Brauereigasthof Maierbräu Altomünster: Sehr schöne, urige Brauereigaststätte mit durchweg enttäuschender Küche

Summa summarum: Eigentlich ein schönes Tableau – alte Brauerei in Familienbesitz in einem kleinen Städtchen auf dem Land, dazu eine außen und innen wunderschöne, zünftige, traditionelle Brauereigaststätte mit süffigen Bieren. Das einzige, was dieses schöne Tableau stört, ist die Leistung der Küche. Selten so schlecht in einer Brauereigaststätte gegessen.

Bis heute hat der 8.000 Einwohner zählende Markt Altomünster im Pfaffenhofener Hügelland, 20 Kilometer nordwestlich von Dachau, zwei Brauereien, früher waren es auch mal mehr. Tagsüber geht jede halbe Stunde eine S-Bahn nach München, entsprechend sind die Immobilienpreise und der Zuzug. Aber hübsch sind sie schon, der Marktplatz, die umliegende Altstadt-Bebauung und das aufgelöste Kloster. Darum herum franst es allerdings sehr schnell in pragmatische städtebauliche Beliebigkeit aus. Direkt am Marktplatz steht seit 1838 der Maierbräu, seit 1886 in Familienbesitz, ein wirklich hübsches, uriges, typisches bayrisches Gasthaus mit angrenzender Brauerei, so stellen sich Emil aus Berlin, Jonny aus Chicago und Baihu aus Shanghai typical bavarian living vor. Von außen ein stattliches, aber nicht prächtiges, sehr gepflegtes, zweistöckiges Gebäude, im Dach nochmals über zwei Etagen kleine, runde Gauben, Sprossenfenster, davor Geranien, innendrin rustikale Gaststuben mit alten Dielenböden, holzvertäfelten Wänden und bäuerlichen Malereien, original Massivholz-Möbeln aus den 1930er Jahren, die Nebengelasse sacht moderner eingerichtet, hier könnte man sofort ohne nennenswerte Umbauten neue Folgen des „Königlich-bayrischen Amtsgerichts“ drehen.

Früher einmal, so vor zehn Jahren oder so, hatte ich die Küche im Maierbräu als bajuwarisch, typisch, rustikal, recht gut, deftig in Erinnerung, gewisser Maßen ein Gral der heiligen Schweinshaxe. Dann verschwand der Pächter der Gaststätte, und sie war länger geschlossen, bis eine Familie Langenkämper aus Röhrmoos übernahm. Die verschwanden dann auch wieder recht schnell, seit Sommer 2020 betreiben Christian und Daniela Pfaller aus Ingolstadt den Brauereigasthof. Ich war bisher noch nicht hingegangen, alldieweil sie es nicht für nötig erachten, ihre Speisekarte auf der ansonsten aufwändig gestalteten Hochglanz-Homepage zu veröffentlichen. Jetzt ergab es sich halt doch. (Versuchen Sie mal, Samstagnachmittag um 15:00 Uhr im Dachauer Land ein Lokal mit durchgehend warmer Küche zu finden!) (Wer einen guten Tipp hat, nur immer her damit!)

Um es vorwegzunehmen: nicht hingehen wäre die bessere Wahl gewesen. Das Interieur ist urig wie eh und je. Im Service waren zwei junge, offensichtlich völlig überforderte, aber ausgesprochen bemühte, nichtsdestotrotz verpeilte junge Damen: mal standen beide im Minuten-Takt an unserem Tisch und fragten nach unserem Begehr, mal ließ sich keine der beiden fünfzehn Minuten lang blicken – obwohl des Lokal am Nachmittag alles andere als voll war –, dann wurde die Bestellung völlig falsch aufgenommen, schließlich kamen Suppe und Hauptgericht gemeinsam, und die Rechnung stimmte hinten und vorne nicht, nicht etwa betrügerisch, sondern nur verpeilt.

