Persönlich – das sei vorweggeschickt – tue ich mich immer etwas schwer mit Berichten über asiatische Lokale. Sicherlich habe ich im Laufe der Jahrzehnte schon den Gegenwert eines erklecklichen Automobils in Asiatischen Lokalen rund um den Globus gelassen, sicherlich war ich auch schon das eine oder andere Mal hier und da in Asien. Aber was heißt das schon? Ein Koreaner, der zehn Jahre in Norwegen gelebt hat, kann der eine fundierte Ahnung von Portugiesischer Küche haben? Und Asien ist nochmal geringfügig größer und wahrscheinlich auch vielfältiger als good old Europe. Wir alle, als weitgereiste, weltgewandte, polyglotte Frequent Traveler lachen müde über den alten Blondinen-Witz „Egal, ob New York, Rio oder Tokio, Hauptsache in Italien.“ Diesen Witz könnte man auch kulinarisch abwandeln: „Egal ob Samgyeopsal, Phở Bò oder Dum Aloo, Hauptsache Chinesisches Essen.“ (Wobei es „die“ Chinesische Küche ebenfalls nicht gibt, kein Wunder bei der Größe und Geschichte dieses Reiches!) Das heißt, ich habe nicht wirklich Ahnung von Asiatischer Küche; ich habe noch nicht einmal ein halbes Jahr in Bombay gelebt oder zehnmal auf Bali Urlaub gemacht, dass ich wenigstens behaupten könnte, ich hätte ansatzweise fundiertere Erfahrungen in Indischer oder Balinesischer Küche. Also, Klappe halten? Nö. Ich maße mir jetzt nicht an, zu urteilen, ob das Essen gut oder schlecht ist, ob die Zutaten korrekt sind oder nicht, ob die Würzung authentisch ist oder nicht, aber ich maße mir an, zu sagen, ob mir das Essen geschmeckt hat oder nicht, ich maße mir an, zu sagen, ob die Zutaten frisch und qualitativ ok sind, ich maße mir an, zu sagen, ob Garpunkte halbwegs getroffen wurden, ich maße mir an, zu sagen, ob die Bedienung flott, freundlich, beratungskompetent ist oder lahm, unfreundlich und maulfaul (oder der Landessprache nicht mächtig), ich maße mir an, zu sagen, ob das Restaurant sauber ist, und schließlich maße ich mir an, zu sagen, ob mir der Schuppen als solches gefällt.
Seit Anfang des Jahres gib es in Augsburg das Saigon Village im Domviertel. Die Einrichtung ist eher minimalistisch-modern, Asia-Kitsch fehlt völlig, nur ein paar Dämpf-Körbe hängen sinnbefreit an und über dem Schanktresen, an den Wänden ein paar große, gut beleuchtete Photographien asiatischen Lebens, blanke Tische, schwarze Hocker ohne Lehne (nicht jedermanns Sache), im Sommer ein paar Tische vor dem Haus, insgesamt entspricht das Ambiente eher einer asiatischen Garküche als einem altdeutschen Restaurant, warum auch nicht? Nach anfänglichem Chaos beim Service hat der sich zwischenzeitlich professionell und sehr freundlich eingependelt. Alle Speisen werden frisch zubereitet, die Suppen sind kräftig, das Fleisch saftig-zart, die Garnelen weich, das Gemüse knackig-frisch, furiose Würzungen mit Koriander, Chili, Zitronengras, Knoblauch, Ingwer (wobei ich persönlich mir zuweilen eine etwas weniger verhaltene, stärkere Abschmeckung wünschen würde), das ist alles sehr lecker. Dass viele Gerichte auf Bananenblättern serviert werden und auf Bambuskörbchen, mag vielleicht landestypisch sein und hübsch aussehen, mich plagen dabei immer hygienische Bedenken. Aber ansonsten alles tadellos, sauber, aufgeräumt, saubere Toiletten, keine Küchengerüche, … das passt alles. Zusammenfassend kann ich hier sagen, mir gefällt das Saigon Village in Augsburg, und zwar sehr, und ich esse gerne dort. Reservierung ist zwischenzeitlich empfehlenswert, was ebenfalls für die Qualität spricht.
Saigon Village
Quy Thi Khana Tran
Auf dem Kreuz 19
86152 Augsburg
Tel.: +49 (8 21) 50 47 63 59
E-Mail: info@saigonvillage.de
Online: http://saigonvillage.de/?page_id=1824
Hauptgerichte von 7,90 € (Reisfadennudeln mit Tofuwürfeln) bis 15,50 € (Wasserspinat mit Großgarnelen, Knoblauchsoße, Reis), Drei-Gänge-Menue von 16,70 € bis 25,90 €