Der Bayern-Hot-Dog

Luc hat seinen 22ten Geburtstag mit seinen Kumpels und Kumpellinen bei uns zuhause in Augsburg gefeiert, er hatte ein einfaches kalt-warmes Bayrisches Buffet bestellt, Hochzeitssuppe mit 6 Einlagen, Würschtl, Kässpätzle, Wurstsalat, Linsensalat (für die Vegetarierinnen), Kartoffelsalat, Buletten, Obadzda, Schokoladenpudding mit Vanillesauce, Bayrische Creme nach Schuhbeck (das Rezept ist wirklich saugut, obwohl ich die mehrfach vorbestrafte PR-Maschine sonst nicht mag) mit zweierlei Fruchtsaucen, Käseplatte mit Obst  (natürlich alles – bis auf die Würschtl und den Käse – selber gemacht), dazu Brezn und Baguette und große Mengen Alkohol. Angesichts dieser kulinarischen Bescheidenheit habe ich dem Kinde zusätzlich ein eigenes Party-Gericht „erdacht“, „erfunden“, „kreiert“, „zusammengestoppelt“ … man nenne es, wie man will. Und sollte es dieses Gericht bereits irgendwo geben, ´tschuldigung, aber ich bin ganz von alleine auf diese Idee gekommen. Was dabei herausgekommen ist, ist mein „Bayrischer Hot-Dog“: eine halb aufgeschnittene Laugenstange, darinnen ein frisch gebratenes Schweinsbratwürstel, frisch frittierte Zwiebelringe, Scheiben von süß eingelegten Gurken, dazu Ketchup, Süßer Senf und Chilisauce, wobei letztere der eigentliche Gag dieses Gerichts ist.

Bis vor kurzem gab es chilisin Augsburg-Lechhausen eine kleine Chilisaucen-Manufaktur, die von ein paar Freaks in ihrer Freizeit in einer alten Metzgerei betrieben wurde. Dort mixten und kochten und brauten sie ganz famose, geschmacklich recht differenzierte Saucen mit den vertrauenserweckenden Namen „Kamikazie“, „Masochist“ und „Suizid“ in den Schärfegraden „höllisch-scharf“, „schmerzhaft-scharf“ und „ungenießbar-scharf“ (das zumindest war meine Meinung zu den Saucen; mein Ex-Weib hingegen bewertete die nämlichen Saucen mit „langweilig“, „pikant“, „eine angenehme Schärfe“ – so unterschiedlich sind die Geschmäcker). Wie dem auch sei, just diese Saucen wollte ich für meinen Bayrischen Hot-Dog verwenden, aber die immer rigideren und willkürlicheren Auflagen der EU-Bürokratie-Verbrecher in Brüssel haben der kleinen Chili-Saucen-Manufaktur den Garaus gemacht (Danke dafür nach Brüssel, dass Ihr Euch so um unser Wohlergehen kümmert: möget Ihr in der Hölle in nämlicher Chili-Sauce schmoren!). Also musste ich auf profane Handelsware zurückgreifen, ich erstand 4 Chilisaucen mit 60.000, 133.000, 180.000 und 234.000 Scoville. Den Bayrischen Hot-Dog mit ein paar Tropfen der Sechzigtausender nenne ich „Preuss“, den mit der Hundertdreiunddreißigtausender „Madl“, den mit der Hundertachtzigtausender „Bursch“, den mit der Zweihundertvierunddreißigtausender schließlich „Mannsbild“. Bei diesen Schärfegraden muss man wirklich auf die Dosierung achten: ein paar Tröpfchen reichen vollends, sind aber vielleicht schon zu viel. Eine viertel Million Scoville kann durchaus gesundheitliche Probleme oder gar Schäden hervorrufen, also: Vorsicht, nicht rumalbern mit so etwas!

Diese Hotdogs bot ich nun der Runde an und fragte einen Jeden und eine Jede, welche Schärfestufe denn gewünscht sei. Die Klugen und die Mädels wählten allesamt „Preuss“ oder „Madl“, ein paar Mutige entschieden sich für „Bursch“, und einige Verwegene bestellten tatsächlich „Mannsbild“. Es kam wie es kommen musste, im Prinzip mundete der Bayrische Hot-Dog allen, nur die Verwegenen versammelten sich alsbald weinend und schnaufend in der Küche, um unseren gesamten Milchvorrat auf einmal zu leeren … (Wasser oder Bier taugen bei einem vor Schärfe brennenden Maule nicht, alldieweil der Chili-Schärfewirkstoff Capsaicin nicht wasser- sondern nur fettlöslich ist, daher helfen Milch, Joghurt oder Käse am besten gegen Schärfe.)

Die Bayrischen Hot-Dogs sind ab sofort ein Standard-Gericht bei uns für Festivitäten …

 

 

Zutaten: (für je einen Bayrischen Hot-Dog)

  • 1 Laugenstange
  • 1 Schweinsbratwürstel
  • 1 guter Eßl. frisch frittierte Zwiebelringe
  • 1 Liter Öl
  • 2 – 3 Längs-Scheiben von süß eingelegten Gurken (ungefähr so lang, dass die gesamte Laugenstange abgedeckt ist)
  • 1 knapper Eßl. Süßer Senf
  • 1 knapper Eßl. Ketchup
  • Ein paar Tropfen Chilisauce nach Wahl (Tabasco-Sauce eignet sich hier nicht, die ist nämlich sauer)
  • Milch je nach Schärfe der Sauce und Härte des Essers / der Esserin

 

 

Zubereitung:

  • Zwiebel(n) schälen, in ca. 3 mm dicke Ringe hobeln
  • Zwiebelringe portionsweise in einem hohen Topf in heißem (aber nicht rauchendem) Öl frittieren (Vorsicht, die Zwiebeln schäumen beim Einlegen ins heiße Öl auf, also unbedingt einen hohen Topf nehmen und immer einen passenden Deckel in der Nähe haben, sollte das Öl anfangen zu brennen!)
  • Gebräunte Zwiebeln mit der Schaumkelle aus dem Öl heben, auf reichlich Küchenpapier entfetten (nochmals Obacht: die Zwiebeln garen außerhalb des Frittierfetts noch weiter und dunkeln etwas nach, also bereits etwas früher aus dem Fett nehmen, kurz bevor sie die gewünschte Bräunung erreicht haben)
  • Laugenstange knusprig aufbacken
  • Schweinsbratwürstel braten
  • Laugenstange längs zu dreiviertel aufschneiden, aufklappen, Gurkenscheiben an eine Seite legen, Schweinsbratwürstchen in die Mitte, Süßen Senf und Ketchup auf dem Würstchen verteilen, vorsichtig (vorsichtig, sapperlott!) mit Tropfen von Chilisauce würzen, mit reichlich frisch frittierten Zwiebeln toppen, in eine Serviette geben, sofort zum Verzehr servieren / übergeben
  • Milch bereit halten

 

Die Maßeinheit Scoville für Schärfe geht übrigens zurück auf den Pharmakologen Wilbur L. Scoville. Der Scoville-Wert gibt ursprünglich an, mit wie viel Wasser eine scharfe Substanz vermischt werden muss, bis man keine Schärfe mehr schmeckt. Demnach müsste man 1 Liter der Chili-Sauce mit 234.000 Scoville mit eben 234.000 Liter Wasser vermengen, um keine Schärfe mehr zu schmecken. Herkömmliche Tabasco-Sauce hat übrigens 2.500 bis 5.000 Scoville, reines Capsaicin 15.000.000 bis 17.000.000 Scoville.

 

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