Touristen-Nepp-Fallen gibt es viele, landauf, landab, europaweit, weltweit, überall harren doofe Touristen darauf, ihr sauer verdientes Geld an windige Geschäftemacher zu verlieren, sei es in Form von Hotels, Restaurants, Casinos, Souvenierläden, Abzockereien sonstigen Kalibers. Ohne Neid muss ich zugeben, dass einer der Großmeister dieses Gewerbes in Krumau in Böhmen ansässig ist, das Restaurant … mit Terrasse direkt am wunderschönen historischen Marktplatz. Die Speisekarte ist bereits mehrsprachig (ganz auf Touristen ausgelegt), aber immerhin werden echte böhmische Spezialitäten wie Slikova (ein gebeizter Rinderbraten in einer Art passierten Gemüsesauce) mit Böhmischen Knödeln oder Liwanzen angeboten. Augen zu und rein, der Tourist dürstet nach authentischer lokaler Küche. Es dauert Ewigkeiten, bis die mufflige Bedienung grußlos die schmuddlige Speisekarte bringt, nochmals zwei Ewigkeiten, bis sie die Getränke aufnimmt, drei Ewigkeiten, bis die Getränke kommen, vier Ewigkeiten, bis die Speisewünsche aufgenommen werden, acht Ewigkeiten, bis der erste Teller auf dem schmudligen Tisch steht. Also: Gulaschsuppe fast frei von Fleisch, dafür reichlich Wasser mit Mehl angedickt, dazu Kümmel und Majoran und Unmengen muffig schmeckender Kartoffelstücke; Slikova zäh und sehendurchzogen, Glutamatsauce, aufgewärmte Convenience-Böhmische-Knödel; Goulasch ebenfalls zähe, fette lauwarme Fleischklumpen, dazu aufgewärmte doppel-gräuliche (von Farbe und Geschmack) Kartoffelstücke. Die Bitte um Salz wurde von der tumben Bedienung mit „Ja-ja“ quittiert (ich warte bis heute darauf). Als wir – noch immer nicht klüger – um 20:40 Uhr Palatschinken zum Dessert bestellen wollten wurde uns gesagt, die Küche schließe um 21:00 Uhr, wir seien zu spät. Und als wir nach 30 Minuten Warten noch immer keine Bedienung zum Zahlen erwischt hatten ging ich in das Lokal, die beiden Bedienungen saßen hinter dem Schanktresen auf dem Boden, rauchten und tranken, auf dem Tresen vielleicht sechs Teller mit fertigen, unservierten Speisen (darunter Palatschinken).
Summa summarum: Stalin hätte seine Freude an der Dienstleistungsmentalität dieser Personen, McDonalds hat seinen Meister in Sachen widerliches Convenience gefunden, wenn die Weight Watchers gute Gründe brauchen, nicht mehr zu essen, sie finden sie hier, und wenn es einen rächenden Gott des guten Essens und der Gastfreundschaft gibt, so werden diese Verbrecher im Krumlovska Fontana keine Gnade finden.