Wenn ich vor dem Spiegel stehe, singe ich bisweilen eine etwas eigenwillige Cover-Version des alten Klaus-Lage-Hits 1001 Nacht: „Tausendmal frisiert, tausendmal is nix passiert!“ Wenn Sie das kleine Bildchen auf dem Umschlag von meinem Antlitz betrachten, ahnen Sie auch warum. Ja, man kann auch ohne Geheimrat zu sein, die passenden Ecken dazu haben.
Es ist für uns fehlbare Links- bis Rechtsträger gut zu wissen, dass einige besonders faszinierende Vertreterinnen des perfekten weiblichen Geschlechts auch ihre Schwächen haben – und sei es nur für Handtaschen, Schuhe und vor allem Frisuren.
Deshalb haben erfolgreiche männliche Lebenspartner auch eine Checkliste verinnerlicht, die sie blitzschnell abrufen können, wenn die bessere Hälfte vor einem steht und mit eindringlichem Blick die Fangfrage stellt „Und fällt dir was auf?“ Dann arbeitet das männliche Erfolgsgehirn auf Hochtouren: Ihre Schuhe – die kenn´ ich glaub ich schon, ihre Handtasche – pfhhh habe ich auch schon irgendwann mal wo hängen sehen, aha ihre Haare, die schauen heute irgendwie anders aus. Das könnte es sein, die war doch heute schon wieder beim Haare schneiden. Jetzt kann eine bekannte Coiffeur-Hymne vom Ballermann als Gedankenstütze helfen. Nein, nicht „Zehn nackte Friseusen“, sondern der andere Klassiker – „Du hast die Haare schön!“
Harmoniebedürftige zeigen sich jetzt interessiert: „Sag mal, hast du dir die Haare machen lassen (Regieanweisung: kurze dramaturgische Pause wie Laurence Olivier als Hamlet bei tubieoarnodtubie – lange Pause – sädishierseqwäschtn) – sieht toll aus!“ Obacht, keinesfalls auf Nachfragen („Was gefällt dir denn an meiner Frisur besonders gut?“) der Angebeteten einlassen, denn spätestens hier verheddert sich auch ein Schachweltmeister in einem Netz aus Widersprüchen!
Männern, die Schwung in scheinbar eingefahrene Beziehungen bringen wollen, gebe ich an dieser Stelle folgenden Tipp: Wenn die Dame Ihres Herzens nach dem nächsten Friseurbesuch vor Ihnen steht, fragen Sie wie aus der Pistole geschossen mit „Um Gottes Willen, wie schaust du denn aus?“ gefolgt von einem betroffen wirkenden Ausruf „Ja, was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?“ (Tiefenpsychologen belassen es oft bei einem einfachen „Vorher war´s schöner“)
Glauben Sie mir, danach ist soviel frischer Wind in Ihrer Zweisamkeit, dass der Orkan Wiebke im Vergleich dazu wie das Bäuerchen eines süßen kleinen Babys weht. Und was auch sicher ist: Danach ist nichts mehr wie es vorher war.
Aber bitte nicht übertreiben. Nur Kamikaze-Piloten mit laufendem Motor würden jemals einer Lebenspartnerin unvermittelt beim Frühstück zurufen „Sag mal Liebling, hast du zugenommen?“ Auch der Nachsatz „Steht dir aber gut“, kann einen da nicht mehr retten.
Passen Sie stets auf, was Sie sagen.