Abi ’90

Zwei Polizisten finden eine Leiche vor dem Gymnasium. Fragt der eine Polizist: „Du für´s Protokoll, wie schreibt man eigentlich Gymnasium?“ Darauf der andere: „Keine Ahnung. Komm, wir schleppen ihn vor die Post!“ Auch ich besuchte dereinst das Tschimnasium. Und es jährt sich mit diesem Erdumlauf zum 25. Male, dass ich als Leuchtfeuer der abendländischen Bildungselite das Bayerische (oho-vor-ehrfurcht-erschauder) Abitur verliehen bekam. Neulich erhielt ich von ehemaligen Schulkameratten, deren Namen ich die letzten zweieinhalb Dekaden erfolgreich verdrängen konnte, ein(e) E-Mail: EINLADUNG ZUM ABITREFFEN.

Als ich die Türschwelle zum „Ehemaligen-Treff“ in einem konformistischen Speiselokal überquere, kommt mir der Spruch „Tempora muntantur et nos in illis mutamur“ in den Sinn. Oder auf deutsch: Gott, sind die FETT geworden! Und auch wenn die meisten über sich und ihre damalige Kleidergröße weit hinausgewachsen sind, so haben sich doch ihre typischen Merkmale nicht verändert. Der Neutronen-Ernstl aus dem Physik-LK trägt immer noch das Erich-Honecker-Gedächtnis-Gestell zwischen den viel zu großen Ohren,  Mauerblümchen Susi Sunkist (from se leisure course English) welkt weiter ungestört vor sich und „Die-Brockdorf-Demo-ist-mir-zu-weit weg-aber-trotzdem-Nein-Danke-zur-Atomkraft“-Aktivist Benno K. (Sozialkunde-LK!!!) ist eigentlich immer noch der geborene Waldorfschüler und hat bestimmt erst heute morgen wieder einen Stein oder zumindest seinen Namen getanzt. Oh, die hl. Andrea („Für mich ist jeder Tag Weltkirchentag“)  hat immer noch dieses friedvolle Lächeln drauf. Gleich frohlockt sie wieder – „kommet und lasset uns eine Gesprächskerze anzünden.“

Apropos, gerade die Mitstreiter deren Namen ich mir schon vor 25 Jahren nicht merken konnte, sind besonders interessiert an meinem Werdegang. Ich fasse mich kurz: „Verh2KinderDiplBetrwFH. Danke fürs Gespräch.“

Hey, unser Blödibert ist ja auch da. Den haben sie doch noch in der Elften mit den besten Wünschen auf den zweiten Bildungsweg geschickt. So tief wie seine Goldkette unterm Seidenhemd baumelt, kam er auch da nie an.  Und doch, so betont er betont unbetont, „steck ich euch Deppen von der Kohle her alle in die Tasche“. Ja, das haben sie uns damals im Wirtschaft-Recht-LK nicht erzählt – dass man auch mit einem IQ zwischen Amöbe und Wimpertierchen so richtig Kies machen kann, zumindest als ehrbarer Immobilienmakler.

Die anwesende Lehrkraft (Kumpeltyp!!!) erhebt routiniert das Glas zum Anstoßen und mancher lächelt routiniert zurück – doch dafür gibt es heute keine guten mündlichen Noten mehr.

Na dann Prost, wir sehen uns in 25 Jahren wieder.

 

PS: Testen Sie Ihr Wissen: Bis zu welchem Abi-Schnitt hat man in Bayern bestanden?
a)     4,0
b)     4,5
c)     4,9

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