Im Naturpark Pfälzer Wald, nahe Annweiler am Trifels, öffnet sich das Dernbachtal gegen Süden. Dort liegt – eingerahmt von gleich vier Burgruinen – das alte Bürstenbinder-Dörfchen Ramberg inmitten von bewaldeten Hügeln. Dank der Südlage ist die Vegetation üppig, pralle Zitronenstauden finden sich, selbst Bananen. Viele alte Fabrikhallen stehen heute leer, es ist ruhig und still, der Bär steppt hier sicherlich nicht, drei Gasthäuser gibt es im Ort, einen Kramladen, und ein Bürstenbinder-Museum – ein Horror-Ort für jeden vergnügungssüchtigen Teenager. Hierher hat sich Olaf Roos mit Familie zurückgezogen und bekocht und beherbergt in seinem Landhaus Sankt Laurentius mit Liebe, Leidenschaft – und Erfolg. Das Landhaus Sankt Laurentius am Waldrand gelegen ist eines von diesen grundsoliden, bürgerlichen Drei-Sterne-Gasthäusern, die das touristische und gastronomische Rückgrat noch vieler Regionen in Deutschland ausmachen. Ordentliche, saubere, schlichte, funktionale, nichtsdestotrotz gemütliche Zimmer, fast alle mit Balkon zum Tal, Restaurant und Frühstücksraum in warmen Pastelltönen, fast etwas zu sehr mit Schnickschnack dekoriert, ein ganz kleines SPA als Dreingabe des Hauses, ein schöner Freisitz, freundliche Menschen, unendliche Ruhe, gutes Essen – was will man mehr.
Roos, der im Bareiss gelernt hat, schafft einen Spagat zwischen Schnitzel für die heimische Dorfbevölkerung und ambitionierter Küche, die vor allem auswärtige Stammgäste über’s Wochenende anlockt gekonnt. Wahrscheinlich würden weder einheimische Schnitzelesser noch auswärtige Schlemmer allein auf Dauer eine tragfähige wirtschaftliche Basis ergeben, beide zusammen hingegen schon. Schnitzel (aus der Pfanne, nicht der Fritteuse), Medaillons in Pilz-Sahnesauce mit handgeschabten Spätzle, Steak mit Bratkartoffeln – alles sehr, sehr ordentliche, tadellose Hausmannskost zu relativ wohlfeilen Preisen (vor zwei Jahren lag das Schnitzel noch unter 10 €, wohl auch ein symbolischer Preis, jetzt werden noch immer wohlfeile 11,90 € verlangt). Der kurzgebratene Rehrücken und besonders das hausgemachte Sößchen dazu zeigen, dass Roos auch mehr, deutlich mehr kann, ebenso der mit Honig gratinierte Ziegenfrischkäse oder beim letzten Besuch die Kastaniencremesuppe mit Schwarzwälder Schinken und die marinierten Gambas vom Grill. Die Freude wird getrübt durch konsequent überladene Teller: hier noch ein Tüpfchen, dort noch ein Sträußchen, dann noch ein Zweiglein, darunter ein Körblein – das ist zu viel, lenkt vom eigentlichen – sehr guten – Essen ab; die Zutaten und die Küche sind zweifelsohne gut genug, um puristischer daher zu kommen, um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Caro sagt, das Tellerikebana müsse wahrscheinlich so sein, um auf dem Dorfe 10 € für eine Vorspeise zu rechtfertigen, für das Landpublikum. Wahrscheinlich hat sie Recht, aber schade und überflüssig ist’s trotzdem. Der Service im Lokal wird von der Chefin persönlich geleitet und ist freundlich, flott, kompetent, menschlich angenehm – so wie es sein soll halt. Und auch das Frühstück ist vollkommen ok.
Dann und wann mal eine entspannte und wohlfeile, kulinarisch dennoch ambitionierte Wochenend-Reise in die Pfalz nach Ramberg, warum nicht? Man kann wandern, die Seele baumeln lassen, gelungen schmausen und bei Regen auf der Terrasse dem Nebel zuschauen, wie er aus den Wäldern in das Tal wabert. Was braucht man mehr?
Landhaus Sankt Laurentius
Inhaber: Olaf Roos
Hermersbachstraße 4
76857 Ramberg
Tel.: +49 (63 45) 9 54 99 0
Fax: +49 (63 45) 9 54 99 77
www.landhaus-sanktlaurentius.de
info@landhaus-sanktlaurentius.de
Hauptgänge von 10,90 € (Kässpätzle) bis 28,00 € (Trüffelnudeln), dreigängiges Menue von 22,60 € bis 49,20 €
Doppelzimmer Übernachtung mit Frühstück pro Zimmer 107 € – 127 €