Über den Wolken

Hinflug. Die Koffer wurden zu Hause auf der Badezimmerwaage erfolgreich für den Check-in gewogen. Jetzt geht´s rein in den Flieger und ab in den Süden. Zu Beginn werden wir an Bord mit den Sicherheitsbestimmungen vertraut gemacht. Wenn die Stewardess hübsch ist, werden die Männerhälse lang und man schaut schon mal etwas genauer hin, wo das Schlauchboot unter dem Sitz verstaut ist. Doch die Dame, die heute vorturnt, wirkt eher wie Doris Day nach der vierten Valium. Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, korreliert das Aussehen der Flugbegleiterinnen direkt mit dem Flugpreis. Als ich mich gerade frage, ob dieser Gedanke nicht etwa frauenfeindlich ist, klingelt irgendwo ein Handy. Hoffentlich nicht meins.

Dann eine Durchsage: „Hier spricht Ihr Flugkapitän, Rolf Zukowski. Ich mache gerade eine Umschulung vom Arbeitsamt. Die Reiseflughöhe beträgt 33-tausend Fuß.“ Während ich noch rechne wie viel das in Fahrenheit ist, vertieft mich meine Sitznachbarin energisch in einen einseitig geführten Dialog: Herta B. aus Bottrop – sie führt dort ein Damenmodengeschäft für Übergrößen – mit dem klangvollen Namen „Elephantissima“. Der Sitz wird noch etwas enger.

Dass im Flugzeug nicht mehr geraucht werden darf, macht manche nervös – Raucherentwöhnung à la Neckermann nennen das Insider. Hinter mir stößt ein zwangsentwöhnter und entnikotinierter Kettenraucher im Sekundentakt gegen meine Rückenlehne. Anscheinend ist sein Nikotinpflaster verrutscht. Demonstrativ schmökere ich minutenlang im Bordjournal die Seiten mit den Duty-Free-Zigarettenstangen durch. Mal schauen, ob er gleich auf der Toilette den Rauchalarm auslöst.

Da ich zu geizig war, zwei Euro für den Kopfhörer zu investieren, schaue ich mir halt ohne Ton die amerikanische Schnulze mit Julia Lopez oder Jennifer Roberts oder so ähnlich an. Auch ohne Geräusch kriege ich alles mit und die Hauptdarstellerin findet am Schluss ihren Traumprinzen und alles wird gut. Endlich nähert sich der kleine Flieger auf dem Monitor dem Zielort. Applaus Applaus. “Bitte bleiben Sie noch so lange angeschnallt, bis wir unsere endgültige Parkposition err…“ klackklackklackklack klingen von überall her die Gurtschnallen. Schnell rausdrängeln – auf die Koffer hoffen – zwei Wochen unter südlicher Sonne rösten. Dann Rückflug. Dasselbe wie oben – nur in Braun.

 

PS: „Elephantissima führt auch bequeme Übergrößen für längere Flüge“ – den beklemmten Sitznachbarn freuts.

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