren Modeworten wie Slow-Food, Regional, verantwortliche Landwirtschaft, artgerechte Aufzucht, traditionelles Lebensmittelhandwerk, regionale Geschmacksvielfalt umschreibt kam für uns schlichtweg als kulinarische Tristesse gepaart mit mäßigen handwerklichen Fähigkeiten daher. Nur zwei Menüs zur Auswahl, eines mit trockenem Müritz-Fisch, eines mit trockenem Geflügel, belangloses Kürbissüppchen, belangloser Salat, belanglose Beilagen, völlig belangloser Käse, vielversprechende Weinkarte, dann doch plötzlich einige Positionen, die uns interessierten, ausgetrunken, heimische Schnäpse, nun-ja. Das Ambiente des Restaurants Morizaner ist nett, auch der Freisitz neben dem Haus im Sommer, der Service freundlich-flott-unverkrampft-provinziell, aber alles in allem sicherlich kein großes Erlebnis. Kulinarisch ist hier noch sehr viel Luft nach oben.

Nichtsdestotrotz, für eine ruhige Auszeit oder auch für eine kreative Tagung mit Kollegen sicherlich ein sehr geeigneter Platz.

 

Romantik Hotel Gutshaus Ludorf
Inhaber: Achtenhagen & Achtenhagen (Gutshaus Ludorf) GbR
Rondell 7
17207 Ludorf / Müritz
Telefon: +49 3 99 31 / 84 00
Fax: +49 3 99 31 / 8 40 20
E-Mail: info@gutshaus-ludorf.de
Online: www.gutshaus-ludorf.de

DZ/F 98 € – 160 € (pro Zimmer, inkl. Frühstück)

Die Müritz mit Bootssteg bei Ludorf
Die Müritz mit Bootssteg bei Ludorf
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