Glasierte Möhren

In der – wahrscheinlich idealisierten – Erinnerung an meine Jugend waren Möhren immer eine Delikatesse. Gewachsen natürlich im eigenen Garten hinter dem Haus, tagesfrisch geerntet und verkocht, als Gemüse, Suppeneinlage, Rohkostsalat, knackig, süß, geschmackvoll. Im Winter wurden die geernteten Möhren im dunklen, frostfreien Keller in großen Holzkisten unter Sand aufbewahrt; ca. ab Neujahr waren die Dinger so verschrumpelt und schlaff, dass ein Schälen mit dem Sparschäler unmöglich war, also ‚schrappten‘ sie Mutter und Oma mit höllisch scharfen (regelmäßig an der Gartenmauer aus Sandstein gewetzten) dünnen Küchenmessern aus (chronisch rostendem) Eisen, d.h., sie schabten die schrumpelige, sandige Schale mehr schlecht als recht ab, köstlich war die winterliche Möhrensuppe daraus dennoch.

Heutige Möhren können damit kaum mehr mithalten. Diese orangen, Penis-großen Dingsbumse aus dem Plastikbeutel vom Discounter sind in der Regel sowieso außerhalb jeglicher Kritik. Doch selbst „Gärtner-Möhren“ mit dem hübschen Grün oben dran sind geschmacklich meist Blindgänger, selbst superteure vom Wochenmarkt direkt vom Gärtner.

Dennoch gibt es einen Trick, selbst heutige Handels-Möhren wieder halbwegs so „wie früher“ hinzubekommen. Die natürliche Süße, die Möhren weiland hatten, kann man mit Zucker „nachbauen“. Und Möhren brauchen Fett, um das enthaltene Beta-Carotin für den Körper aufnahmefähig zu machen, also Butter. Weißer Pfeffer und krause Petersilie tuen dann das ihre.

Zutaten (für ca. 4 Beilagen-Portionen):

  • 750 g Möhren
  • Weißer Pfeffer aus der Mühle
  • 35 g Butter (gut 3 Essl.)
  • 35 g Zucker (gut 2 gehäufte Essl.) (nach Geschmack auch mehr)*
  • Salz
  • 15 – 20 g gehackte krause Petersilie (3 bis 4 Essl.)

Zubereitung:

  • Möhren schälen, Spitzen und Enden abschneiden, waschen, auf der Küchenreibe in +/- 3 mm dicke Scheiben hobeln
  • Ausreichend großen Topf mittel erhitzen (5 von 9)
  • Weißen Pfeffer aus der Mühle in den Topf mahlen und Pfeffer ca. 3 Minuten anrösten, bis er duftet
  • Butter in den Topf geben und schmelzen lassen (wer seinen Herd und Topf sehr gut kennt, kann die Butter auch zur Nussbutter – d.h. gebräunte, aber nicht verbrannte Butter – schmelzen, was durch die leicht nussige Note nochmals ungleich leckerer wird, aber nicht einfach ist)
  • Zucker zur Butter geben und Zucker in der Butter schmelzen und ganz leicht karamellisieren lassen
  • Das Karamell sachte salzen
  • Tropfnasse Möhrenscheiben zur Pfeffer-Butter-Zucker-Salz-Mischung geben, alle Möhrenscheiben unter Rühren mit der Karamellmasse benetzen
  • 50 ml Wasser dazugeben, durchrühren, Deckel auf den Topf legen, Möhren auf kleiner Flamme unter gelegentlichem Rühren ca. 10 Minuten** knackig-gar (nicht wabblig weich) dünsten; evtl. noch etwas Wasser dazugeben
  • Kurz vor Ende der Garzeit Deckel abnehmen, sollte noch Wasser im Topf sein, Hitze hochdrehen und unter Rühren das überschüssige Wasser verdampfen lassen
  • Petersilie waschen, trockenschleudern, Blätter von den Stängeln abzupfen, hacken, unter die fertigen Möhren mischen, Petersilie nicht mehr mitkochen

* Den Zucker kann man auch durch Honig ersetzen. Akazienhonig ist relativ neutral, etwas zarter als Zucker, Wald- gar Tannenghonig gibt eine Reminiszenz an den erdigen Geschmack von Möhren weiland. Auch unraffinierter Rohrzucker ist hier nicht ohne Reize.

** 10 Minuten Dünstzeit sind ein ungefährer Wert. Junge, in sehr dünne Scheiben gehobelte Möhren sind i.d.R. nach bereits 5 Minuten gar; dicke, alte, in dicke Scheiben gehobelte Möhren brauchen eher 15 bis 20 Minuten. Also immer mal wieder probieren.

Dieses leicht süßliche Möhrengemüse passt vorzüglich zu Bratwürsten mit (selbstgemachtem) Kartoffelpüree, Buletten oder Rindsrouladen. Auf dieselbe Art und Weise kann man im Notfall auch Erbsen und Möhren aus der Dose erwärmen. Einlegflüssigkeit abgießen, Erbsen und Möhren kurz abspülen und in der Pfeffer-Butter-Zucker-Salz-Mischung unter Rühren kurz warmziehen; kochen bzw. dünsten ist hier nicht notwendig.

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