Maître Christian Pfaller ist gelernter Koch und betreibt neben dem Maierbräu noch eine eigene Cateringfirma für Kantinen, Jugendherbergen, private Feiern usw. (https://pfaller-catering.de/) in Ingolstadt, da gibt’s dann so typische Gerichte wie ein „Tex Mex Buffet“ mit „Fleischpflanzerl, 1/2 Schachlik (sic!), Mini-Schnitzel, Cevapcici, dazu Reis, Kartoffelgratin, Tzaziki, Fladenbrot und Frühlingssalat“, man kennt sie ja, die typischen Schnitzel und Cevapcici aus der texanisch-mexikanischen Küche, und ob jemand, der „Schaschlik“ noch nicht mal richtig schreiben kann, das dann wenigstens richtig kochen kann? Auf der Speisekarte des Maierbräu jedenfalls steht dieser ganze Sermon von regionalen Lieferanten, ohne Geschmacksverstärker, selbst gemacht, Nachhaltigkeit, Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber. Aber „Dienstag Schnitzeltag“ und „Donnerstag Burgertag“ künden zumeist von unaufhaltsamem Niedergang, fehlt nur noch „Montag All-You-Can-Eat-Buffet“ und Mittwoch „Pizzatag“; mir wäre kein Restaurant in Erinnerung, das sich über Jahresfrist mit solcherlei Verzweiflungstaten gerettet hätte. Dabei ist die Speisekarte im Maierbräu erfrischend kurz: drei Frühstücke (von 09:00 bis 11:00 Uhr), die üblichen Würschtel, ein gutes Dutzend Brotzeiten (darunter ein sympathisches Griebenschmalzbrot für 2,80 EURO), drei Suppen, drei Salate, drei Schweineschnitzel, ein halbes Dutzend Hauptgerichte, darunter allein der Schweinsbraten „typisch bayrisch“, sofern Spare Ribs, Cheeseburger und gebratener Zander (hier isser wieder, mein Freund, der Zander) nicht schon als „typisch bayrisch“ angesehen werden. Bei den fünf vegetarischen Gerichten stechen die Ravioli mit „Steinpilzfüllung und Pilzen“ heraus, vor meinem geistigen Auge sehe ich den Maître, der konzentriert Nudelteig hauchdünn auszieht, derweil Heerscharen von Küchenhilfen frische Steinpilze im März putzen, diese mit anderen Pilzen strecken, um die Masse sodann auf den Nudelteigbahnen zu verteilen und zu Ravioli zu formen (oder wie sonst sollte ich diese Ravioli und das Hausgemacht-Statement auf der Karte verstehen?). Und die Desserts? „Oma’s Kaiserschmarrn“ (mit Deppen-Apostroph), „Lauwarmer Schokoladenkuchen“ und „Apfelkücherl im Bierteig“ habe ich alle schon mal in der 120-er TK-Packung in der Metro gesehen, „Tagesdessert“ gibt’s offenbar keines.

Aber eine seltsame Speisekarte muss ja noch kein Anzeichen für eine seltsame Küche sein, entscheidend ist ja bekanntlichermaßen, was hinten rauskommt. Also, Caros Cäsar Salat ist eine Ansammlung schlecht geputzten Grünzeugs, bei der hausgemachten Herstellung des Cäsardressings wären wir gerne mal dabei. Meine „Feurige Gulaschsuppe“ ist ein dicker Brei, alles andere als „feurig“, dafür aber verdächtig säuerlich, Hauptbestandteil der Einlage sind matschige Karoffelbröcklein, dazu ein paar verkochte, fasrige Fleischstücklein. Das Schnitzel Wiener Art ist tatsächlich aus der Pfanne, nicht aus der Fritteuse, aber ein zerbombter Flatschen Fleisch in labbriger, keinesfalls soufflierter, klebender Panade, der („hausgemachte“!) Kartoffelsalat dazu eiskalt, breiig, übelschmeckend. Der gemischte Salat passt gut dazu. Und Caros Nackenbraten vom Schwein mit Semmel- und Kartoffelknödel? Nun, sagen wir mal so: das Ensemble auf dem Teller machte sie mürrisch. Nach ein paar Bissen schob sie das Ganze beiseite.


Brauereigasthof und Hotel Maierbräu Altomünster
Matthias Rohleder
Pächter: Christian und Daniela Pfaller
Marktplatz 2
85250 Altomünster
Tel.: +49 (82 54) 12 79
Fax: +49 (82 54) 99 87 66
E-Mail: info@brauereigasthof-maierbraeu.de
Online: https://brauereigasthof-maierbraeu.de/

Hauptgerichte von 9,50 € (Semmelknödl mit Rahmschwammerl) bis 16,50 € (Brauereipfandl), Drei-Gänge-Menue von 19,80 € bis 33,30 €

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