Zugegeben, Le Hohwald ist das, was man gemeinhin als A… der Welt bezeichnet: hinter Straßburg durch das Elsässische Weinanbaugebiet, vorbei an Barr, dann immer den Berg hoch in die Vogesen, nach einer halben Stunde Fahrt erreicht man schließlich Le Hohwald, ein kleiner, verschlafener Ort, der wohl früher einmal bessere Zeiten gesehen hat. Heute gibt es noch einen Bäcker, zwei Restaurants und ein paar Gasthöfe, sonst nix, aber auch rein gar nix. Aus diesen – besseren – Zeiten stammt das Grand Hotel, ein wunderschöner, alter Kasten, behutsam renoviert, aber der Zahn der Zeit nagt bereits wieder mit deutlichen Spuren. Modern, aber stilvoll und funktional eingerichtete Zimmer, richtiges Bettzeug und nicht nur – wie meist in Frankreich üblich – mehr oder eher minder saubere Decken ohne Berzug und dazu ein Laken, mit dem man sich unter der Decke betten soll, hier und da bröckelt der Putz, schimmelt der Holzwaschtisch im Bad (welcher Hirni bon Architekt mag auf die Idee gekommen sein, Holz ums Waschbecken zu verbauen?), aber alles in allem ist es sauber und freundlich – und unendlich ruhig.
Das Frühstück in dem etwas zu saalartig geratenen Speisesaal ist für französische Verhältnisse in Ordnung, sofern man warmgehaltene Rührei-Pampe aus dem Tetrapack und aufgebackene Brötchenbacklinge (und das im Lande des Baguettes!) mag. Das großspurig angekündigte Abendmenue im Hotelrestaurant ist regelmäßig lausig. Macht aber nichts, drei Minuten die Straße hinunter ist ein recht gutes französisches Lokal, drei Minuten die Straße hoch ist eine geniale Lokalität, die sich zwar als Pizzeria darstellt, in Wahrheit aber einen der besten Flammenkuchen weit und breit macht, auch die Foie Gras oder die Choucroute sind hervorragend, und am Tresen stehen Eingeborene beim Wein, die manchmal sogar noch Elsässisch – jene famose, aussterbende Mischung aus Französisch und Deutsch – sprechen.
Das Hallenbad des Grand Hotel ist klein, aber sehr schön, Sauna und Hammam müffeln ein wenig. Der Hotelgarten – mehr eine Wiese – hinter der Haus im Sommer wunderschön, die Hotelbar ist an Häßlichkeit (jetzt haben sie auch noch eine Eistruhe hineingestellt – wie gemütlich!) kaum zu übertreffen, Barkeeper gibt’s keinen (das macht in der Regel der Rezeptionist nebenher), aber für einen Pastis reicht‘s.
Man fährt nach Le Hohwald der Ruhe wegen: endlose Wälder, wandern, erholen, und wenn man was sehen will, ist man in je +/- einer Stunde in Straßburg oder Colmar oder Nancy und in einer halben Stunde mitten auf der Elsässischen Weinstraße (hicks). Man darf in Le Hohwald nicht – wie der Name vermuten ließe – ein „Grand Hotel“ erwarten, es ist mehr ein schöner Landgasthof mit Hallenbad und miesem Essen in toller Lage. Einzig und allein die Musik ist grauslig: eine einzige Free-Jazz-CD mit jaulenden Saxophonen und grausamen Disharmomien, die Tag und Nacht im Hintergrund gespielt wird. Beschwert man sich bei der Rezeption, wird die Musik brav ausgeschaltet – und läuft eine halbe Stunde später wieder.