Autochthone Forellen in Kobarid

Dass ich Slowenien und die Slowenen generell und die Julischen Alpen und das Soča- bzw. Sontig-Tal im Besonderen sehr, sehr mag, habe ich ja schon öfters geschrieben, nicht zuletzt, alldieweil meine Vor-Vorfahren aus dieser Ecke kamen und ich somit auch irgendwo slowenisches Blut in mir trage. Koren war der Geburtsname meine Großmutter väterlicherseits, und in und um Kobarid sind die Friedhöfe voll bis oben hin mit toten Korens – da fühlt man sich doch gleich heimisch. Offensichtlich sind aber nicht alle Korens im Laufe der Geschichte ausgewandert oder totgeschossen worden, viele erfreuen sich bis heute bester Gesundheit und betreiben zum Beispiel einen Campingplatz, weit unten an der Soča, die sich hier tief in den fast weißen Dachsteinkalk gegraben hat. Dort, auf diesem Campingplatz gäbe es weit und breit die aller-aller-besten Forellen, hatte uns Ana  versichert, und sie muss es wissen, schließlich führt sie das beste Restaurant Sloweniens. Schon die Zufahrt zu dem Campingplatz ist abenteuerlich, ein schmales Sträßchen, buchstäblich in den Stein gehauen, kaum dass das SUV darauf Platz hat, rechts ein kleines, schmächtiges, wenig Vertrauen erweckendes Mäuerchen, dahinter geht es mehr als 100 Meter senkrecht hinab zum wilden Fluss, links eine ebenfalls hohe senkrechte Steinwand, die teilweise sogar über das Sträßchen hängt, alle paar hundert Meter eine enge Ausweichbucht für Gegenverkehr, wie man hier mit einem Wohnwagengespann durchkommt, ist mir bis heute ein Rätsel, es muss aber gehen, denn unten am Fluss stehen viele davon, teils auf Kiesbänken direkt am Wasser, teils auf einer Wiese, teils unter Bäumen. Dazu gibt es – wie auf Campingplätzen wohl üblich – kleine Häuschen mit Toiletten, Dusch- und Waschgelegenheiten, ein paar offene Buden mit Essensangebot zur Selbstbedienung, grobe Tische und Bänke auf der Wiese unter Bäumen … und einen großen Grill, an dem ein bärtiger, vielleicht 45-jähriger Mann mit offenem Hemd schwitzend seiner Berufung nachgeht: er grillt Forellen, genau genommen grillt er frisch gefangene autochthone Soča-Forellen, das sind einheimische Forellen, die schon immer so in der Soča lebten und nie mit anderen – schneller wachsenden, Krankheits-resistenteren, größeren, fetteren, anspruchsloseren Forellen-Arten zum Behufe der Nutzen-Optimierung gekreuzt wurden – so wie nahezu alle Forellen, die es hier bei uns in Deutschland gibt. Hier hat sich der Mensch weitgehend aus der Natur rausgehalten, er befischt zwar den Fluss, aber was die Fischlein darinnen machen, das bleibt ganz und gar ihnen überlassen, hier wird nix gepfuscht, optimiert, gekreuzt und Gen-verändert an der Natur. Entsprechend werden die Forellen lebendfrisch vor Ort ausgenommen, die Innereien zurück in den Fluss geworfen (Forellen sind Fleischfresser und offensichtlich auch Kannibalen), nochmals kurz im Flusswasser gespült, mit wenig Salz und Olivenöl beträufelt und sodann auf dem großen Grill mit sehr gut durchgeglühter, schlohweißer Buchenholz-Holzkohle zügig gegrillt, in einer Pfanne daneben braten ständig neue Portionen gekochter Kartoffel-Viertel in Schweineschmalz, das Ganze wird dann garniert mit etwas Zitrone und Petersilie auf einem mit Pergamentpapier bedeckten Sperrholzbrettchen serviert und an den blanken Tischen mit billigstem Aluminium-Besteck verzehrt: einfach nur köstlich …

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