Filzwieser in St. Sebastian: Authentisches Mostviertler Essen auf hohem Niveau

Es gibt so Tage, die sind so überraschend. Da läuft man durch den Marienwallfahrtsort Mariazell, Devotionalien- und Kitschläden dicht an dicht gedrängt an einer Kirche, die irgendwie wichtig sein muss, darum herum sicherlich ein Dutzend Restaurants und Hotels, alle Speisekarten schauen aus wie Touristen- bzw. Wallfahrernepp, und wenn man im Vorbeigehen auf die Teller der Gäste auf den Terrassen schaut, kommt mehr das Grausen denn der Appetit. So missgelaunt fährt man weiter und sieht im nächsten Dorf in St. Sebastian den Gasthof Filzwieser, irgendwie vertrauenserweckend, und instinktiv kehrt der wallfahrtsgeschädigte, missgelaunte Hungrige hier ein. Und, bei Gottfried, der Riecher stimmt. Beim Filzwieser wird authentisches Mostviertler Essen auf hohem Niveau geboten. Die Gaststube niedrig, verwinkelt und düster, aber alle Tische nobel mit Stoff eingedeckt. Schon der Aperitif ist eine Überraschung: eine Degustation mit drei Edel-Most-Sorten die einem eindrucksvoll beweist, dass Most viel mehr sein kann als nur leicht vergorener, verdauungsfördernder Fruchtsaft für Hinterwäldler. Die Speisekarte ist durch und durch heimisch geprägt: das Roastbeef vom Styria Beef mit gebeiztem Spargel und einem leichten Kräuterquark ein Gedicht, das Saiblingstartar perfekt von Konsistenz (Fisch-Tartar kann oft breiig sein) und Würzung, die Mostsuppe säuerlich-kräftig-sämig-gewöhnungsbedürftig (nur die Croutons waren leider lieblos hineingeworfene Toastbrot-Würfel, ein blöder Patzer), das in Birnenmost gedünstete Schweinskotelett an sich schon sensationell, dazu aber die wirklich hausgemachten Kartoffelknödel mit Sauerkraut-Speckfülle und die Knoblauch-Grammeln, authentischer (und leckerer) geht’s kaum. Hausgemachte Topfen-Yoghurt-Nockerln mit Waldbeerensauce waren ebenso gut wie das hausgemachte Vanilleeis mit Schokoladensauce. Dazu eine rein Österreichische Weinkarte ohne internationale Sperenzchen, dafür aber mit sechs offenen heimischen Spitzenweinen zu moderaten Preisen. Alles in allem sicherlich keine „Hochküche“, auch keine „Sterneküche“, sondern echte, authentische, landestypische, traditionelle Küche auf höchstem Niveau mit besten Zutaten und perfekter Zubereitung im angenehmen Ambiente mit toller, flotter, freundlicher, kompetenter Bedienung – und das zu durchaus zivilen Preisen: Herz, was willst Du mehr?

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