Nichts Neues aus der Schwane in Volkach

Summa summarum: Hübsches altes Hotel in hübscher, aber touristischer Altstadtlage, durchschnittliche, nicht wohlfeile Zimmer, trotz neuer Küchenchefin nach wie vor sehr mäßiges Zweitrestaurant

„… formidable Weine, hübsches Hotel, nettes Personal, lausiges Essen …“ hatte ich meinen letzten Bericht aus dem Romantik Hotel zur Schwane Anfang letzten Jahres überschrieben, und daran hat sich nichts geändert, obwohl der glücklose Steffen Szabo, einst Bayerns jüngster Sternekoch zwischenzeitlich das Küchenhandtuch geworfen hat und durch die Fränkin Cornelia Fischer ersetzt wurde, eine junge Köchin mit internationaler Ausbildung, zuletzt als Sous chef bei Andreas Caminada im Drei-Sterne-Restaurant im Schloss Schauenstein.

Anreise durch das Gässchengewirr der Altstadt von Volkach wie immer verwirrend, aber parken jetzt nur noch auf dem Parkplatz hinter dem Haus, die Parkplätze direkt im Innenhof sind neuerdings den vermaledeiten Elektroschleudern vorbehalten, einchecken wie immer rasch und freundlich, nur mit allseitigem Maultäschle und ohne Begrüßungsschoppen, Koffer in dem Aufzug-losen Gebäude wie immer selber die knarzenden Treppen hochschleppen, das Zimmer wie immer funktional-quadratisch-praktisch-gut, der Wohlfühl- oder Heimeligkeits-Faktor bleibt aus. Das Gourmetrestaurant Weinstock, in dem die neue Köchin brillieren sollte, ist Pandemie-bedingt geschlossen, aber das einfach Restaurant des Haues, die Schwane 1404 ist geöffnet. Die Gaststube ist alt, mit echter Patina, gemütlich, wie immer, das Servicepersonal ist flott, kompetent und freundlich wie immer … die Speisekarte ist offensichtlich auch wie immer, ich jedenfalls erkenne keine ambitionierte, individuelle, neue Handschrift eines neuen Besens.

Amuse gueule Fehlanzeige, gerade hier und jetzt hätte ich einen Gruß aus der Küche erwartet, so in dem Stil „Hallo, ich bin die Neue, schön, dass Sie hier sind, auch wenn das Sterne-Restaurant geschlossen hat, hier eine Kleinigkeit von mir, damit Sie sehen, was ich kann …“ Nichts dergleichen, nur ordentliche Brotscheibchen, unspektakuläre Butter, grobes Salz und ein Näpfchen von gehackten, eigentlich frischen, nur leider angetrockneten Kräutern. Das Rindertatar unverändert: mit dem Messer frisch gehackt, nicht gewolft, darauf Tüpfelchen einer seltsam schmeckenden Senfcreme, zum Glück zu wenig, als dass sie geschmacklich dominieren könnte, zähe Brösel von kalten, frittierten Zwiebeln und ein paar Dillzweiglein – das ist kein kulinarischer Höhenflug, sondern ambitioniertes, aber glückloses Dorfgasthaus. Die Samtsuppe von junge Erbsen ist ordentlich, viel Sahne, gutes Olivenöl obendrauf, um das Ensemble noch fetter zu machen, das kriege ich mit einem Beutel TK-Erbsen, einem Gemüsebrühwürfel, viel Sahne und einem Pürierstab auch hin. Die Nagelprobe für jedes ordentliche Gasthaus schließlich das Wiener Schnitzel: tatsächlich braune, abgehobene Panade, nur leider reichlich mit Fett vollgesogen, das Kalbsfleisch darunter wässrig; der Kartoffelsalat dazu eiskalt und matschig, nicht schlorzig, das extra bestellte Näpfchen Kartoffelgratin mit dem penetranten Ruch der Convenience-Ware, oben heiß, unten kalt, die extra bestellten heimischen Wurzeln kurz blanchierte, harte, in Butter warmgeschwenkte harte Bröcklein von Möhre, Kohlrabi und noch irgendwas, ich weiß nicht mehr, was, ist auch egal, Geschmacksexplosionen von genialen Gärtner-Gemüsen blieben definitiv aus. Zum Dessert schließlich zuerst die Crème Brûlée mit Rhabarberragout und Eis so lala, alles ok, aber auch keine Höhenflüge; als zweites Dessert dann Schokoladenkuchen mit Schwane-Allegra-Buttereis, der Kuchen pappig-schlecht aufgegangen mit nur dezentem Schoko-Geschmack, wonach das Schwane-Allegra-Buttereis wohl schmecken sollte, frage ich mich bis heute. Unverändert schön ist allerdings die Weinkarte mit vor allem heimische Posten, darunter viele offene Flaschen, auch von Großen Gewächsen und Großen Lagen, und nicht zu wohlfeilen, aber erträglichen Preisen. Die neue Küchenchefin, die auch für die Schwane 1404 verantwortlich zeichnet, sah ich den ganzen Abend nicht. Da muss ich so schnell nicht nochmals hin.


Romantik Hotel zur Schwane
Romantik Hotel Zur Schwane GmbH & Co. KG
Inhaber: Ralph Düker und Eva Pfaff-Düker
Hauptstraße 12
97332 Volkach
Tel.: +49 (93 81) 8 06 60
Fax: +49 (93 81) 80 66 66
E-Mail: info@schwane.de
Internet: www.schwane.de

Hauptgerichte im Restaurant Schwane 1404 von 21,50 € (Gebratene Kalbsleber, Kartoffel, Apfel, Zwiebel) bis 24,50 € (Kalbschnitzel, Kartoffelsalat, Preiselbeere), Drei-Gänge-Menue von 35,50 € bis 46,50 €

Doppelzimmer mit Frühstück (pro Zimmer, pro Nacht) 127 € bis 285 €

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