Neulich im Biergarten …

Es war in den schrecklichen Tagen, als der grausame Inzidenz noch weite Teile der zivilisiert genannten Welt beherrschte. Doch in manchen Gegenden bröckelte seine brutale Macht vor der Zeit. Und so begab es sich im Mai – gemeinhin auch Wonnemonat geheißen –, dass die Straßencafés, Außenrestaurants und Biergärten in der weißbierbrauenden Stadt Erding, prosperierend am Flughafen des seligen Franz Josefs gelegen, sich dem Schließungsdiktat der Inzidenz-Schergen entziehen konnten und öffneten, einfach so ihre Pforten öffneten, ohne Impfbuch und Genesungsnachweis, gleichwohl noch immer mit gehörigem Ab- und Anstand.

Also strömte auch ich getrieben von Vorfreude und monatelangem Entzug in die alte Herzogstadt, dass ich mich auf’s Trefflichste bewirten ließe bei den Weißbierbrauern. Als ich schließlich zwischen all den Provinz-Posern mit ihren PS-starken Schwanz-Ersätzen mit Auspüffen wie Ofenrohre auf dem Hauptsträßchen einen Parkplatz gefunden und mich zum Brauhaus durchgeschlagen hatte, erwartete mich nicht Gastfreundschaft, sondern Ernüchterung. Vor dem hermetisch abgeriegelten Gastgarten eine lange Schlange geduldig Wartender mit ihren weißen Maultäschchen vor den potentiell infektiösen Fressen. Im bereits ausgedünnt bestuhlten Gastgarten vielleicht jeder dritte Tisch besetzt. Trotzdem ignorieren die – nicht unterbesetzten – Bedienungen die Schlange der Wartenden, nur dann und wann werden willkürlich ein paar der Einlass Begehrenden herbei gewunken und ihnen einer der zahlreichen leeren Tische zugewiesen, nicht etwa, um sie sodann alldorten zu bedienen, sondern vorrangig, um sie dort erstmal einfach unbeachtet sitzen zu lassen, durstig und hungrig wie sie sind, schließlich wollen die Gäste ja was und nicht die Bedienungen, also sollen sie sich gefälligst bescheiden. Es ist doch schön, wenn dieses nostalgische DDR-Feeling wieder hochkommt, kollektives Schlange-Stehen, arrogante, unterforderte, selbstherrliche Bedienungen, wütende Dankbarkeit, wenn man eingelassen wird. Irgendwann sind wir dann dran und bekommen unseren Tisch zugewiesen. Zugegeben, die Sonne scheint, es ist warm und das Bier – wenn es denn mal kommt – ist süffig. Der Rest ist ein kulinarisches Trauerspiel, trotz der ohnehin radikal verkürzten Speisekarte.

Der Schweinsbraten sind zwei dicke Scheiben furztrockenes Fleisch in einem dünnen, hellbräunlichen Sößchen, von dem ich nicht weiß, wie man das ohne künstliche Hilfsmittel aus einem Schweinsbraten herausbekommen sollte, dazu drei Scheiben gebratener, ebenso furztrockener, weitgehender geschmackfreier Breznknödel und ein Löffelchen suspekt schmeckenden Krautsalats. Der Spargel ist schlecht geschält, weitgehend geschmacklos (ich tippe auf Folien-Ware) und breiig zerkocht. Wenn die Hollandaise dazu selbst gemacht ist, heiße ich Claudia und tanze die Fandango … (frei nach Klaus Hoffmann). Das Schweineschnitzel schließlich ebenfalls wahrscheinlich blasse, wässrige Convenience-Ware aus der Fritteuse mit weitgehend kalten, meist blassen, teilweise verbrannten, aber immer fetten Kartoffelscheiben, das nennt man hier Bratkartoffeln.

Auf dem Weg zurück zum Wagen überlege ich mir wirklich, ob der Inzidenz wirklich so grausam ist, wie er scheint, oder ob er uns nicht vielmehr monatelang gnädig und weitsichtig vor solchen kulinarischen Fiaskos bewahrt hat.

Gasthaus zum Erdinger Weißbräu in Erding
Lange Zeile 1-3
85435 Erding
Tel.: +49 (81 22) 88 00 10
Email: erding@hotels-erdinger.de
Internet: www.gasthauserdinger-erding.de


Pianka Service GmbH
Am Steinfeld 7
85469 Walpertskirchen
Tel.: +49 (89) 7 41 27 46 14
E-Mail: erding@gasthaus-erdinger.de

Hauptgerichte von 10,50 € (Kässpatzn) bis 20,90 € (Steak mit Beilagen), Drei-Gänge-Menue von 20,40 € bis 31,00 €

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One comment

  1. Claudia Pollmann

    Wahrscheinlich haben sie recht. Die letzten Monate haben uns wirklich vor einigen recht unsäglichen Essen in diversen Gaststätten bewahrt. Letzen Sonntag war ich im Waldgasthaus meiner Wahl – der Wirt samt Familie wirkte sehr angespannt und unfreundlich. Der Ober jammerte das er das Arbeiten nicht mehr gewöhnt sein und jetzt sicher Muskelkater bekommen …. irgendwie habe ich mir das auch etwas anders vorgestellt. Aber es kann nur besser werden 😉 …

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