Verarscht in Appenzell

Die Schweiz ist schön, fast überall. Die Gastronomie in der Schweiz ist gut, meistens zumindest. Die Gastronomie in der Schweiz ist teuer, immer. Wenn jetzt die ohnehin schon chronisch schöne Schweiz noch schöner als schön wird, zum Beispiel in der sanften Berglandschaft Innerrhodens und den verwinkelten kleinen Gässchen der winzig kleinen Altstadt Appenzells – das mit dem gleichnamigen Käse und einem Großparkplatz neben der winzig kleinen Altstadt – dann heißt das nicht zwangsläufig, dass parallel die generell ohnehin schon gute Gastronomie ebenfalls nochmals besser wird. Eher das Gegenteil. Eher exakt das Gegenteil. Was aber wiederum nicht heißt, dass die nicht ganz so gute Gastronomie dann auch nicht ganz so teuer wäre. Eher das Gegenteil. Eher exakt das Gegenteil.

Da fahren wir zurück von Zürich, nicht auf der Einser Autobahn, sondern parallel, weiter südlich, über Land, auf kleinen Sträßchen, durch sanfte Hügellandschaften, im Hintergrund die Berge, vorbei an hübschen Dörfchen, satten Weiden, romantischen Weihern, fetten Äckern, properen Gehöften – noch mehr Idylle würde weh tun. Zur Mittagszeit erreichen wir Appenzell. Der ganz große Hunger ist noch nicht da, wäre des Mittags bei 30 Grad auch unangebracht, aber eine leichte Kleinigkeit wäre nicht schlecht. Wie alle, die neben uns auf dem innerdörflichen Großparkplatz stehen – fast nur Schweizer Kennzeichen – bummeln wir zuerst durch’s Dorf, bewundern die netten alten Häuser, kaufen vakuumierten Käse und Appenzeller Kräuterlikör für die Lieben daheim, nur die alpinen Schneekugeln made in China und die Schneidebrettchen mit eingebrannten Sinnsprüchen lassen wir in den Läden stehen, setzen uns sodann in vor eine der zahlreichen Wirtschaften – genaugenommen scheint jedes Haus der Appenzeller Innenstadt ein Wirtshaus und / oder einen Souvenirladen  zu beherbergen – und ordern je eine Kleinigkeit: eine Portion Appenzeller Käse für 14,50 CHF und einen Wurstsalat einfach für ebenfalls 14,50 CHF (ca. 13,50 EURO). Was dann kommt ist denkwürdig: vier winzige Scheiblein Appenzeller Käse mit einer achtel Tomate, einer Scheibe von einer Sauren Gurke und ein Zweiglein Petersilie. Und der Wurstsalat besteht aus keinen 100 Gramm grob geschnittenen Brocken einer billigen Fleischwurst auf ein paar Salatstückchen und immerhin zwei achtel Tomate (aber ohne Gurke und Petersilie) unter ein paar Spritzern einer übel-künstlich schmeckenden, weißlichen, industriellen Fertigsauce. Mit drei Getränken wollten die für den Mist am Ende fast 50 EURO. Hübsch will halt auch bezahlt sein.

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