Badisches Drama am Rande des Schwarzwaldes

Schon länger wird der Niedergang des Hotel-Restaurants „Waldsägemühle“ am östlichen Rande des Schwarzwaldes nahe dem Flecken Pfalzgrafenweiler beklagt. Wagt der Hungrige trotz der verlockenden Nähe von Baiersbronn und Baden-Baden dennoch den Weg ins idyllisch gelegene Zinsbachtal, – – – so ist er selber schuld.

Trotz Wochenend-Feiertag ist der Parkplatz zwar voll, aber das Restaurant relativ leer. Nach einer recht verlockenden Abendkarte ist die Mittagskarte eher spartanisch-robust gehalten. Hoffnung auf wenige, frische, reelle Gerichte keimt auf. Weit gefehlt. „Hausgemachte Maultaschen zum Mitnehmen, gegen Mehrpreis auch vakuum-verschweißt“, bietet die Karte an; dem Wunsch, zur Mittagszeit eine Maultaschensuppe außerhalb der Mittagskarte zu bekommen, können/wollen Küche und Service nicht nachkommen. Die stattdessen servierte Eierstichsuppe erweist sich als gänzlich kritikunwürdig: kleingeschnittene Stückchen Schaumstoff hätten in der belanglosen Knochenbrühe sicherlich mehr Geschmack entfaltet als diese Einlage. Bei dem Salat von grünem und weißem Spargel mit Rinderfiletscheiben erklärt die sehr jugendliche und sehr gebrochen deutsch sprechende Bedienung, es handele sich um gebratenes Rinderfilet; tatsächlich kommen ausschließlich weiße (keine grünen), halbierte Spargelstangen mit einem sehr durchwachsenen, zu dick geschnittenen, labbrigen rohen Rindercarpaccio unter einer dicken, öltriefenden Vinaigrette mit saueren Gurken und Ei auf den Tisch. Der – alles andere als rosane, vielmehr durch- und totgebratene – Hasenrücken schmeckt penetrant nach dem fetten Spick-Fett, die dazugehörigen Preiselbeeren sind Konfitüre aus dem Glas, die Schrotkügelchen sind das authentischste und auch beste am Hasen. Aus dem Haustopf grinsen im Mai frech die Dosenpfifferlinge in einer belanglos-fetten Sahnesauce mit hilflos winselnden Spätzle, der Feldsalat vom Buffet ist nicht nur schlecht geputzt, sondern jahreszeitlich auch etwas unangebracht, die Salatsauce entpuppt sich als fette, plumpe Alleskillerin auf Sauerrahmbasis mit Trockenkräutern. Die Schreckenslisite ließe sich fortführen; das eine vielleicht noch: schlecht gekühltes Weißbier in 0,3-Liter-Gläsern. Gibt es neben warmem Weißwein ein schrecklicheres Sakrileg? Auch diese Frage wird in der Waldsägemühle beantwortet: ja, es gibt ein schrecklicheres Sakrileg, nämlich stinkende Gästetoiletten.

Soweit zum negativen Teil. Positiv ist nach wie vor das idyllisch gelegene Wandergebiet Zinsbachtal, das allemal einen Ausflug wert ist, bei dem man durchaus auch die Parkplätze bei der Waldsägemühle nutzen sollte. Nur wer davor oder danach Hunger verspürt, der fährt besser direkt weiter nach Kälbersbronn, wo ein sehr engagierter Mâitre im Hotel Schwanen heute noch mehr als in den vergangenen Jahren eine nicht nur bodenständige, sondern deutlich erkennbar auch ambitionierte Küche in angenehmem Ambiente und mit einem nahezu beispielhaften Service junger Damen bietet.

 

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