LAZ‘ Hôtel Spa Urbain in Paris: Value for the money

Summa summarum: Zentrales, urbanes, stylisches Hotel mit recht ordentlichen Zimmern, gemütlicher Wohnzimmer-Lounge mit Drinks und Snacks, anständigem Frühstück, jungem, lockeren Publikum, gutem Personal und wer mag mit einem kleinen SPA im Keller.

Dass mein Verhältnis zur Französischen Hauptstadt nicht das Beste ist, habe ich ja bereits hier und da zum Ausdruck gebracht, und ich will mich nicht wiederholen. Ich habe keinerlei Ahnung, ob es politisch korrekt ist, aber es gibt ein Zitat aus dem (britischen) Film „Jonny English“, dem ich nicht unbedingt und explizit widersprechen würde, nämlich „Wenn Sie mich fragen, sollten Franzosen nur bei einem Ereignis Gastgeber sein, bei einer Invasion.“ Aber auch ohne Invasionstruppen ergibt sich hier und da die geschäftliche Notwendigkeit, in Paris zu übernachten. Die Fünf-Sterne-Hotels in der Innenstadt fangen in der Regel bei 400 EURO pro Nacht an, und die Preise werden leicht auch mal vierstellig für ein richtig schönes Hotel, pro Nacht versteht sich, aber nicht etwa für eine Suite, sondern für ein normales, zugegebener Maßen komfortables, schönes, aber eben doch nur Zimmer. Selbst ein popliges Hyatt, Marriott, Sofitel oder Interconti ruft hier gerne schon mal 400 oder 500 EURO pro Nacht auf, und für das Geld hat man dann nicht etwa großes Luxushotel-Theater mit allem Pi-Pa-Po, sondern eine akzeptable Nächtigungsstätte in einer Lage, in der man des Nachts noch relativ gefahrlos vor die Türe gehen kann, was in Paris ja auch längt nicht mehr überall der Fall ist. Will man sein Spesenkonto und die Nerven seines Chefs nicht über Maßen belasten und geht in eine der Drei-Sterne Budget-Ketten, landet man in der Regel in einem verwohnten Schlafklo mit dünnen Wänden, schlecht schließenden Fenstern, versifften Böden, zerschlissenem Bettzeug, verrotteten  Armaturen, unhöflichem, ungeschultem Personal und Straßenlärm oder Blick auf verdreckte Hinterhöfe. Und bei den kleineren Privathotels, da gibt’s solche und solche, man kann Glück haben, meistens hat man auch hier Pech.

Ein Glückfall in diesem Fall ist das vor einem Jahr eröffnete LAZ‘ Hôtel Spa Urbain in der Rue de Milan im 9. Arrondissement (Opéra), das von der Suitcase Hospitality, einer kleinen französischen Hotelgruppe entwicklet wurde und betrieben wird. Auch hier zahlt man für vier Sterne 200 bis 300 EURO pro Nacht. Aber zuerst einmal ist die Lage ziemlich gut, von hier aus kann man eigentlich ganz Paris erkunden, in einer halben Stunde ist man zu Fuß am Arc de Triomphe, in einer knappen Stunde bei Notre-Dame, die Fußkranken sind in 5 Minuten an der U-Bahn oder am Bahnhof Paris-Saint-Lazare, in unmittelbarer Umgebung gibt es Geschäfte, Bars, Bistros, Restaurants, Kirchen, vieles also, was man zum Leben braucht. Von außen ist das Hotel erst einmal denkbar unscheinbar, ein schmales, frisch renoviertes, weißes, sechsstöckiges Gebäude in der für Pariser Verhältnisse recht ruhigen Einbahnstraße rue de Milan. Gleich beim Betreten des Hotels fällt sehr, sehr positiv auf, dass man nicht in einer Hotelhalle steht, sondern in einer Art Lounge oder urbanem Wohnzimmer mit stylisch-lässigen Lümmel-Möbeln, einer Bar mit langer Theke, Grünpflanzen, Holzboden, sanftem, etwas düsterem, man könnte auch sagen heimeligen Licht-Design, dazu ein kleiner Counter, der als Rezeption dient, aber bei insgesamt 58 Zimmern reicht das in der Regel durchaus aus, um den Gästeansturm zu bewältigen. Wichtiger ist allerdings, dass man sich hier sofort wohlfühlt. Das ist keine Hotelhalle, kein Restaurant, keine Bar, kein Bistro, kein Frühstücksraum, das ist tatsächlich ein Wohnzimmer, in dem sich Hotelbewohner, aber auch Laufkundschaft treffen, wo man verweilt, Zeitung liest, redet, Geschäfte macht, am Laptop arbeitet, einfach nur einen Drink oder Kaffee nimmt, wo man ganz im Hier und Jetzt ist. Der Kaffee ist nicht berühmt, die Weinkarte ist – sagen wir – zurückhaltend, Drinks mixen können die Jungs und Mädels hinter der Bar auch nicht wirklich, aber einen Pastis oder Scotch on the rocks kriegen sie hin, dazu gibt es kleine Wurst- und Käseplatten von ordentlicher Qualität, nicht mehr, man versucht hier gar nicht, Restaurant zu spielen und eine mehr oder minder gute Speisekarte zu offerieren (das geht eh‘ meist in die Hose und endet mit gekündigten Köchen, verwaisten, teuren Küchen und einer Kaltmamsell, die Convenience in der Micro  aufwärmt), für den kleinen Hunger reicht das Angebot, für den großen Hunger gibt’s hunderte (hunderte!) von Lokalen in fußläufiger Umgebung. Das Publikum dazu ist jung, urban, international, lässig, meist von einigem Niveau, das ist ein schöner Ort, wenn man von Geschäftsterminen oder vom Power-Sight-Seeing zurück in’s Hotel kommt und einfach erst mal runter kommen und entspannen will, und für den Absacker vor dem Zubettgehen sowieso.

