Ghonnella Restaurant, Malta: Und wieder mal von einem Concierge in eine üble Touristen-Abzocke geschickt

Summa summarum: ein Touristen-Abzock-Schuppen der mittleren Preiskategorie, etwas historisches Ambiente, ein paar regional klingende Speisen, ein teures Standard-Filetsteak für die Skeptischen, grottige Küchenleistung, lustloser Service mit hier und da einem Lächeln, wahrscheinliche gute Beziehungen zu allen Concierges, da muss man wahrlich nicht hin.

 
Das kann jetzt bitte alles nicht ernst gemeint sein. Gleich springt doch unzweifelhaft irgend so ein Fernsehshow-Affe hinter einem Pfeiler hervor und schreit „Ha, ha, reingelegt!“ Das also soll authentische maltesische Küche in hoher Vollendung sein? So oder so ähnlich hat es uns jedenfalls der Concierge verkauft, der uns hier her geschickt hat. Wie viel von unserer Zeche erhält er wohl dafür vom Restaurant, oder ist der Kerl wirklich so doof? Es hätte mir zu denken geben sollen, dass alle Restaurants, für die wir an dem Abend eigentlich eine Reservierung haben wollten, tatsächlich oder angeblich ausgebucht seien, „… but wait a minute, probably I can get a table for you in Ghonnella, but it will be hard.“ Hatte der Concierge gesagt, ohne Umschweife gewählt und lange auf Maltesisch telephoniert. Beim Auflegen lächelte er dann zufrieden, „I made it, you got the last table for tonight.“ sagte er und zeichnete uns flugs die Adresse im Stadtplan ein. Das Restaurant liegt fußläufig von der St. Georg’s Bucht, über den Hügel (der Weg am Meer ist verbaut), hinter den monströsen Neubauten der Marina von Portomaso, im ehemaligen Palast der Familie Spinola aus dem 17. Jahrhundert, ein halbwegs prächtiger Bau aus dem typischen Globigerinenkalkstein. Genauer gesagt liegt das Ghonnella – abgesehen von ein paar Tischen vor dem Eingang – im Keller dieses Palastes, was an heißen Sommertagen sicherlich von Vorteil sein mag. An der Tür lungert ein Mann in weißer Kleidung herum und raucht, später wird sich zeigen, der gibt hier den Koch. Der Patron, wahrscheinlich Vater Gauci, begrüßt uns auf’s freundlichste, nur ein Tisch ist besetzt, das sollte einem zu denken geben, in einem angeblich ausgebuchten Restaurant, und führ uns zu einem Tisch in der Mitte des Kellergewölbes. Es ist rustikal und riecht leicht muffig, nach feuchtem Keller halt. Mutter und Tochter Gauci machen den Service. Es gibt eine Speisekarte mit Maltesischen Spezialitäten und eine „normale“ Speisekarte mit Meeresfrüchten, Salaten, Nudeln, Fisch, Fleisch. Machen wir’s kurz: die Platte mit Maltesischen Mezze mit zweierlei Ziegenkäse, Oliven, Tomaten, Bohnen-Dip und trockenen Keksen ist ein nettes Potpourri von allem, was die heimischen Kühlregale so an abgepackten Vorspeisen hergeben; die fast schon geheimnisvolle Witwen-Suppe (Soppa Tal-Armla, in verschiedenen Kochbüchern hatte ich schon davon gelesen) ist ein verkochter, dünner Gemüsebrei mit ein paar Bröckchen Käse und einem gekochten – keinesfalls pochierten, wie es im Rezept steht – Ei; die Ziegenkäse-Tarte ist ein industriell gefertigtes Stückchen Teigboden mit süßlichen Zwiebeln, getrockneten Tomatenstückchen und wieder dem Ziegenkäse aus Gozo, auch keine kulinarische Großleistung; die Bragoli – eine Maltesische Spezialität, kleine Rinderrouladen gefüllt mit Gehacktem, Ei, Speck und Möhren und gekocht in einer Tomatensauce – sind zähe, harte, geschmackfreie, aufgewärmte Dinger (wann schreit denn nun endlich jemand „Reingelegt!“?); die Entenbrust mit Honig- und Johannisbrot-Sauce ist ein hartes, wohl kurz in der Mikrowelle aufgetautes und dann rasch gebratenes Stück Fleisch unter einer zähen, süßen Sauce, dazu gibt’s gedünstete geschmacklose Zucchini-, Bohnen- und Broccoli-Stücklein; allein das Filetsteak mit Pfeffersauce kommt wirklich tadellos daher, der gesamte Rest ist vollkommen inakzeptabel. Vater Gauci kümmert sich als Parton auch noch um den Wein, Weinkarte gibt’s keine, der Patron empfiehlt mündlich, einen heimischen Roten legt er mir wortreich ganz besonders an’s Herz, er redet von schwer, ausgewogen, vollmundig … dann frage ich, welche Rebsorten denn in dem Wein seien, der Alte kapituliert sofort, schaut noch kurz hektisch suchend auf’s Etikett: der Kerl hat keinerlei Ahnung von Wein, bis auf ein paar Buzz-Words, die er sich wohl irgendwann mal angeeignet hat. Aber lassen wir’s gut sein.

Ghonnella Restaurant
Familie Gauci
Spinola Palace, St. Julian’s
Malta
Tel: +356 (21) 35 10 27
Mob: +356 (99) 29 06 32 / (99) 44 36 63
Email: info@ghonnella.com
Internet: www.ghonnella.com/

Hauptgerichte von 16 € (Bragoli, eine Art Rouladen) bis 27 € (Filetsteak), Drei-Gänge-Menue von 26 € bis 45,50 €

Das sagen die Anderen:
• Tripadvisor: 4,5 von 5 Punkten

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