Liebe Freunde, unliebe Feinde,
nach 1.698 Beiträgen oder über vier Jahre lang fast jeden Tag einen Post werde ich auf opl.guide bis auf Weiteres deutlich kürzer treten. Es war und ist mir ein Bedürfnis, über Essen, Trinken, Reisen zu schreiben, zu berichten, zu loben, zu granteln, zu philosophieren, zu schimpfen, zu witzeln, zu mahnen … Manche meiner Stücke sind rasch zusammengestellt, an manchen Texten habe ich stunden- und tagelang geschrieben, denn Geschichten müssen aufgeschrieben werden, sonst sterben sie. Ich schreibe gerne, schreibe gerne umständlich, verschachtelt, verschnörkelt auch, scheinbar verworren, aber am Ende dann doch wieder logisch (zumeist zumindest … hoffe ich), kompliziert, manchmal auch unflätig, wütend, dann wieder voller Zuneigung und Bewunderung oder einfach nur sine ira et studio berichtend, Punkte meide ich wie der Teufel das Weihwasser, weil Punkte unterbrechen den Fluss der Gedanken und des Aufschreibens, dem Genitiv bin ich sein letzter Ritter, altbackene Worte wie „alldieweil“ oder „Base“ sind mir hundertmal lieber als geistloser Zeitgeist-Sprech wie „boa ey“ oder „Hashtag“, ansonsten gilt unumstößlich die Bergpredigt „Es sei aber euer Wort: ja, ja; nein, nein; was darüber ist, ist vom Bösen.“, Sprache will gepflegt und geachtet sein, denn wir leben auch und gerade in unserer Sprache, und viele Menschen sind viel toter, als sie es selber wissen, weil sie längst keine richtige Sprache mehr haben. Aber jeden fast Tag ein Stück, das ist auch richtig Arbeit und Aufwand, Zeitaufwand vor allem. Und irgendwann wiederholen sich die Beschreibungen der halbhoch holzvertäfelten Restaurantwände, der freundlichen und bemühten Bedienungen, der labbrigen Bratkartoffeln, der auf den Punkt glasig pochierten Fische, der gottverdammten Tütensaucen, für die die Köche in der Hölle schmoren sollen, der langen Tresen, der ungleich längeren trunkenen Nächte, des zu warmen Eises, der zu weichen Hotelbetten und der Haare in der Dusche. Ich zähle 424 Hotel- und Restaurant-Kritiken (wenn jeder Hotel- und Restaurant-Besuch im Schnitt nur 100 EURO gekostet hat, so sind das allein ein Gegenwert von 42.400 EURO – uuups), 275 gastrophische Gedanken (Gedanken sind da in der Regel doch wohlfeiler), 159 Rezepte, 429 humoristische Beiträge und – uuups, uuups – 312 Martini Cocktails in den letzten Jahren. Den Martini Cocktails werde ich treu bleiben, jedes Wochenende ein neuer Martini auf opl.guide, das verspreche ich. Auch die 19-teilige Serie über das Essen im Imperium werde ich noch ganz veröffentlichen. Ansonsten werde ich hier noch sporadisch schreiben, wenn es mir in den Fingern juckt, wenn es was Besonderes gibt. Stattdessen werden sich Caro und ich neuen Schreibprojekten widmen, in einem sind wir schon mitten drin, es geht um Gin – worum sonst? –, ewige Jugend, einen ziemlich altfränkischen, sexistischen, alkoholkranken, bis zum Erbrechen peniblen Grafen mit unaussprechlichem Namen, reaktionären Ansichten, losen Fäusten, loserem Mundwerk und einem schwarzen Freund, eine Fahrrad-schraubende Diebin, diverse Morde und Diebstähle, eine resolute Tante, böse Alt-Neu-Nazis, gewisse Vorkommnisse in Böhmen und – wie sollte es anders sein – um den Teufel. More to come … but here for the time being less to come.
Gehabt Euch wohl und take care.
Schade! Ich habe es (fast) immer gerne gelesen und freue mich jetzt auf die noch kommenden Beiträge.
Werner