Das Pupp und ich: Vorrede (1/8)

Dass für Foodies gerade Saure Gurken Zeit ist, sofern man sich nicht auf eigene Rezepte und Kochkünste zurückbesinnt, ist leicht verständlich. Wie soll man über Reisen und Restaurants schreiben, wenn Hotels und Gasthäuser zwangsgeschlossen sind, der Flugverkehr lahmt, das Überqueren der Baden-Württembergischen Grenze gar mit 3.000 EURO Strafe geahndet wird? Zum Glück habe ich seit langem ein Manuskript in der Schublade, ein Manuskript über die mannigfachen Verflechtungen meiner Familie mit dem Grandhotel Pupp in Karlsbad, nicht etwa als Miteigentümer oder V.I.P.-Gäste, sondern als kleine Angestellte und gelegentliche zahlende Gäste, aber seit über 100 Jahren war immer wieder irgendein Opl oder Koren irgendwie im Pupp. Das weiß ich aus den Erzählungen meiner Großeltern und aus eigenem Erleben. Sieben Geschichte über unsere Familie und das Pupp habe ich mal aufgeschrieben. Es geht nicht um Krieg und Frieden, um Reichtum und Bankrott, um große Liebe und tiefste Verzweiflung, es sind kleine Geschichte, mehr Geschichtchen, Anekdoten, die allesamt das Leben schrieb. Die Menschen, die Verwandten, die Freunde, die ich darin beschreibe, sind zwischenzeitlich allesamt tot und begraben, und so lange habe ich auch mit der Veröffentlichung gewartet, um niemandem zu Lebzeiten zu nahe zu treten.

Dabei ist es wahrscheinlich ohnehin müßig, über das Pupp schreiben zu wollen, Hotellegende, einstmals das beste Hotel der Welt (nach welcher Zählung auch immer), Kaiser, Könige, Stars, Sternchen, ungehobelte Superreiche als Gäste, Filmkulisse, Luxusherberge, Magnet für nur gaffende und knipsende Massentouristen zwischenzeitlich auch, kein Reisejournalist, der seinem Chef nicht irgendwann einen Ausflug hierher für einen Bericht aus den Rippen geleiert hätte, dazu etliche Bücher über das Pupp, spätestens seit dem James Bond „Casino Royal“ der breiten Weltöffentlichkeit bestens bekannt, da wurden die Spielcasino-Szenen, die ja angeblich im Hotel Splendide in Montenegro spielen sollten, im Pupp gedreht, und hier fiel in der hauseigenen Becher’s Bar (mit falschem Apostroph, aber wie dem auch sei benannt nach dem Karlsbaden Apotheker Josef Vitus Becher, der hier bereits im 18. Jahrhundert den „Englisch Bitter“, später umbenannt in „Karlsbader Becherbitter“ oder in tschechischer Sprache „Becherovka“ erfand, der zahllose Preise, u.a. den Grand Prix auf der Weltausstellung in Paris 1900 einheimsen konnte und sich nicht nur in der gesamten kuk-Welt höchster Beliebtheit erfreute; bis heute wird der Becherovka spaßhaft als dreizehnte der zwölf bestehenden Heilquellen des Kurortes Karlsbad bezeichnet) auf die – für jeden Bond-Film – obligatorische Frage des Keepers „Gerührt oder geschüttelt?“ der absolut unsägliche Satz von Daniel Craig in diesem von Heinecken gesponserten Film „Sehe ich aus wie jemand, der sich dafür interessiert?“. OK, das war für mich der Moment, in dem James Bond starb.

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