Marginalie 60: Freundliche Sicherheits-Mitarbeiter

Security Check Catania Airport, alles wie immer, zwei lange Schlangen, am Ende der Schlangen wenigstens ein Dutzend Förderbänder zu den Röntgengeräten für’s Gepäck, daneben dann die Metall-Scanner-Tore, durch die man gehen muss, trotz der Menschenmassen geht alles relativ schnell. Ich habe mein Handgepäck, Jacke, Brille, Portemonnaie, Funke in den Kisten auf dem Band verstaut, den Gürtel habe ich anbehalten, meistens klappt es, manchmal nicht, stehe wartend vor dem Metall-Scanner-Tor, und da passiert das völlig Unerwartete und Ungewöhnliche: der Sicherheits-Mitarbeiter auf der anderen Seite des Tores winkt mir lächelnd und freundlich zu, ich möge das Tor jetzt passieren, ich trete vor, alles in Ordnung, nichts piept, der Sicherheits-Mitarbeiter sagt sogar noch ein paar offensichtlich freundliche Worte zu mir, die ich mangels Itaienisch-Kenntnisse nicht verstehe, ich lächle erstaunt zurück, sammele meine persönlichen Sachen aus den Kisten vom Band hinter dem Röntgengerät und gehe meiner Wege.

Warum ich das aufschreibe? Sicherheits-Mitarbeiter beim Security Check an Flughäfen sind weltweit fast überall – sorry for that, Folks, but that’s the way it is, at least in most cases – griesgrämige Unsympathen, ausgenommen vielleicht die Mitarbeiter an Chinesischen Flughäfen in der Priority Lane für VIPs, Parteifunktionäre, First Class Passagiere und natürlich die Mitarbeiter in den Terminals für Privatflieger, die sind volle Möhre auf extreme Höflichkeit  gebürstet, klar, bei dem Publikum dort. Ich gebe ja zu, dass der Beruf des Sicherheits-Mitarbeiters am Flughafen wahrscheinlich nicht sonderlich gut bezahlt ist, in Sachen Vielfältigkeit und Interessantheit der Tätigkeit dürfte der Job auch nur begrenzt herausfordern sein, wahrscheinlich sind die Aufstiegsmöglichkeiten sehr übersichtlich, und ich  gebe schließlich auch noch zu, dass viele Fluggäste nicht gerade die Freundlichsten und Kooperativsten sein dürften, angesichts der Sicherheitskontrollen, aber die Sicherheits-Mitarbeiter habe diesen Beruf gewählt, und warum lassen sie ihre schlechte Laune und ihre schlechten Manieren ausgerechnet immer an mir aus? Ich komme ja nun oft mit Flughafenpersonal zusammen, angefangen beim Taxifahrer über den Check-In, Lounge, Boarding, Kabinenbesatzung: jeder hat mal seinen schlechten Tag und ist brummelig, geschenkt, aber fast alle Vertreter dieser Berufsgruppen sind in der Regel freundlich, höflich, zuvorkommend, hilfsbereit, da beißt die Maus keinen Faden ab. Nur die Sicherheits-Mitarbeiter, die stechen fast durch die Bank weg mit Griesgrämigkeit, Ruppigkeit, manchmal sogar Unhöflichkeit hervor. Nun gut, es mag schwierig sein, den richtigen Ton zu treffen, wenn man zum Ausdruck bringen muss, dass man den potentiellen Terroristen und Massenmörder auffordert, seine Schuhe auszuziehen, um sie auf Sprengstoff zu untersuchen, Liebenswürdigkeit ist hier vielleicht tatsächlich die falsche Tonalität. Aber warum auch bei mir? Ich ziehe meine Schuhe ja klaglos aus, wenn ich dazu aufgefordert werde, egal ob höflich oder ruppig (als ob ich eine Wahl hätte, wenn ich auf den Flieger will). Aber diese paar Minuten des Ausgeliefert-Seins, der kompletten Fremdbestimmung (obwohl man nichts verbrochen hat, bzw. verbrochen vielleicht schon, aber nicht dabei erwischt und verurteilt), wahrscheinlich dürften die Griesgrame mir sogar noch den Finger in den Arsch stecken, wenn sie auf hinreichenden Verdacht plädieren, das alles macht einem unbescholtenen – aber unter General-Verdacht stehenden – Bürger keinen Spaß. Das Alles ginge im tagtäglichen Umgang auch freundlicher, ruppig kann man immer noch werden, wenn der Passagier ruppig wird. Der einzige Berufsstand, der Flughafen-Sicherheits-Mitarbeiter noch an Ruppigkeit und Willkür und Ausgeliefert-Sein übertrifft, das sind die imperialen Imigration Officers, die nach endlosem Warten in gewollt langen Schlangen die restlichen persönlichen Daten live abgreifen, die sie noch nicht haben und dann einfach so Kraft ihrer Wassersuppe den Daumen hoch oder runter halten, entweder, man kommt rein, oder man wird stante pede wieder zurück geschickt, oder man verschwindet in den Verließen der NSA.

 

P.S.: Mir ist durchaus bewusst, nahezu einen ganzen Berufsstand uni sono über einen Kamm zu scheren, ist verdammt pauschal. Sicherlich mag es den Sicherheits-Mitarbeiter geben, der mit ängstlichen kleinen Kindern scherzt, der alte Damen am Arm durch die Sicherheits-Kontrolle führt, der freundlich mit den Fluggästen plaudert – viele der Sicherheits-Mitarbeiter an Deutschen Flughäfen sind offenbar nur noch bruchstückhaft des Deutschen mächtig! –, der geduldig lächelt, wenn der Idiot von Passagier zum sechsten Mal durch den Metalldetektor gehen muss, weil er immer noch irgend ein Metall-Teil in seiner Kleidung vergessen hat, der höflich bleibt, wenn der fette Kerl ihn anmault, dass er keineswegs seinen Gürtel ablegen werde, weil ihm dann nämlich die Hose runterfiele (was tatsächlich meist stimmt), all die gibt es sicherlich, nur die müssen anscheinend immer Urlaub haben, wenn ich am Linien-Check-In bin.

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back to Top