Marginalie 75: Wie heißt das denn jetzt?

Gerade habe ich eine Stellenanzeige gesehen: „Commis de Rang und Sous Chef für gehobenes Restaurant in … ab sofort gesucht (w/m/s)“. Dieses „w/m/s“ ist ja jetzt wohl Gesetz, auch wenn eine Merkel-Nachwuchs-Kreatur darüber noch politisch mehr oder minder korrekte, humoristisch mehr oder weniger wertvolle Witze macht. Ich mache mir zwar keine Gedanken, wie das Restaurant-Management (ha-ha, der linguistischen Gender-Falle entkommen!) das mit der dritten Personaltoilette und dem dritten Umkleideraum oder so organisieren und finanziert (und auf die Restaurant-Preise umlegt), ich mache mir vielmehr Gedanken über ganz was anderes. „Commis de Rang (w)“ nennt man ja wohl gemeinhin eine „Kellnerin“, „Sous Chef (w)“ eine „Köchin“, und „Commis de Rang (m)“ einen „Kellner“ oder „Ober“, „Sous Chef (m)“ einen „Koch“. Nur kann mir bitte jemand mal sagen, wie man „Commis de Rang (s)“ und „Sous Chef (s)“ nennen soll? „Restaurantfachkraft“ geht ja nicht, das wäre feminin. „Kellnerus“ und „Kochus“ vielleicht, um die paar hängengebliebenen Fetzen Latein zu bemühen. Oder – in Anlehnung an die Mitarbeitenden und die Studierenden – „Speisen und Getränke Servierendes“ und „Speisen Zubereitendes“? Was rufe ich in Zukunft politisch korrekt, wenn mich das („das“ – Neutrum, wie schön und unverfänglich!) gesamte Personal in einem Lokal mal wieder ignoriert, obwohl ich dringend zahlen und weg will? Etwa „Ey, Sie da!“, „Bedienung!“ (ist aber schon wieder weiblich), „Zahlen Hergottssakra Zefix!“ oder „Mitarbeitende jeglichen Geschlechts zum Behufe der Zahlung zu mir?“ Ich sehe schwere Zeiten auf mich zukommen. Wie schön ist da doch ein spießig-reaktionäres, politisch unkorrektes „Herr Ober, bitte zahlen!“

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