Den Abend und die verbliebene Magenkapazität nutzen wir später dann, um vielleicht das Amerikanischste allen Amerikanischens zu begehen: wir gehen tatsächlich zu McDonalds, nicht in einen dieser Flagship-Dinger am Broadway oder Wall Street, sondern in einen x-beliebigen irgendwo ziemlich weit oben an der Sechsten Avenue. Der typische McDonalds-Geruch vermischt sich beim Eintreten zusätzlich mit Körperausdünstungen der zahlreichend anwesenden Gäste, vornehmlich Schweiß würde ich sagen, und die stinkende Toilette steuert auch noch einen guten Teil zu dieser olfaktorischen Apokalypse bei. Dazu ist der Laden schlichtweg dreckig, schlecht geputzt, dunkle Schmiersteifen in den Ecken am Boden, herumliegende Speisereste auf Tischen und dem Boden, versiffte Sitze, das Publikum ist fast durch die Bank weg billig gekleidet und – ich weiß, ich sitze im Glashaus – übergewichtig, bis auf ein paar junge, meist dunkelhäutige Damen, die sind rank und schlank und ziemlich aufreizend gekleidet, Nutten bei der Essenspause vermuten Caro und ich übereinstimmend, und diese Damen sind wahrscheinlich nicht nur das Hübscheste, sondern auch das Reinlichste, Ehrlichste, Anständigste und Natürlichste in diesem McDonalds. Jedes nicht vollkommen korrupte bundesdeutsche Ordnungsamt hätte diesen Laden schon längst geschlossen, aber in the land of the free herrschen halt ganz andere Freiheitsgrade. Verdreckte, heruntergekommene Fast-Food-Filialen werden wir noch öfters sehen, auf dieser Reise abseits der ausgetretenen Reisepfade, aber dieser McKotz toppt alle. Mit Abstand. Das Fressen muss man kaum beschreiben, vorkonfektionierte ledrige, überwürzte Fleischklopse in lauwarmen, süßlichen Labberbackwaren mit allerlei Zucker-haltigen Soßen und weniger mehr als vielmehr minder frischem Grünzeugs, labbrige, fetttriefende, lauwarme, blasse Kartoffelmassepressstäbchen, und so weiter, und so fort, dazu künstliches Chemo-Limo-Zucker-Konzentrat, mit Chlorwasser auf Trinkstärke herabgesetzt. Man sollte ja meinen, für den schnellen, unkomplizierten Hunger könnte McDonalds tatsächlich auch mal gehen, wenn man nur rasch irgendwas nicht unmittelbar tödlich toxisches, kurzfristig sättigendes im Magen haben will, aber diese McDonalds Filiale zeigt wieder einmal, dass dies ein Trugschluss ist, widerlich bleibt widerlich.
McDonalds
972 6th Ave
New York, Ny 10018
USA
Tel.: +1 (2 12) 2 79 20 22