Restaurant zur Schlachte im Stadthotel Jever: Trauerspiel mit Ansage

Summa summarum: gesichts- und ambiente-loses Hotelrestaurant mit nettem Freisitz, bemüht norddeutsch-mediterraner Cross-Over-Speisekarte, uns hat es durch die Bank weg nicht geschmeckt.

Es ist ein Kreuz mit dem Essengehen in Jever, wenn der Butt zu hat und man tatsächlich halbwegs authentisch norddeutsch-friesisch-maritim essen will. Bleiben eigentlich nur das Haus der Getreuen als offizieller Brauereiausschank des Friesischen Brauhauses zu Jever direkt neben der Brauerei und das Restaurant an der Schlachte im Stadthotel Jever. Nachdem es im Haus der Getreuen noch nicht einmal Bratkartoffeln gibt und – fast direkt an der Küste – nur zwei Fischgerichte (grätenfreie Scholle, da weiß man schon beim Lesen der Speisekarte, woher die stammt, bestimmt nicht frisch vom Kutter aus der nahen Nordsee) und ansonsten internationalistisch-modernistischen Einheitsbrei, der so viel mit echter friesischer Küche zu tun hat wie ein Fisch mit einem Fahrrad, diesmal also das Wirtshaus an der Schlachte (das sich, um dies vorwegzunehmen, als auch nicht viel besser entpuppt).

Drinnen ist die Schlachte mit modernen 08/15 Restaurant-Standard-Möbeln eingerichtet, aufgeräumt vielleicht, aber Ambiente, gar ein Wohlfühlfaktor will sich nicht einstellen, vor dem Haus ein kleiner bestuhlter Hof, hier lässt es sich in der Abendsonne aushalten. Die Speisekarte gibt sich crossover-mäßig norddeutsch-mediterran: Rote Bete-, Kürbis- und Fischsuppe, dann alles, was sich irgendwie dünn schneiden lässt als Carpaccio, gekrönt von Rindercarpaccio mit Garnelen und Nordseekrabben, acht einschlägige Salate, Meeresgetier mit Nudeln, Meeresgetier mit Risotto, Krabbenrührei, Fischplatte, Kurzgebratenes von Schwein, Rind, Lamm, Huhn, für die Essgestörten typisch friesisch vegetarischer Risotto, vegane Spinatravioli und vegane Rote-Bete-Maultaschen (gewiss alles nicht nur haus-, sondern selbstgemacht). Nicht wirklich prickelnd, aber die verheißenen Bratkartoffeln, Kutterschollen und Krabbenrührei haben uns dann doch zur Einkehr bewogen. Das war ein Fehler.

Krabbenrührei gibt es nicht als halbe Vorspeisenportion, was ja schon mal sehr auffällig ist – sollte hier etwa etwas vorkonfektioniert sein? Was dann tatsächlich serviert wird, ist harte Eimasse mit geschmacklich völlig unbefriedigenden Krabben. Das Hausbrot mit Pesto, Aioli und Guacamole ist mittelmäßiges Brot mit drei belanglosen Dips, wahrscheinlich aus dem großen Eimer. Der Bunte Salat mit Garnelen, Nordseekrabben, Grillgemüse, Parmesan und weißer Tunke geht so, die Nordseekrabben wieder muffig und unbefriedigend. Das Jägerschnitzel ist ein hart und trocken gebratener, panierter Flatschen Schweinefleisch, ertränkt unter und aufgeweicht von einer schleimigen Sauce mit wabbligen Pilzen und Zwiebel darinnen, die Bratkartoffeln dazu ungeschälte, geschnippelte, matschige Drillinge kurz in Fett geschwenkt. Die frischen Kutterschollen sind auffällig klein, vorfiletiert ohne Kopf und Schwanz, was zumindest Zweifel aufkommen lässt, ob die Dinger tatsächlich am Morgen frisch angelandet wurden, knochentrocken-fasrig gebraten, die exakt gleichmäßig tournierten Salzkartoffeln lassen auch nichts Gutes ahnen. Kurzum: uns hat es durch die Bank weg nicht geschmeckt. Das Servicepersonal dazu freundlich, aber alles andere als flott (was auch an einer überlasteten Küche gelegen haben kann), dazu aber schrecklich unkoordiniert, jede Kraft machte anscheinend alles, gleich dreimal kam eine falsche Bestellung an unseren Tisch.


Stadthotel Jever / Restaurant an der Schlachte
Vertreten durch Malte Hülsbeck
Schlachte 3
D – 26441 Jever

Tel.: +49 (44 61) 91 77 – 923
Fax: +49 (44 61) 91 70 – 206
E-Mail: info@stadthotel-jever.de
Online: https://stadthotel-jever.de/

Hauptgerichte von 17,90 € (Schnitzel, Bratkartoffeln, Gemüse) bis 26,90 € (Drei Fischfilets, Nordseekrabben, Queller, Kartoffeln, Senfsauce), Drei-Gänge-Menue von 30,70 € bis 55,60 €

DZ Ü/F ca. 79 € bis ca. 148 (pro Zimmer, pro Nacht)

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