Die Zimmer im LAZ sind OK bis recht nett. Die „Cozy Rooms“ sind wirklich sehr kuschelig, viel Platz ist da nicht zwischen Bett und Wand, und auch sonst merkt man, dass jeder Quadratmeter in Paris ein wertvolles Gut ist; von ordentlicher Größe sind die „Executive Rooms“, hier tritt man sich zu zweit nicht ständig auf die Füße, nur die angepriesenen „Balconies“, die haben wir nur als „französische Balkone“ erlebt, sprich bodentiefe Fenster mit einem Gitter davor. Tatsächlich ganz hübsche Terrassen mit Möblierung und Blick auf Montmartre haben die beiden Suiten oder Lofts, hier würde ich gerne mal einen Sommer schreibend in Paris verbringen. Abseits der Raumgröße, hier passt eigentlich alles, saubere Böden, Schallschutzfenster, sehr großer Flachbildschirm, gute Betten und Bettwäsche, ordentliche Pflegeprodukte, dicke Handtücher, Minibar, Tresor (zu klein, ohne Stecker, grumpf), flottes W-LAN, kleiner Schreibtisch, Nespresso-Maschine (grumpf-grumpf!), Sitzgelegenheit, kleines Marmorbad, … das passt alles, das ist kein Luxus, aber ein Hotelzimmer zum Wohnen und Wohlfühlen allemal.

Das SPA im Keller, wohl als distinktives Merkmal gegenüber anderen Hotels gedacht, nun ja, das könnte man auch als großzügiges Badezimmer eines gehobenen Mittelklasse-Wohnhauses durchgehen lassen. Kleine Sauna und Dampfbad, das Schwimmbecken reicht zum Plantschen, gewiss nicht zum Bahnen ziehen, kleiner Fitnessraum, kleiner Behandlungsraum, alles ohne Tageslicht: das ist jetzt nicht die ganz komfortable Wellness-Oase, aber auch hier, für ein wenig Training, Schwitzen, Plantschen zur Entspannung nach einem anstrengenden Tag taugt das auch.

Sogar das Frühstück ist für Französische Verhältnisse sehr ordentlich, mit frischem Obst, wenig, aber gutem Wurst-, Schinken- und Käseaufschnitt, warmgehaltenen Rühreiern, Brot, Croissants, Säften, Joghurt, Cerealien, … das passt schon als Tagesanfang. Nur die Kaffeemaschine zur Selbstbedienung, die sieht zwar archaisch-monströs aus, ist aber nur eine arschgefickte Drecks-Umweltverbrecherische-Nespressomaschine mit Aluminium-Pads, die man reinstecken muss, sodann allerlei Knöpflein drücken und einen großen Hebel nach unten ziehen, um Kaffee zu zapfen: warum, liebe Hotelbetreiber, solch eine Scheiße (Verzeihung, aber die Dinger ärgern mich wirklich), warum nicht einen ganz normalen Gastro-Kaffee-Vollautomaten, der dieselben Dienste leistet, aber das ohne portionsweise verpackten Kaffeepads???

Trotz dieses Kaffee-Ärgers, das Laz hat zwei wirklich distinktive USPs, nämlich für die Preisklasse sehr ordentliche Zimmer und die legere, unkomplizierte Wohnzimmeratmosphäre der Lounge im Erdgeschoss, die mehr an den Gemeinschaftsraum eines Studentenwohnheims erinnert als an ein Hotel.

LAZ‘ Hôtel Spa Urbain
17 rue de Milan
09. Arrondissement – Opéra
75009 Paris
Tel. +33 (1) 40 82 71 24  
Internet: www.lazhotelparis.com

DZ Ü/F ca. 200 bis 300 € / Nacht (pro Zimmer)

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