Hier die wichtigsten sizilianischen Verkehrsregeln, die ich in den letzten Tagen learning by doing, also auf die harte Tour, lernen durfte, oder, wie man auch sagt, When you are on Sicily, do like the Sicilians do.
- Fahren ohne gleichzeitig ein Mobiltelephon zu nutzen, ist auf Sizilien offensichtlich strafbar; das Schreiben von SMS ist dabei dem profanen Telephonieren vorzuziehen, die ganz hohe Kunst ist es, beides gleichzeitig mit zwei Mobiltelephonen zu tun. Aber die Sizilianer scheinen ein sehr gesetzestreues Volk zu sein, jedenfalls habe ich kaum einen gesehen, der gegen dieses Gesetz verstoßen hätte und ohne die Funke zu benutzen Auto gefahren wäre.
- Der Sizilianer als solches hupt gerne. Wahrscheinlich hat man hier das Energieproblem längst gelöst, und die sizilianischen Autos fahren allesamt mit Hup-Energie.
- Was die Größe der Autos anbelangt, so gilt die Regel „Je klein desto hup.“
- Hupen ist ebenfalls offensichtlich Vorschrift, wenn man mit hoher Geschwindigkeit, ohne zu bremsen und ohne zu schauen, in eine rechts-vor-links Kreuzung oder eine Kreuzung mit Vorfahrt der anderen einfährt.
- Reicht Hupen alleine nicht, so hilft wildes Herumfuchteln mit den Armen in Verbindung mit dem lauten Schreien von Flüchen und Beschimpfungen, bei denen selbst ein gestandener Fuhrknecht bleich vor Schreck würde. Beim Herumfuchteln mit den Armen aufpassen, dass die Funke nicht herunterfällt.
- Fahrtrichtungsanzeiger, vulgo Blinker sind teuer und müssen geschont werden. Ihr Gebrauch ist daher tunlichst zu vermeiden.
- Auch Halteriemen von Fahrrad- und Motorrad-Helmen sind ebenfalls teuer und müssen geschont werden. Daher ist es zu vermeiden, diese Riemen zu schließen, vielmehr sollen sie lustig im Fahrtwind links und rechts vom Helm umherwedeln. Dadurch werden auch die Helme geschont, denn im Falle eines Sturzes oder Unfalls werden sie einfach weit davongeschleudert und nicht durch den Schädelbasisbruch des Fahrers auch noch in Mitleidenschaft gezogen.
- Generell tragen aber ohnehin nur die Weicheier unter den Zweiradfahrern Helme. Der echte Sizilianer als solches trägt keinen Helm beim Fahrrad-, Moped- oder Motorrad-Fahren, ganz zu schweigen von Schutzkleidung.
- Schließlich müssen auch Sicherheitsgurte geschont werden. Deren Gebrauch ist ebenfalls tunlichst zu unterlassen.
- Schwarze Neger auf altersschwachen Fahrrädern ohne Licht müssen Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung befahren, insbesondere solche mit hohem Verkehrsaufkommen und insbesondere des Nachts.
- Zebrastreifen dienen dazu, unbedarfte Bürger, besonders aber Touristen, auf die Straße zu locken, um dann ohne zu bremsen mit dem Auto auf sie draufzuhalten bis sie beiseite springen … oder eben nicht.
- Um solche Dramen zu verhindern, parken gutmeinende Sizilianer die Zebrastreifen auf beiden Straßenseiten dicht an dicht zu, so dass kein Fußgänger eine Chance hat, da durchzukommen und auf die gefährliche Straße zu gelangen.
- Befährt man eine Hauptstraße, so ist es Pflicht, so nah an der Stoßstange des Vordermannes zu fahren, dass garantiert kein anderes Auto dazwischen kommen kann.
- Befährt man eine Seitenstraße und will in eine Hauptstraße einbiegen, so muss man sich zwischen zwei Wagen, die nicht perfekt aufeinander kleben, hineinzwängen. Ab dem Zeitpunkt, ab dem man dem Hauptstraßen-Fahrer den ungeschützten linken Kotflügel darbietet, darf dieser nicht mehr mit seiner Stoßstange hineinfahren und der Seitenstraßen-Einbieger hat gewonnen … einen Platz auf der Hauptstraße.
- Verkehrsschilder wie Geschwindigkeitsbegrenzungen, Halteverbote oder Einbahnstraßen sind pure staatliche Gängelung, an die man sich keinesfalls zwingend halten muss; nämliches gilt für durchgezogene oder gar doppelte Mittelstreifen.
- Rote Ampeln sind lediglich Empfehlungen, zu deren Einhalt niemand verpflichtet ist. Für Mopeds und Motorräder gelten sie prinzipiell nicht.
- Die wenigen ausgewiesenen Radwege sind willkommene zusätzliche Parkflächen.
- Gegenfahrbahnen dienen primär Motorrädern und Mopeds zum Überholen; Gegenverkehr hat da eigentlich nichts verloren.
- Ambulanzen und Feuerwehrautos, die mit Blaulicht unterwegs sind, macht man als Autofahrer so gut es halt geht Platz; nachdem sie vorbei sind, versucht man sofort, sich dranzuhängen und die gebildete Gasse auch selber zum schnellen Vorankommen zu nutzen. Den diversen Polizeien macht man nur lustlos, und wenn überhaupt möglichst langsam Platz. Wider die römischen Büttel!
- Ach ja, und zum Schluss noch: es gibt sechs Arten von Menschen. Zum ersten die Weicheier, dann die Normalos wie Du und ich, schließlich die harten Kerle, die zu Weihnachten nackt ein ausgiebiges Bad im Polarmeer nehmen. Dann gibt es die ganzen harten Kerle, die nach dem weihnachtlichen Bad im Polarmeer mit einem übellaunigen Eisbären ringen und am Ende seine noch warmen Augäpfel lutschen. Die ganz, ganz harten Kerle sind die, die nach Pjöngjang oder Washington fahren und den örtlichen Tyrannen in aller Öffentlichkeit auf die Füße pinkeln. Die einzige Steigerung, die danach an Härte noch möglich ist, das sind die Leute, die in Palermo Fahrrad fahren.