Neulich, da habe ich meinen kleinen Sohn vom Bahnhof abgeholt, nicht vom Hauptbahnhof, sondern von einem Vorstadt-Bahnhof, der mitsamt dem umliegenden Stadtviertel gemeinhin als Problemzone gilt. Hier werden Drogen gedealt, Penner lassen sich auf dem Bahnhofsvorplatz volllaufen, Obdachlose suchen hier temporären Unterschlupf, Damen wie Knaben bieten moralisch fragwürdige Dienste an, Halbstarke schlägern sich regelmäßig, es ist auch schon vorgekommen, dass ein paar Penner ein Mädel vor massiven Belästigungen südländischer Männer mit einem gänzlich anders gelagerten Rollenverständnis gerettet haben, einmal kam das sogar in der Zeitung, aber über sowas spricht man ja nicht, ohne gleich als Nazi beschimpft zu werden, und so blieb es bei diesem einmaligen Bericht, ob es ein einmaliges Ereignis war, würde ich doch bezweifeln. Aber ansonsten leben Menschen in dem Viertel, Alteingesessene und Zugezogene, Kinder gehen zur Schule, Erwachsene fahren zur Arbeit, Hausfrauen kaufen ein, Rentner wackeln mit Rollatoren über die Bürgersteige, es gibt Geschäfte, Kneipen, Ärzte, ein großes Krankenhaus, die Autos auf den Straßen kommen eher aus Rüsselsheim und Wolfsburg denn aus Ingolstadt und Stuttgart, andererseits also auch ganz profanes, fast schon spießiges urbanes Leben. Und zum profanen urbanen Leben gehört nun auch mal ein ganz profaner Supermarkt, wo man Milch, Mehl, Eier und andere Dinge des täglichen Lebens käuflich erwerben kann. Da der Zug meines Sohnes – natürlich!!! – Verspätung hat, beschließe ich, noch gleich die notwendigen Besorgungen für unseren Haushalt zu machen, in einem scheinbar ganz normalen Supermarkt einer der gängigen Discounter-Ketten. Etwas allerdings ist hier anders. Im Supermarkt lungern wenigsten zwei Sicherheitsleute rum, schwarz gekleidet, fette Aufschrift „Security“ auf den Shirts, darüber Warnwesten (was halbwegs lächerlich aussieht). Die Sicherheitsleute sind jung, kaum 25, keine Kleiderschränke, eher schmächtig, ich weiß nicht, ob sie vielleicht Kampfsportarten beherrschen, der Deutschen Sprache jedenfalls sind sie nur bruchstückhaft mächtig, und ihr Auftreten und Benehmen empfiehlt sie nicht gerade unmittelbar für den diplomatischen Dienst oder den Kirchenchor. Trotz der Aufschrift „Security“ bin ich mir noch immer nicht sicher, ob diese Lümmel für die Sicherheit zuständig sind oder selber erhebliche Unsicherheitsfaktoren darstellen. Ich muss unvermittelt an die alten Mafiafilme über Schutzgelderpressung denken, entweder, die Mafia beschützt den kleinen Ladenbesitzer für viel Geld mit ihren Leuten, oder dem Ladenbesitzer werden schlimme Dinge angetan, von denselben Leuten.
Jedenfalls bin ich froh, dass ich in Merkels Neuem Deutschland jetzt auch beim Einkaufen bewacht werde. Früher, unter der Lusche Kohl und den Kuschelsozen Schröder und Schmidt, da war Einkaufen noch gefährlich, marodierende Rentner bei den Kartoffeln, blutrünstige Fleischfresser an der Wursttheke, heimtückische Hausfrauen bei den Waschmitteln, man war ja quasi nirgends sicher in diesen Supermärkten, und der Staat hat auch nichts getan. Aber jetzt ist alles besser, Honeckers Mädchen führt Schritt für Schritt den Überwachungs- und Unterdrückungsstaat ihrer Jugend in ganz Deutschland wieder ein, die Medien sind ohnehin schon lange gleichgeschaltet, und jetzt mehr und mehr Überwachung an allen Ecken und Enden, natürlich nur zu unser aller Sicherheit, wobei ich nicht ganz verstehe, warum gleich die Be- und Überwachung zulegen muss, wo doch Verbrechensrate, Kriminalstatistik und Kriminelle allseits rückläufig sind … oder sollte das nur fake news aus den gleichgeschalteten Medien sein?