Generalstabsmarsch

Da hat sich doch der Thomas K. aus M. bei meinem Dienstag-Baguette-Reste-Verwertungs-Rezepts echauffiert, dies sei nicht das kulinarische Niveau, das er von opl.guide gewohnt sei und erwarte, sondern schlichtweg weit darunter. Aber ich pflege nicht nur zuweilen das derbe Wort, sondern auch sehr gerne die derbe Speise. Foie Gras, Kaviar & Co. sind lecker, zuweilen, aber zuweilen braucht’s auch Pellkartoffeln mit Quark, ein Wurstbrot mit Spreewaldgurke, Schinkennudeln oder eben … Generalstabsmarsch.

Dabei ist Generalstabsmarsch wohl eigentlich gar kein richtiges Gericht. Das Rezept stammt aus dem Fundus meiner Großmutter (väterlicherseits) aus dem Böhmischen oder besser – sie hätte darauf bestanden – aus dem Sudetendeutschen. Von der Grundkonzeption erinnert der Generalstabsmarsch an den Gaisburger Marsch, ist aber ungleich einfacher und preiswerter. Und so werde ich den Verdacht nicht los, dass es sich beim Generalstabsmarsch eben nicht um ein richtiges Gericht handelt, sondern um eine recht geschickt kaschierte Resteverwertung, die sich irgendwann einmal irgendwer hat einfallen lassen – vielleicht aus Not, vielleicht aus Sparsamkeit – und der sein Schöpfer dann noch einen kreativen und zugleich bombastischen Namen gegeben hat. Und ich habe bei der ganzen Geschichte meine Großmutter (väterlicherseits) schwer in Verdacht …

Zutaten:

  • 2 Eßl. Fett
  • 100 g magerer geräucherter Speck, evtl. eine Speckschwarte
  • 2 mittlere Zwiebeln
  • 500 g Kartoffeln
  • Evtl. ½ – 1 Knoblauchzehe
  • Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle, Paprika edelsüß und rosenscharf, getrockneter Majoran, gemahlener Kümmel, falls vorhanden und gewünscht eine Hand voll getrockneter Steinpilze
  • Wer mag, einen Gemüsebrühwürfel
  • 125 ml Schmand
  • 1 Eßl. Mehl
  • 300 g fertig gekochte Makkaroni (ca. 150 g ungekochte Nudeln)

Generalstabsmarsch, Makkaroni, Sudetenland,Gaisburger Marsch

Zubereitung:

  • Den Speck in kleine Würfel schneiden und in mäßig heißem Fett in einem großen Topf langsam auslassen
  • Zwiebel kleinschneiden, zum Fett geben, kurz mitdünsten, bis Zwiebeln glasig sind
  • Nach Geschmack ½ – 1 Knoblauchzehe mit Salz kleinhacken, zerdrücken und zu den Zwiebeln geben, kurz mitdünsten
  • Hitze reduzieren, 2 gehäufte Essl. Paprika edelsüß und 1 gestrichenen Essl. Paprika rosenscharf in den Topf geben, sehr zügig verrühren (Vorsicht, wenn Paprikapulver anbrennt wird es bitter wie’d Sau)
  • Nach ca. 20 Sekunden mit ca. 1,5 l Wasser ablöschen, salzen, pfeffern, reichlich mit Kümmel, und Majoran würzen; nach Geschmack getrocknete Steinpilze in der Hand zerbröseln und dazugeben; nach Geschmack Speckschwarte dazugeben; nach Geschmack Gemüsebrühwürfel dazu geben
  • Kartoffeln waschen, schälen, in mundgerechte kleine Würfel schneiden, in den Topf geben, umrühren, Kartoffeln in 20 bis 25 min. auf kleiner Flamme weichkochen, ab und zu umrühren
  • Schmand mit Mehl und etwas kaltem Wasser glatt rühren, zur Suppe geben, unter rühren ein mal aufkochen bis das Mehl bindet
  • Fertig gekochte Makkaroni in 2 bis 4 cm lange, mundgerechte Stücke schneiden (oder  gleich kurze Makkaroni nehmen), zur Suppe geben, warm ziehen lassen – fertig

Generalstabsmarsch, Makkaroni, Sudetenland,Gaisburger Marsch

Eine gute Scheibe saures Roggenbrot aus dem Holzofen und ein kaltes Bier sind die geeigneten Beilage zu dieser unkonventionellen Mischung von Kartoffeln und Nudeln. Reiche Leut’ können als krönendes Food-Design noch einen Klecks Schmand in die Tellermitte geben.

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