Ich muss sparen: ich kann mir keine billigen Schuhe leisten

Zum Reisen braucht man in der Regel Schuhe, also gehört das Thema Schuhe wohl auch irgendwie auf opl.guide. Mit Schuhen ist das ja so eine Sache. Man kann so ziemlich alles dafür bezahlen zwischen 19,99 EURO für Plastikschlappen aus Kinderarbeit beim Schuhdiscounter bis hin zu zig Tausend EURO, selbst wenn man die überteuerten Modelfummel der Ferragamos dieser Welt einmal außen vor lässt. Gute Schuhe kosten nun einmal Geld, rahmengenähte Herrenschuhe meist so knapp unter tausend, Maßschuhe meist über tausend EURO (mit Ausnahme von Bruno, unserem Schuster in Zagreb, da geht’s deutlich wohlfeiler, bei toller Qualität). Aber wirklich gute Schuhe kosten in der Regel in der Tat viel Geld, sind unter’m Strich aber preiswert. Letztes Wochenende war ich bei Eduard Meier in München, ehemaliger Bayrischer Hoflieferant, heute mein bevorzugter Lieferant was Schuhe anbelangt. Das linke paar Schuhe auf dem Bild oben stammt von Eduard Meier, ist 12 (zwölf!) Jahre alt und war mit mir auf vier Kontinenten, und dort beileibe nicht nur in Chefetagen und Nobelrestaurants, sondern in den Suburbs, den Slums, in Wüsten, Wäldern, Bergen, staubigen Landstraßen: mit den Dingern habe ich so ziemlich alles gemacht,  habe sie nie geschont, und ich habe sie – bei Gottfried – gewiss oft und gewiss zig tausende Laufkilometer getragen, dann und wann wurden sie mal neu besohlt, und Elena und die Schuhputzservices der einschlägigen Hotels haben sie gut und professionell gepflegt, sonst nichts. Aber nach 12 Jahren müssen ein paar Neue her. Das schöne bei Eduard Meier ist halt, dass man auch nach 12 Jahren sagen kann, man hätte gerne die gleichen Schuhe wieder. Kein Problem, sagte die freundliche Verkäuferin, holte das Paar Schuhe rechts auf dem Photo nicht nur in meiner Größe, sondern auch in meiner Weite (ach ja, ich habe extra-breite Entenfüße, ich brauche Weite H, alles andere zwickt und reibt und gibt Blasen, aber Breite H gibt’s im normalen Schuhgeschäft so gut wie gar nicht, und orthopädische Opa-Schuhe will ich erst Recht nicht tragen), es sind tatsächlich die gleichen (die gleichen, nicht dieselben) Schuhe wie vor 12 Jahren, ohne Modell-Wechsel, ohne Modell-Auslauf, ohne Schnickschnack, ohne Chichi, einfach zeitlose Eleganz und Qualität. Dieses eine Paar anprobiert, passt, gekauft. Das beeindruckt, selbst mich. Und rechnet man – ohne Kapitalkosten – mal zurück, so habe mich diese Schuhe gerade mal gut 60 EURO pro Jahr gekostet, da kann kaum ein Deichmann mithalten. Schließlich der Clou on top: die alten Schuhe werden jetzt von Eduard Meier generalüberholt, die seien noch längst zu Schade zum Wegwerfen oder für die Gartenarbeit, hat die Verkäuferin gesagt. Ich bin jetzt mal gespannt, was dabei rauskommt.

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4 Comments

  1. Rudolf Erdmann

    Ich habe meine Schuhe in den 80erund 90 er Jahren in Budapest gekauft. Handgefertigt. Waren sehr teuer, aber billige konnte ich mir nicht leisten.

    Die Schuhe sehen noch heute aus wie neu!!!

  2. Stefan Hummel

    12 Jahre sind ein braves Alter dafür, dass die Schuhe durch dick und dünn mussten.
    28 Jahre sind auch ein braves Alter für Schuhe, die zugegebenermaßen nicht durch den Dschungel und rund um die Welt, aber zweitägig abwechselnd tagtäglich durch den Alltag mussten, noch dazu mit der erschwerenden Auflage des bis dahin unwissenden Trägers, dass gute Schuhe nicht besonders gepflegt werden müssen, da „gute Schuhe das einfach aushalten“!!!
    Dann begann langsam das Oberleder zu brechen. Nach 28 Jahren ohne Pflege!
    Ich schwöre auf Ludwig Reiter Schuhe!

  3. Jane

    “The reason that the rich were so rich, Vimes reasoned, was because they managed to spend less money.

    Take boots, for example. He earned thirty-eight dollars a month plus allowances. A really good pair of leather boots cost fifty dollars. But an affordable pair of boots, which were sort of OK for a season or two and then leaked like hell when the cardboard gave out, cost about ten dollars. Those were the kind of boots Vimes always bought, and wore until the soles were so thin that he could tell where he was in Ankh-Morpork on a foggy night by the feel of the cobbles.

    But the thing was that good boots lasted for years and years. A man who could afford fifty dollars had a pair of boots that’d still be keeping his feet dry in ten years‘ time, while the poor man who could only afford cheap boots would have spent a hundred dollars on boots in the same time and would still have wet feet.

    This was the Captain Samuel Vimes ‚Boots‘ theory of socioeconomic unfairness.”

    ― Terry Pratchett, Men at Arms: The Play

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