Marginalie 53: Achtung vor Lebensmitteln

Samstagmittag, Rückkehr von einer zehntägigen Reise, erschöpft, glücklich auch, es waren schöne Tage, Taschen hochtragen, dazu die 18 Kisten Wein von der Mosel, die 2016er von Boch sind wieder der Hammer, Heizung hochfahren, Maschine Wäsche reinwerfen, noch schnell zum Supermarkt, die Basics – Milch, Butter, Eier, Jogurt, Obst, Gemüse, …, natürlich auch Blumen  – einkaufen, richtiges Brot gibt’s eh nicht im Supermarkt, ist aber wohlweißlich hinlänglich eingefroren, das ganz normale Heimkehr-Prozedere also. Maschine läuft, Eisschrank, Gemüse- und Obstfach wieder hinlänglich befüllt, Zisch-Bier unter den letzten warmen Sonnenstrahlen des Abends auf dem Balkon, runterkommen, Wochenend-Martini, dazu Post, natürlich Rechnungen, Scheiße, schon wieder Öffentlich-Rechtliche-Zwangs-Gehirnwäsche-Abgabe, und keine Chance, sich dagegen zu wehren, Geburtstagsgrüße, geänderte Depotführungs-Kosten der Bank, die wöchentlichen Werbe-Käseblättchen, Prospekte und Werbe-Briefe, … alles eigentlich wie immer.

Dann zweiter Blick in den Kühlschrank beim Frühstück-Machen am Sonntag. Da sind 14 Eier, das Mindesthaltbarkeitsdatum seit 3 Tagen abgelaufen. Eigentlich haben wir einen Deal mit unserer Haushälterin, wenn wir länger wegfahren, nimmt sie alle Lebensmittel, die bis zu unserer Rückkehr nicht mehr haltbar sind, für den Eigengebrauch mit. Aber diese Eier muss sie wohl übersehen haben. Kann passieren, keine Katastrophe. 3 Tage über dem MHD, die Eier sind jetzt bestimmt nicht giftig. Und wenn ein Ei verdorben ist, dann riecht man’s wahrlich. Warenwert vielleicht 5 EURO, aber wegwerfen kommt nicht in Frage, sind schließlich Lebensmittel, obwohl ich in Restaurants regelmäßig Teller mit weitaus größeren Warenwerten darauf zurückgehen lasse, meistens ziemlich sauer und/oder enttäuscht.

Also, Sonntag, eigentlich auf Rumgammeln und Nixtun gepolt, aber 14 Eier, die wegmüssen. Für den legendären Zehn-Eier-Kuchen sind 14 Eier zu viel, ergo bleibt wohl nichts anderes übrig als Spätzle. Eine Stunde später sind dann auch 14 Portionen Spätzle fertig und eingefroren und die Eier weg. Keine große Sache, würde Kim Possible sagen. Aber heute, im Zeitalter des hedonistischen, urbanen Gutmenschen werden solche Selbstverständlichkeiten schon als ökologisch-nachhaltige Großtaten gefeiert. Generell sollten Lebensmittel so bevorratet werden, dass sie nicht verderben, und weggeworfen sollten Lebensmittel nur werden, wenn sie wirklich verdorben sind und nicht nur das MHD ein paar Tage abgelaufen ist; und wenn Lebensmittel nicht mehr ganz frisch sind, findet sich immer noch eine nahrhafte Verwendung jenseits des Tierfutters oder gar Mülleimers. Früher, als die Leute noch echten Hunger kannten, und nicht nur dieses Luxusgefühl der Abnehm-Diät, war es selbstverständlich, alles Essbare auch zu verwerten, und meine beiden Großmütter wären mir wohl – ganz zurecht! – als wütende Geister erschienen, hätte ich diese Eier nicht sinnvoll verwertet. Aber diese Selbstverständlichkeit findet sich dieser Tage fast nur noch bei den Leuten, die wirklich auf den Pfennig achten müssen, ansonsten ist der Umgang mit und die Achtung vor Lebensmitteln heute oft wirklich zum Kotzen. Weltweit landen jährlich 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel auf dem Müll, in Europa und Nord-Amerika schmeißt jeder Verbraucher im Durchschnitt 105 kg oder rd. 20% aller gekauften Lebensmittel pro Jahr unverbraucht weg. Es ist eine Schande.

P.S.: Ein Päckchen Backpulver von 50 ml herber Weißwein auf 10 Eier Spätzleteig machen den Spätzle zum einen herrlich fluffig und zum anderen doch etwas kernig, eine tolle Konsistenz.

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Natürlich alles in Handarbeit …
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