Restoran Krk: kroatische Gastfreundschaft abseits des Touristenrummels

Meine Söhne haben mich geschimpft: ich würde immer nur Kritiken schreiben, wenn ich mich geärgert hätte, aber nie etwas Positives. Nun denn, hier aus tiefstem Herzen etwas wirklich Positives. Die Insel Krk ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Dalmatien-Reisen, jetzt mit dem Festland durch eine atemberaubende Brücke verbunden, die Insel selber ein karges Eiland mit petrochemischer Industrie, Landwirtschaft und sehr schönen Badebuchten. Hauptort des Eilands ist die gleichnamige Stadt Krk (als Gott die Vokale vergeben hat, müssen die Kroaten wohl gerade draußen beim Rauchen gewesen sein), ein altes, kleines, verwinkeltes Hafenstädtchen mir uralter Tradition, aber gänzlich unspektakulär verglichen mit den bekannten „Perlen der Adria“ wie Rovinj, Split, Zadar, Pula und natürlich Dubrovnik. Aber wenn man schon Krk besucht, irgendetwas muss man sich ja anschauen, wenn man nicht nur baden und sonnen will, und so durchstreifen Horden von Touristen die verwinkelten Gässchen von Krk, und natürlich haben diese Touristen-Horden über die Zeit die üblichen Touristen-Abzock-Schmarotzer angelockt: überflüssige Souvenir-Läden mit üblem Kitsch, Billig-Juweliere mit überteuertem Tand, Fummel-Boutiquen mit dünnen Kleidchen und Ware von der vorletzten Saison, Touristen-Shops mit Luftmatratzen, Schnorcheln und Sonnencreme zu atemberaubenden Preisen, Unmengen von Eisdielen, die dieses Tüten-Eiscreme-Mischungen bergeweise wohlfeil bieten (allerdings nicht wohlfeil), und natürlich die üblichen Touristen-Restaurants, mal gut-kroatisch als Konoba getarnt, mal als Pizzeria, mal als Döner- und Hamburger-Bude, aber immer mit sehr stolzen Preisen und – nach meiner Erfahrung – selten mit guter Qualität und gutem Service.

Also haben wir uns abseits des Touristen-Rummels auf die Suche gemacht, und sind fündig geworden, am nördlichen Altstadt-Rand unter der Schule von Krk, bei der alten Kirche Franjevački samostan liegt das Restoran Krk (zur Mittagszeit immer dem Strom der Schüler entgegen gehen, dann finden Sie’s ganz einfach), zusammen mit dem – sehr freundlich und sauber aussehenden – Hostel Krk. Vor dem Haus ein schöner Gastgarten unter schattigen Bäumen mit einfachen Holztischen und offenem Schanktresen, innen drinnen nur ein paar Tische. Die Speisekarte ist sicherlich nicht spektakulär, aber ordentlich. Neben der obligatorischen Pizza (die in Dalmatien Dank der langen italienischen Okkupation mal Segen, meistens aber Fluch ist) werden Nudelgerichte, Gegrilltes, Risotti, ein paar Fische und die üblichen Dalmatischen Vorspeisen angeboten. Der Pršut frisch und dünn geschnitten und wirklich tadellos, das Bort dazu (wie meistens) enttäuschendes Wabbel-Weißbrot. Hausgemachte grüne Tagliatelle perfekt al dente gekocht mit frischen Champignons, wieder Pršut, in einer hervorragenden Weißwein-Milch-Soße, die bei 30° Außentemperatur nicht erschlagend-fett wie mit Sahne gemacht war, sondern wirklich leicht und erfrischend mit deutlicher Wein-Note. Eine Grillplatte mit tadellosen Ćevapčići, Pljeskavica und Ražnjići, dazu ordentliche Pommes und ein richtig scharfes, leckeres Ajvar. Wirklich außergewöhnlich die Šurlice (eine hausgemachte lokale Nudelspezialität, von Hand gerollte Nudelteigblättchen von vielleicht 5 cm Länge, innen hohl ähnlich wie Makkaroni und doch gänzlich anders als Makkaroni), serviert mit einem der besten Goulaschs, die ich bisher außerhalb Österreichs (außerhalb Österreichs? – hier merkt man die k.u.k.-Vergangenheit) gegessen habe. Und das Alles mit einer äußerst freundlichen, zuvorkommenden Bedienung, tollem, authentischem Ambiente und sehr, sehr reellen Preisen, nicht zu vergleichen mit den Preisen unten bei den Touristenströmen im Städtchen. Und statt Nachtisch servierte der Wirt auf Kosten des Hauses selbstgemachten Slibowitz. Was will man mehr?
Summa summarum: authentisches, einfaches, gutes, gemütliches, wohlfeiles Restaurant abseits der Touristenströme in Krk.

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